Portimão/Schrobenhausen
Nur 0,404 Sekunden vom Podest entfernt

Kartfahrer Maxi Fleischmann belegt bei den Weltmeisterschaften den fünften Platz

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr
Topvorstellung an der Algarveküste: Maxi Fleischmann aus Schrobenhausen stellte in Portimão eindrucksvoll unter Beweis, dass er zur absoluten Weltspitze zählt. −Foto: oh

Portimão (SZ) So gut wie diesmal hat Maxi Fleischmann noch nie bei einer Weltmeisterschaft abgeschnitten. Bei den Rotax-Titelkämpfen im portugiesischen Portimão belegte der Kartpilot aus Schrobenhausen nun einen hervorragenden fünften Rang in der Klasse DD2.

"Das war der größte Erfolg in meiner bisherigen Laufbahn", erzählt der 23-Jährige. Allerdings tut er das auffallend sachlich - von irgendeiner Euphorie in seiner Stimme keine Spur. Weil der Schrobenhausener eben ein "Racer" vom Scheitel bis zur Sohle ist - und ein solcher fühlt sich bereits als Zweitplatzierter wie der erste Verlierer. Oder doch nicht? Fleischmann überlegt nur kurz: "Das würde doch ein bisschen zu weit gehen. Ich bin durchaus stolz auf meine Leistung in Portugal - auch wenn ich das vielleicht noch nicht so richtig zeigen kann."

Andererseits: Ein Sprung auf das WM-Podest wäre schon auch toll gewesen - sagt Fleischmann immer wieder. Zumal sich die Konkurrenten vor ihm gar nicht so weit weg befunden hätten. Der neue DD2-Weltmeister etwa, der Australier Cody Gillis, überquerte die Ziellinie winzige 4,816 Sekunden vor dem Schrobenhausener. Der drittplatzierte Däne Christian Sørensen war gar nur um 0,404 schneller, also lediglich einen Wimpernschlag - und das nach 25 harten Runden auf dem Parcours in Portimão, in denen sich das Führungsquintett nicht das Geringste geschenkt hatte. "Mein Gesamtpaket am Finaltag war richtig gut", berichtet Fleischmann: "Aber es war halt leider nicht perfekt genug, um ganz vorne zu landen."

An was es am Ende genau lag, dass es nicht mit dem ganz großen Wurf klappte? Der 23-Jährige grübelt: "Vielleicht ein bisschen am Motor? Eventuell ein bisschen an mir selbst?" Wohl gemerkt: So nachdenklich spricht ein Kartpilot, der soeben gerade der Fünftbeste seiner Zunft auf der ganzen Welt geworden ist - der damit als bislang stärkster Deutscher in die Rotax-WM-Geschichte der Klasse DD2 einging. "Ja, damit kann ich schon sehr zufrieden sein", nickt Fleischmann anerkennend. Und ja, jetzt huscht ihm sogar ein kleines Lächeln über das Gesicht.

Insgesamt sieben Tage hatte er bei der WM in Portugal verbracht - beim Aufeinandertreffen der 72 Weltbesten in seiner Klasse. Allein schon, dass Fleischmann überhaupt die Qualifikation hierfür gelungen war, stellte einen großen Erfolg dar. Einen, den der Schrobenhausener zuvor erst dreimal in seiner Karriere geschafft hatte. Jetzt, nach Portimão, durfte er sogar als Europameisterschaftsdritter anreisen - das machte natürlich stolz, weckte aber irgendwie auch Begehrlichkeiten. So sollte eine Top-Ten-Platzierung unbedingt her - obwohl der 23-Jährige schon im Vorfeld wusste, das dafür alles passen müsse in den Tagen an der Algarveküste.

Und es passte dann ja auch irgendwie alles. Der WM-Modus, dass alle Starter lediglich mit Helm sowie Anzug anreisen durften, dass die baugleichen Karts dann im Losverfahren an die 72 Piloten verteilt wurden - er kam dem Schrobenhausener natürlich sehr gelegen. Konkurrenten, die im bisherigen Saisonverlauf von ihrem höheren Teametat profitiert hatten, besaßen plötzlich keinen Vorteil mehr - alle Teilnehmer traten in Portimão unter den gleichen Bedingungen an. "Das ist hundertprozentig gerecht", sagt Fleischmann: "Wer der beste Fahrer ist und vielleicht noch den besten Mechaniker hat, landet ganz vorne - und nicht der, der in finanzieller Hinsicht die größten Möglichkeiten besitzt. Genau so soll es bei einer WM sein."

Wozu das Ganze führen kann, war im Fall des Österreichers Constantin Schöll gut zu sehen: Dank eines großen Budgets und des daraus resultierenden Topmaterials war er erst vor wenigen Wochen souverän Europameister geworden - um jetzt, in Portugal, als Gleicher unter Gleichen nicht einmal unter den Top Ten zu landen. So reichte es für ihn lediglich zu Platz 19 - über 14,4 Sekunden hinter Fleischmann.

Der Schrobenhausener wusste in Portimão absolut zu glänzen - und zwar nicht nur im großen Finallauf, sondern auch in den Tagen zuvor, in den Trainings, Zeittrainings sowie den offiziellen Vorläufen. Im Laufe der Woche wurde ja fleißig ausgesiebt, lediglich 36 der ursprünglich 72 Fahrer durften zum Schluss um den WM-Titel fahren. Fleischmann gelang es, in den Vorläufen gleich dreimal eine einstellige Position zu erreichen (8, 6, 3) - wodurch er als Fünfter ins Finale einzog.

"Dass ich unter diesen Voraussetzungen dann etwas mehr erhoffte, dürfte nachvollziehbar sein", sagt der 23-Jährige schmunzelnd: "Ein Podiumsplatz oder gar der Titel, das wäre schon extrem cool für mich gewesen. Und ich war ja dann auch sooo nahe dran..."

Prompt wirkt er wieder ein bisschen nachdenklich. Aber nur kurz - ehe wieder ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht huscht: "Der Fünftbeste in der Welt zu sein, daraus kann ich natürlich jetzt eine Riesenmotivation für das neue Jahr schöpfen." Um dann endgültig auf das WM-Treppchen zu springen? Fleischmann schweigt bei dieser Frage lieber - um mit seinem entschlossenen Blick irgendwie doch ein klares "Ja"auszusenden.

Aber jetzt ist erst einmal eine kleine Wettkampfpause angesagt. "Und in diese gehe ich superzufrieden", betont der Weltklasse-Kartfahrer aus Schrobenhausen - inzwischen doch mit einem kleinen Schuss Euphorie in seiner Stimme.