Ingolstadt
Deutschland schafft Sensation

DEB-Auswahl besiegt bei Inline-Hockey-WM Tschechien mit 6:5 und trifft im Halbfinale auf Finnland

05.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:25 Uhr

Kein Durchkommen: Die deutschen Nationalspieler Stephan Daschner (Mitte) und Stefan Ortolf (Zweiter von links) bringen den Puck nicht im tschechischen Tor unter. - Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Die Ingolstädter Saturn-Arena stand gestern Abend Kopf. Im Viertelfinale erlebten 3062 Zuschauer nicht nur einen wahren Inline-Hockey-Krimi, sondern auch einen deutschen Überraschungssieg. Die DEB-Auswahl bezwang Weltmeister Tschechien mit 6:5 nach Penaltyschießen.

48 packende Minuten und plus fünf Minuten Verlängerung waren vorüber, dann musste das Penaltyschießen entscheiden. Während Felix Schütz und Kapitän Michael Wolf trafen, hielt Torwart Jochen Vollmer die Schüsse von NHL-Profi Ales Hemsky und Marek Loskot und wurde zum Helden. Nun trifft Deutschland heute Abend (20 Uhr) im Halbfinale auf Finnland und kämpft wie bei der ersten WM-Auflage in Ingolstadt im Jahr 2009 um den Einzug ins Finale.

„Das ist superf gelaufen. Die Mannschaft hat die Taktik perfekt umgesetzt und die Tschechen nicht ins Spiel kommen lassen. Ich hoffe, der Akku ist jetzt noch voll genug, um gegen den Geheimfavoriten Finnland noch einmal eine Überraschung zu schaffen“, sagte Bundestrainer Georg Holzmann. WM-Neuling Schütz geriet regelrecht ins Schwärmen. „Ich bin jetzt das erste Mal dabei und musste mich erst einmal umstellen und das Bremsen lernen. Aber Inline-Hockey macht richtig Spaß, das ist ein super Turnier. Finnland ist das beste Team bei der WM, aber ich glaube, wir haben trotzdem gute Chancen“, meinte der Erdinger und Ex-ERC-Spieler.

Die Rechnung von DEB-Torwart Vollmer ging somit voll auf. „Wir müssen das Spiel eng halten“, hatte der 32-Jährige gefordert. Eine zweimalige Führung spielte dem Holzmann-Team dabei in die Karten. Schütz (5. Minute) und Stefan Ortolf, der einen Schlagschuss des gebürtigen Ingolstädters Stephan Daschner abfälschte (10.) sorgten für das 1:0 und 2:1. Wolf hatte zudem Pech mit einem Pfostenknaller. Doch ausgerechnet Martin Vozdecky, vor dem Vollmer schon gewarnt hatte, sorgte jeweils recht schnell wieder für den Ausgleich (8. und 14.).

Zur Pause lag dann aber der amtierende Weltmeister vorne. Tomas Demel nutzte ein Powerplay zum 3:2 (16.). Dazu zeigte der 589-fache NHL-Stürmer der Edmonton Oilers, Ales Hemsky, warum ihn Trainer und Vater Petr Hemsky eigens für diese Partie aus dem Heimaturlaub hat nachkommen lassen. Der 28-Jährige, der fünf Millionen US-Dollar pro Saison verdient, ließ bei gefährlichen Schüssen etliche Male seine Klasse aufblitzen, doch parierte Vollmer stets glänzend.

Im dritten Viertel kam Deutschland wieder auf. Demel, der einen Schuss von Wolf ins eigene Tor lenkte (25.) und Lokalmatador Thomas Greilinger (28.) sorgten für eine 4:3-Führung, ehe Tschechien im Powerplay durch Vozdecky - wer sonst - erneut zum Ausgleich kam (30.). Nun legte in der äußerst spannenden Partie das Hemsky-Team durch Zdenek Kubica (37.) wieder vor, aber Wolf erzwang nochmals den Ausgleich (40.).

Es ging in die Verlängerung, und da fehlte Greilinger unter den Augen seines ERC-Teamkameraden Jakub Ficenec, der mit seinem Sohn im Stadion weilte, bei einem Pfostentreffer 50 Sekunden vor Schluss das Quäntchen Glück. Doch das kehrte dann im Penaltyschießen zurück.

Zuvor hatten Slowenien und Finnland für große Überraschungen gesorgt, als sie die je fünffachen Rekordtitelträger Schweden und USA ausschalteten. Beim 4:3-Erfolg der Slowenen schickte Matic Kralj in der Verlängerung mit einem genialen Pass Robert Sabolic auf die Reise, der eiskalt zum Siegtreffer einschob. Bereits in der regulären Spielzeit hatte der Außenseiter dem Team um Dick Axelsson alles abverlangt. Der ehemalige Stürmer des schwedischen Eishockey-Rekordmeisters Fjärestad BK, der am 26. August im Rahmen der European Trophy beim ERC Ingolstadt zu Gast sein wird, traf zwar zweimal und brachte die Schweden mit 3:2 in Führung, doch gelang dem starken Kralj noch der Ausgleich.

Turnierfavorit USA erging es nicht besser. Dem Team von Trainer Joe Cook wurden die Strafzeiten zum Verhängnis. Vier Treffer erzielten die Finnen im Powerplay und brachten somit eine zwischenzeitliche 5:2-Führung am Ende mit 5:4 über die Zeit.

Somit wurde nur Kanada mit dem überragenden Thomas Woods (drei Tore) und dem ebenfalls dreifachen Torschützen Adam Ross seiner Favoritenrolle gerecht und dominierten Aufsteiger Großbritannien beim 9:3 eindeutig.

Ergebnisse, Viertelfinale

Pool A: Kanada – Großbritannien 9:3, Schweden – Slowenien 3:4 n. V., USA – Finnland 4:5, Tschechien – Deutschland. - Damit im Halbfinale: Kanada – Slowenien, Deutschland – Finnland. - Abstiegsrunde: USA – Großbritannien, Schweden – Tschechien. -

Pool B: Kroatien – Neuseeland 5:0, Österreich – Australien 7:2, Slowakei – Japan 14:0, Ungarn – Bulgarien 12:2. - Damit in der Aufstiegsrunde: Slowakei – Kroatien, Ungarn – Österreich. - Abstiegsrunde: Australien – Bulgarien, Neuseeland – Japan.