Pipinsried
Eine Nummer zu groß

FC Bayern München II entführt am Dienstagabend durch 4:1-Erfolg alle drei Punkte aus Pipinsried

24.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:01 Uhr

Pipinsried (SZ) Nichts ist's geworden mit den erhofften Bonuspunkten für den FC Pipinsried. Im Nachholspiel gegen den FC Bayern München II setzte es am Dienstagabend eine klare 1:4-Heimpleite für die Gelbblauen, ihre Lage im Abstiegskampf der Regionalliga bleibt dadurch ernst.

"Die Münchner hatten schon eine brutale individuelle Qualität", zeigte sich FCP-Spielertrainer Fabian Hürzeler durchaus beeindruckt von dem, was die Gäste von der Säbener Straße da gestern auf den Rasen zauberten. Wobei auch sie vor offiziell 780 Zuschauern eine gewisse Anlaufzeit benötigten, um auf Touren zu kommen. Ungewohnte Unzulänglichkeiten der Bayern in technischer Hinsicht sowie ein unglaublicher Wille der Pipinsrieder in der Defensivarbeit sorgten dafür, dass das Match knapp eine halbe Stunde lang ausgeglichen verlief. Zugegeben: Nach vorne brachten die Platzherren so gut wie gar nichts zustande, einzig Kasim Rabihic versprühte hier zumindest ansatzweise Spielwitz - aber die Gelbblauen wollten ja nicht vorrangig glänzen, sondern den haushohen Favoriten ärgern.

Und das taten sie ja - bis exakt zur 26. Minute. Bis Niklas Dorsch quasi ungestört aus 18 Metern Torentfernung abziehen durfte - und sein Aufsetzer wurde für FCP-Keeper Thomas Reichlmayr zu einem unlösbaren Problem. Natürlich: Die Bayern taten mehr für das Spiel, wirkten reifer, kombinierten nun auch teilweise schön. Trotzdem hätte das Match nochmals kippen können. So marschierte Atdhedon Lushi plötzlich mutterseelenallein auf den Gästekasten zu - und ja, sein Schuss wäre dann sogar ins Netz gekugelt, wenn er von Thomas Isherwood nicht noch im allerletzten Moment von der Torlinie geschlagen wurde. Oder war der Ball vielleicht sogar dahinter? Manch ein FCP-Fan wollte es so gesehen haben - das Schiedsrichtergespann entschied jedoch auf Weiterspielen (38.).

120 Sekunden später die nächste Top-Ausgleichschance für die Pipinsrieder: Nun landete ein Querschläger direkt vor den Füßen von Luis Grassow, der sich freistehend zwölf Meter vor dem Münchner Gehäuse aufhielt. Der 19-Jährige stellte in dieser Szene jedoch eindrucksvoll unter Beweis, weshalb er normalerweise Innenverteidiger ist - denn er drosch die Kugel überhastet rund zwei Meter über den Querbalken.

Andererseits vergaben dann Timothy Tillman (44.) und Milos Pantovic (45.) für die Münchner ebenfalls Riesengelegenheiten. Mit anderen Worten: Beim Halbzeitpfiff wäre locker ein Unentschieden drin gewesen - oder bereits eine glasklare Führung für die Münchner.

Diese gab's dafür kurz nach dem Seitenwechsel: Zunächst nickte Kwasi Okyere Wriedt aus kürzester Distanz eine Flanke von Derrick Köhn ein (52.), lediglich 60 Sekunden später schloss Pantovic einen blitzschnellen Konter nach Vorarbeit von Wriedt eiskalt ab. 3:0 also für die Kicker von der Säbener Straße. Der Deckel war frühzeitig drauf auf der Partie.

Sofort danach nahmen die Münchner den Fuß vom Gas, ließen es gemächlicher angehen. "Ja, wir wollten nun Kräfte schonen", gibt ihr Cheftrainer Tim Walter ehrlich zu. Und diese Maßnahme war mehr als nur verständlich, schließlich steht für den FC Bayern II am kommenden Sonntag das prestigeträchtige Stadtderby gegen den TSV 1860 München auf dem Programm. Das Ganze war nur schade für die Zuschauer, die gerne Angelo Mayer auf dem Platz gesehen hätten: Der einstige Juniorennationalspieler aus Gachenbach, der ja seit dem Sommer 2017 bei den Bayern unter Vertrag steht, wurde gestern die gesamten 90 Minuten geschont - übrigens ebenso wie Felix Götze, der Bruder des deutschen WM-Helden Mario Götze.

Nichtsdestotrotz kam der FCB II auch noch zum 4:0, Mario Crnicki erzielte es nach einem unnötigen Ballverlust der Pipinstrieder vor ihrem eigenen Strafraum (87.). 120 Sekunden später besorgte Andreas Schuster per Abstauber immerhin den Ehrentreffer der Platzherren.

Im Zwischenklassement hat sich für den FCP durch diese Heimniederlage nicht viel geändert, er liegt weiterhin fünf Zähler vor dem ersten Relegationsrang. "Wir müssen unsere Punkte gegen andere Teams holen, nicht gegen den FC Bayern II", sagt Hürzeler - und meint damit zum Beispiel den SV Seligenporten. Diesen empfangen die Pipinsrieder schon am Freitagabend (18.15 Uhr), und da ist ein Heimdreier wohl Pflicht.

Roland Kaufmann