Hohenwart
Anzeige nach dem Abpfiff

Nach seiner schweren Verletzung am Sonntag hat sich Rasit Ciftcibasi nun an die Polizei gewandt

04.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:43 Uhr

Mit den Gedanken bei ihrem Vereinskameraden, der gestern in Ingolstadt operiert wurde: Die erste Mannschaft, die Reservetruppe und das A-Juniorenteam des TSV Hohenwart wünschen Rasit Ciftcibasi alles Gute für dessen Genesung - Foto: T. Schweiger

Hohenwart (SZ) Der Hohenwarter Fußballer Rasit Ciftcibasi hat Strafanzeige wegen Körperverletzung und Beleidigung gegen den Hundszeller Torwart Tobias Eckl gestellt. Ciftcibasi hat sich beim Kreisklassenspiel des TSV beim SVH am Sonntagnachmittag den Kiefer dreifach gebrochen.

Ob der Zusammenprall ein tragischer Unfall war oder ob Eckl seinen Gegenspieler absichtlich niedergestreckt hat, muss jetzt also die Polizei klären. „Bei uns liegt eine Anzeige wegen Körperverletzung und Beleidigung vor“, bestätigt Polizeisprecher Wieland Radlmair. Ciftcibasi habe bei seiner Vernehmung erklärt, der Hundszeller Torhüter sei ihm mit angezogenen Knien gegen den Kopf gesprungen. Im Vorfeld soll es außerdem eine verbale Auseinandersetzung gegeben haben. Ciftcibasi gibt an, dass Eckl ihn rassistisch beleidigt hat. „Jetzt pass’ mal auf, Du Kanake“, habe der Schlussmann in seine Richtung geäußert. „Ich sagte dann noch zu seinem Mitspieler mit der Nummer Zehn, der Torwart soll diese Ausdrücke lassen.“

Seinem Anwalt gegenüber hat Hundszells Keeper Eckl jegliche rassistische Beleidigungen bestritten. „Mit Nachdruck“, sagt Rechtsanwalt Walter Gräf. Bei der Situation, in der sich Ciftcibasi verletzte, habe es sich um einen Unfall gehandelt. „Es war ein langer Ball durch die Viererkette, mein Mandant wollte den Ball abfangen“, erklärt Gräf. Laut seines Mandanten habe der zwar aus dem Augenwinkel einen Gegenspieler kommen sehen – dass es aber Ciftcibasi war, habe er gar nicht erkennen können. Dass Eckl ihn absichtlich hätte verletzen wollen, könne also gar nicht sein. „Auch mein Mandant war kurzzeitig bewusstlos.“ Auf die Strafanzeige will Gräf wahrscheinlich mit einer Gegenanzeige antworten. „Ich halte mich an den Bericht des Schiedsrichters“, sagt der Anwalt. Der hat die Situation als neutraler Beobachter als Zusammenprall gewertet – und nicht als Foul.

„Die Situation nach dem Abseitspfiff war ein tragischer Unfall. Ich habe keine Absicht erkannt“, sagte Schiedsrichter Christian Schmeichel am Montag. Diese Sichtweise hat auch Hundszells Trainer Christian Schmucker: „Der Schiedsrichter hat es in seinem Bericht so geschildert, wie wir es auch gesehen haben.“ Hohenwarts Sportlicher Leiter Thomas Schweiger will zwar ein vorhergehendes Wortgefecht zwischen Ciftcibasi und Eckl gesehen haben. Was da aber genau gesagt wurde, weiß er nicht. „Ich will dem Tobi da aber nichts unterstellen.“

Rechtsanwalt Gräf zitiert die aktuelle Rechtsprechung: „Wenn ich Fußball spiele, muss ich damit rechnen, dass ich im Rahmen eines fußballtypischen Zweikampfs verletzt werde. Dazu gehört meiner Meinung nach, dass zwei Spieler beim vermeintlichen Kampf um den Ball zusammenprallen“, erklärt Gräf. „Trotzdem ist ein Fußballfeld natürlich kein rechtsfreier Raum.“

Daher kommt es auch vor, dass Fußballer, die sich während einer Partie, schwer verletzt haben, Anzeige erstatten. Ein Dortmunder Fußballer etwa wurde Anfang des Jahres vom Landgericht zur Zahlung von 50 000 Euro Schadensersatz und Schmerzensgeld verurteilt. Er hatte seinen Gegenspieler im April 2010 so schwer verletzt, dass der seinen Beruf nicht mehr ausüben kann.

Im Fall des Gerolsbacher Torjägers Thomas Huber, der sich bei einem Foul den Arm gebrochen hatte, wurde das Verfahren gegen eine Zahlung von 500 Euro Schmerzensgeld und 1000 Euro an das Rote Kreuz eingestellt. Das Gericht kam zu der Überzeugung, dass wohl nicht mehr aufgeklärt werden könne, ob der Angeklagte in der Absicht, Huber zu verletzen, zugetreten hatte – oder doch noch eine Chance auf den Ball sah.

Im Fall Ciftcibasi will die Polizei will jetzt die Aussagen der Beteiligten abwarten. „Ich gehe davon aus, dass sich außerdem unbeteiligte Zeugen finden lassen“, sagt Radlmair. „Ob man dem Torwart aber Vorsatz unterstellen kann, kann man noch nicht sagen.“ Damit muss sich nach Abschluss der Ermittlungen die Staatsanwaltschaft beschäftigen.