Schrobenhausen
Ein gelbschwarzes Fußballmärchen

BC Aresing gewinnt unerwartet, aber auch völlig verdient die Hallenmeisterschaft des Altlandkreises Schrobenhausen

08.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:49 Uhr

Besondere Momente: Als ihr überraschender Cupgewinn endgültig feststand, feierten die Kicker des BC Aresing sofort gemeinsam mit ihren zahlreichen Fans (oben). Möglich wurde dies erst, nachdem Keeper Simon Irrenhauser den letzten Berg im Gauer Neunmeter sehenswert pariert hatte (unten, r.). Pokalverteidigerin DJK Langenmosen mit Nikolaos Pitisas (unten, 2. v. l.) musste sich mit Rang drei begnügen.

Schrobenhausen (SZ) Nicht die Topfavoriten durften diesmal nach der inoffiziellen Altlandkreis-Hallenmeisterschaft um den Sparkassencup feiern, sondern völlig überraschend die Kicker des BC Aresing. Die Gelbschwarzen schafften es am Freitag als einziges Team, komplett ungeschlagen zu bleiben.

Folglich ging am Ende der riesige Pott an den aktuellen Tabellenführer der A-Klasse Aichach. "Unglaublich, einfach der Wahnsinn. Ich kann's noch gar nicht glauben", so die erste Reaktion von Simon Irrenhauser - womit wir auch gleich beim "Vater" des Aresinger Triumphs wären: Der Schlussmann des BCA zeigte am Dreikönigstag immer wieder schier unglaubliche Paraden, legte eine faszierende Nervenstärke an den Tag - und verwandelte im entscheidenden Neunmeterschießen des großen Finales gegen den BSV Berg im Gau so ganz nebenbei auch noch den allerletzten Versuch.

5:4 dadurch für die Gelbschwarzen, und anschließend brachen im Aresinger Lager alle Dämme - sowohl bei der Mannschaft als auch bei den zahlreich mitgereisten Anhängern auf der Tribühne. Freudetrunken lagen sich die BCA-Fans in den Armen, die Kicker stürzten aufeinander - und natürlich wurden auch fleißig Mobiltelefone mit Kamerafunktionen gezückt, um diese für den Verein so historischen Momente für die Nachwelt erhalten zu können.

"Schaut her, ich bekomme regelrecht eine Gänsehaut", so Andreas Zeitlmair, der Aresinger Klubchef sowie Torjäger in Personalunion. Kopfschüttelnd stand er da, einfach nur gerührt - während Schlussmann Irrenhauser lachend über sich selbst rätselte: "Komisch, im Freien habe ich die vergangenen zwei Jahre nie einen Elfmeter gehalten - und jetzt, in der Halle, parierte ich gleich drei Neunmeter in einem Spiel. Das ist einfach nur geil."

Dass er den letzten Schuss auch noch selbst in die Maschen jagte - das Resultat eines klugen Plans? Oder von vorherigen Trainingseinheiten? "Ach Quatsch", grinste der 24-Jährige über das ganze Gesicht: "In diesem Moment gab's nur eines - nämlich einfach drauf und hoffen, dass er drin ist."

Irrenhauser sagte dies und positionierte sich dann, gemeinsam mit seinen Teamkameraden, vor dem südlichen Teil der Tribüne - wo der lautstarke Anhang bereits ungeduldig wartete. La Ola stand hier nämlich auf dem Programm, mit immenser Begeisterung - während ein paar Meter weiter die Akteure des BSV Berg im Gau standen. Traurig verfolgten sie das Geschehen - wohl wissend, dass ihnen wenige Minuten zuvor nur wenige Zentimeter dazu gefehlt hatten, um den Sparkassencup wieder einmal in ihren Besitz zu holen. In der Tat: Wäre Michael Roßkopf, der fünfte BSV-Neunmeterschütze, nicht unglücklich an Irrenhauser gescheitert - es hätte der aktuelle Kreisliga-Tabellenzwölfte über den ersten Rang jubeln dürfen. Stattdessen kam's anschließend zum direkten Duell der beiden Keeper - und während der Aresinger Schlussmann hier eben seinem Berg im Gauer Kollegen Wolfgang Seel keine Chance ließ, vergab Letzterwähnter.

