Garmisch-Partenkirchen
"Das wurde endlich auch einmal Zeit"

Der einstige ERC-Trainer Ignaz Berndaner freut sich 42 Jahre nach seinem Bronze-Coup in Innsbruck mit der DEB-Auswahl

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Stolz auf die DEB-Auswahl: Der ehemalige ERC-Trainer Ignaz Berndaner, der 1976 in Innsbruck Bronze gewann. - Foto: Strisch

Garmisch-Partenkirchen (DK) Das Sensations-Bronze von Ignaz Berndaner mit der Nationalmannschaft 1976 in Innsbruck war bislang der größte olympische Erfolg des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) - seit Freitagnachmittag nicht mehr. Denn durch das 4:3 gegen Kanada zog die DEB-Auswahl tatsächlich ins Finale gegen Russland ein.

Wir sprachen mit dem 63 Jahre alten Garmischer, der zwischen 1994 und 1998 den ERC Ingolstadt trainierte, über die märchenhafte Erfolgsgeschichte - und über seinen Wecker.

 

Herr Berndaner, welche Worte finden Sie für den Finaleinzug der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft?

Ignaz Berndaner: (überlegt) Zuerst einmal Gratulation an die Mannschaft. Sie haben das großartig gemacht. Schon das ganze Turnier haben sie gut gespielt und sind an den Siegen immer mehr gewachsen. Das Zuschauen hat bislang sehr viel Spaß gemacht.

 

Hätten Sie diesen Erfolg für möglich gehalten? Olympia-Silber ist ja bereits sicher.

Berndaner: Ehrlich gesagt nicht, damit war nicht zu rechnen. Nachdem sie Schweden ausgeschaltet haben, habe ich mir aber schon gedacht, dass sie auch gegen Kanada eine Chance haben.

 

Was kann der Finaleinzug für das deutsche Eishockey bedeuten?

Berndaner: Ich hoffe, dass das wieder einen Schub gibt - nicht nur in diesem oder kommenden Jahr, sondern für die nächsten Jahre. Das war bei uns damals ähnlich, als wir '76 Bronze geholt haben. Danach waren alle Geschäfte mit Eishockey-Artikeln ausverkauft, und der Nachwuchs ist gekommen. Wobei man nicht vergessen darf, dass sich in den vergangenen Jahren bereits viel in Deutschland getan hat.

 

Sie waren selbst jahrelang Trainer: Der Anteil von Bundestrainer Marco Sturm am Erfolg ist nicht hoch genug einzuschätzen, oder?

Berndaner: Richtig. Er ist ein Pfundskerl und hat einen Riesenanteil - mit seiner Art, mit seiner Ausstrahlung und mit seiner Ruhe.

 

In den Geschichtsbüchern stand bislang ihr dritter Platz 1976 als größer Erfolg einer deutschen Eishockey-Nationalmannschaft bei Olympia. Der Eintrag wird nun überschrieben . . .

Berndaner: . . . (lacht) Das wurde endlich auch einmal Zeit. Und das darf nicht wieder so lange dauern. Unser Eishockey muss künftig wieder beständig zur Weltspitze gehören.

Was ist jetzt für das deutsche Team im Endspiel gegen Russland beziehungsweise die Olympischen Athleten aus Russland (OAR) drin?

Berndaner: Da werden sie sich hart tun. Die Russen sind die stärkste Mannschaft im Turnier. Wobei Deutschland wie schon nach der überstandenen Zwischenrunde wieder nur gewinnen kann. Es wäre natürlich super, wenn sie das auch noch schaffen würden.

 

Das Finale am Sonntag steigt bereits um 5.10 Uhr zu einer unchristlichen Zeit. Den Wecker haben Sie wahrscheinlich trotzdem schon gestellt, oder?

Berndaner: Ich schau' mir das vom Bett aus an (lacht). Das lasse ich mir natürlich wie auch die bisherigen Spiele nicht entgehen.

 

Das Gespräch führte

Julian Schultz.