Beilngries
Am Grab der Verwandten

Bürger aus der Region gedenken auf Soldatenfriedhöfen in Italien ihrer gefallenen Angehörigen

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Nicht vergessen: Auf dem Soldatenfriedhof von Pomezia hat Bernd Nester (kniend) zusammen mit Martin Zucker (von links), Heribert Fehlner, Franz Meyer und Karl Metz den 1944 gefallenen 19-jährigen Fallschirmjäger Max Nester geehrt. - Foto: Nester

Beilngries (nes) Eine Fahrt des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat jüngst nach Italien geführt. Teilnehmer aus der Großgemeinde Beilngries und aus Dietfurt gedachten dabei Angehöriger und Bekannter, die bei den Rückzugskämpfen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges dort gefallen sind.

An der achttägigen Fahrt beteiligten sich Heribert Fehlner vom Leitenhof in Zell, Franz Meyer aus Wolfsbuch, Karl Metz aus Aschbuch, Bernd Nester aus Beilngries und Martin Zucker aus Kevenhüll. "Es ist, als ob man eine Schuld abträgt, wenn man vor den Gräbern von Familienangehörigen oder Bekannten steht und an ihre fast vergessenen Opfer im Zweiten Weltkrieg denkt", sagte Nester. Seine Motivation für die Fahrt war der Besuch der Grabstätte von Max Nester, mit dem eine Seitenlinie der Familie ausgestorben ist. Dank des von Hans Ottmann akribisch erstellten Totenbuchs der Krieger- und Soldatenkameradschaft Beilngries-Hirschberg und den Nachforschungen des Volksbundes war es Bernd Nester möglich, mit Max Brand, Hans Maul und Hans Neumüller drei Beilngrieser ausfindig zu machen, die ebenfalls in Italien ihr Leben lassen mussten.

Reiseleiter war Oberstleutnant der Reserve Kaspar Becher, Vorsitzender des Bezirksverbandes Oberpfalz des Volksbundes in Regensburg, der mit einem beeindruckend umfassenden Wissen Einblicke in die Geschichte gewährte und zusätzlich mit Erläuterungen aus Kunstgeschichte und Kultur die gesamte Fahrt bereicherte. Die Grundnahrungsmittel des Landes waren mit ausgedehnten Weingärten, Hartweizenfeldern und Olivenhainen unübersehbar. Ein Thema war der Verlauf des Krieges nach Nordafrika mit den Rückzugsgefechten in Sizilien und auf dem Festland bis zur Kapitulation der deutschen Truppen am 2. Mai 1945.

Hauptziele der Reise waren die Soldatenfriedhöfe mit ihren Kriegstoten in Costermano bei Garda, am Futa-Pass im Apennin, bei Pomezia südlich von Rom und in Monte Cassino. Sichtlich ergriffen stand Heribert Fehlner vor dem Grab seines Onkels Andreas Fehlner, der nach dem Sterbebild "Bauerssohn von Zell, Obergefreiter in einer Fallschirmjäger-Kompanie im Alter von 25 Jahren nach fünfjähriger Dienstzeit in Italien gefallen" ist. Franz Meyer ehrte seinen Onkel Anton Meyer, der als Obergefreiter 22-jährig kurz vor Weihnachten 1943 gefallen ist, und Bernd Nester seinen Verwandten Max Nester, der 19-jährig als Grenadier in der Fallschirm-Panzer-Division "Hermann Göring" südlich von Rom bei der Landung der Alliierten bei Anzio und Nettuno sein Leben lassen musste. Hans Neumüller, "Gerbereibesitzerssohn in Beilngries und Feldwebel in einem Infanterie-Regiment", ruht, da bei einer Umbettung nicht zweifelsfrei identifiziert, im Kameradengrab in Costermano. Max Brand, "Müllermeister von Beilngries, Obergefreiter in einer Infanterie-Sturmabteilung", ruht am Futa-Pass im Apennin, und Hans Maul, "Kfz-Mechaniker aus Beilngries, Obergefreiter in der 4. Fallschirmjäger-Division", wurde, da nach den gnadenlosen Kämpfen in Monte Cassino vermisst, dort geehrt.

Weiter erinnerten Fehlner, Meyer und Metz an Soldat Jakob Meier vom Blauhof, Grenadier Josef Gabler aus Megmannsdorf, Gefreiten Andreas Hackner aus Wolfsbuch und die Obergefreiten Franz Stiegler aus Aschbuch und Peter Wichert aus Vogelthal. Ihrer gedachte die Reisegruppe ebenso wie den Gefallenen der Alliierten auf deren besuchten Friedhöfen in Florenz, Nettuno und im Val di Sangro mit einem Vater unser und dem Lied vom guten Kameraden. "Vielleicht haben ihre Opfer Politiker zur Einsicht gebracht, dass ein Krieg sinnlos ist. Wir verdanken ihnen bis heute 71 Jahre Frieden in Europa", meint Nester.