Prompt wirkte Seel fast untröstlich nach seinem Fehlschuss. Dass er mit zwei gehaltenen Neunmetern im Viertelfinale gegen den SV Steingriff überhaupt erst ein Weiterkommen bis ins Endspiel ermöglicht hatte, dass ihm mit seinem BSV in der Vorschlussrunde ein prestigeträchtiger 4:1-Triumph gegen den Erzrivalen aus Langenmosen gelungen war - der 34-Jährige nahm's zwar wohlwollend zur Kenntnis, aber zu einem zufriedenen Lächeln konnte ihn all das nicht mehr animieren. "Wenn du im Finale stehst, willst du das auch gewinnen. Da kannst du dich nicht mehr über Platz zwei freuen", so Seel niedergeschlagen.

Wieder zurück zu den Aresingern: Ihr Weg ging am Freitagabend weiter ins griechische BCA-Vereinslokal. "Dort haben wir schon noch das eine oder andere Galaktoboureko beziehungsweise die eine oder andere Portion Gyros genossen", verrät Klubchef Zeitlmair mittlerweile lachend. Über die Menge an alkoholischen Getränken, die es hierzu gab, schweigt er lieber. Übrigens: Die große Altlandkreismeisterfete des BCA fand ohne dessen Trainergespann statt. Florian Flicker sowie Florian Hergeth hatten zuvor bereits mit ihren Frauen ausgemacht, nach dem Turnier gemeinsam italienisch essen zu gehen, und dementsprechend in einer anderen Lokalität einen gemütlichen Tisch reserviert. "Selber schuld. Anscheinend hatten die beiden nicht an die Stärke ihrer Mannschaft geglaubt, hatten uns den Gewinn des Turniers nicht zugetraut", kommentiert Zeitl-mair das Ganze mit einem breiten Grinsen. In rund zwölf Monaten, wenn es in der Schrobenhausener Dreifachsporthalle erneut um den Sparkassencup geht, dürfte den Herren Hergeth beziehungsweise Flicker dieser Fauxpas gewiss nicht mehr passieren.

Apropos Fauxpas: Einen ganz anderen, weit schwerwiegenderen erlaubte sich am Freitag der TSV Hohenwart. Als einer der Topfavoriten angereist, verrechnete sich der Kreisligist aus dem Paartal in seinem letzten Gruppenspiel total. So hätte er sich gegen die DJK Sandi-zell eine Niederlage mit einem Tor Differenz hinnehmen dürfen und wäre trotzdem ins Viertelfinale eingezogen. Aber nichts da: Der TSV eilte bei einem 1:2-Rückstand munter nach vorne, wollte unbedingt den Ausgleich - und kassierte zwei Sekunden vor der Schlusssirene auch noch das 1:3 durch Marco Brosi. Nein, diese Peinlichkeit schienen die Hohenwarter überhaupt nicht verkraften zu können - denn wenige Stunden später, bei der abschließenden Siegerehrung, glänzten sie als einzige der 14 teilnehmenden Mannschaft komplett durch Abwesenheit.

Hiermit ist allerdings schon das einzige Ärgernis des gesamten Tages genannt. Ansonsten wurde die 32. Auflage um den Sparkassencup zu genau dem, was sich Cheforganisator Harry Reisner im Vorfeld erhofft hatte, "nämlich zu einem echten Fußballfest für den Altlandkreis Schrobenhausen" - mit erfreulicherweise sehr fairen Partien sowie hervorragenden Schiedsrichterleistungen. Selbst die Zuschauerzahl schoss im Vergleich zu den vergangenen Jahren nochmals um rund 100 nach oben - auf inzwischen über 900. "Wir stoßen mittlerweile fast an die Grenzen der Dreifachsporthalle", so Reisner dazu: "Viel mehr gehen wirklich nicht mehr rein."

Eine Folge der Topkulisse: Im Laufe des Nachmittags gingen Teile der Getränke sowie der ursprünglich angebotenen Speisen aus. "Daran werden wir arbeiten, das wird im nächsten Jahr nicht mehr passieren", verspricht Reisner.

Sein Wunsch für die 33. Auflage des Wettbewerbs, dann im Januar 2018: "Natürlich wäre es toll, wann dann erneut alle 14 Altlandkreisklubs teilnehmen würden. Heuer jedenfalls machte es ausgesprochen viel Spaß, dieses Turnier organisieren zu dürfen."