Roth
Souveräner Blues ohne Kanten

Robert Cray und seine Band liefern eine sehr professionelle Vorstellung in der Kulturfabrik ab

07.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Einer der Großen in der Kulturfabrik ist der entspannte Robert Cray mit seiner Band. - Foto: Tschapka

Roth (HK) Es ist wieder einmal so weit gewesen. Einer der ganz Großen des Blues hat am Donnerstag Station in der Rother Kulturfabrik gemacht: Robert Cray. Mit Jahrgang 1953 keiner der ersten Stunde, aber einer der größten Gitarristen seiner Generation.

Vor allem hat er - was er in Roth eindrucksvoll demonstriert - einen ganz eigenen Sound. Im amerikanischen Blues durchaus verwurzelt, aber mit vielen Soul-, Funk- und Jazzanleihen.

Mal laut, fast schreiend und stöhnend und auch mal wie ein Saxofon lässt Cray seine Stratocaster klingen. Aber er kann es auch einfühlsam zurückhaltend und zart. Dann einfach drauf los, richtig funky und perkussiv, dann wieder zurückgelehnt. Bei seinen Soli verlässt er zudem gerne die ausgetretenen Bluespfade und lässt es sehr jazzig anklingen. Aber natürlich sind da auch die schnellen, abgehackten Tonfolgen. Dabei bleibt Robert Cray in seinen Gesundheitssandalen fest mit beiden Beinen auf dem Bühnenboden - stets souverän und unangestrengt.

Apropos Fußbekleidung: Noch entspannter als sein Frontman macht es der Bassist Richard Cousins, mit seinen in Ehren ergrauten Dreadlocks steht er barfüßig auf der Bühne. Obwohl, ein paarmal kommt er etwas in Hektik, hat Cray doch die Angewohnheit, die Songfolge ganz kurzfristig zu entscheiden. Dann heißt es für Cousins, in Windeseile den Bass zu wechseln. Der Meister selbst hat es da einfacher, ihm bringt der Roadie die Stratocaster immer frisch gestimmt und blank geputzt. Dass Cousins ein ganz feiner Basser ist, versteht sich bei der Klasse von Cray selbst. Nicht von minderer Qualität sind Hutträger Les Falconer an den Trommeln und Dover Weinberg an den Tasten.

Vermutlich noch eine Angewohnheit: Exakt 15 Minuten lässt Cray sein Publikum warten, steigt dann aber voll ein. Vom ersten Moment an überzeugt auch der Klang in der Kulturfabrik, sauber und glatt, jede Phrasierung kommt klar und deutlich im Publikum an. Auch Crays Gesang, der weniger der eines Bluesman und mehr der eines Soulbrothers ist, ist ohne Makel. Selbst Falsettpassagen meistert Cray ohne jegliche Probleme.

Rauchig oder gar dreckig ist nicht sein Metier. Leider möchte man sagen, denn der einen oder anderen Passage täte es ganz gut, wenn die Wohlfühlzone verlassen werden würde. Ebenso hat man das Gefühl, dass noch ein bisschen mehr möglich wäre: ein wenig mehr Druck, ein zusätzliches Tröpfchen Schweiß, ein höherer Gang . . .

So geht nach gut 100 Minuten ein Konzertabend zu Ende, der beileibe zu den guten in der Rother Kulturfabrik zählt, sogar zu den sehr guten. Aber es ist kein Abend, von dem man sich noch in zehn Jahren erzählen wird. ‹ŒRainer Messingschlager