Dietfurt
Extremsport auf dem Jurasteig

Beim Junut bewältigen die Läufer 239 Kilometer in maximal 54 Stunden – Start und Ziel in Dietfurt

01.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:28 Uhr

239 Kilometer über Stock und Stein: Beim Junut müssen die Athleten viele Herausforderungen bewältigen. Vor allem aber müssen sie die Distanz in der maximalen Zeit von 54 Stunden schaffen. Am Ende steht der Sieg über die eigenen Schwächen. - Foto: Junut - Börner

Dietfurt (DK) 239 Kilometer, 7900 Höhenmeter, 54 Stunden – maximal. Das ist der Jurasteig Nonstop Ultratrail. Am 10. April geht der „Junut“ in seine fünfte Runde. Bis zum 12. April werden 125 Läufer weitgehend ohne Schlaf mehr als fünfeinhalb Marathons bewältigen. Start und Ziel sind in Dietfurt.

Die Idee für den Junut entstand im Jahr 2011. Gerhard Börner aus Schwabach wagte sich damals mit fünf Lauffreunden an einen Testlauf auf dem Jurasteig, mit dem Ziel, den 2008 eröffneten Qualitäts-Rundwanderweg im Oberpfälzer Jura nonstop zu laufen. Der Weg wird von Wanderern üblicherweise in zwölf Tagesetappen begangen. Die Teilnehmer am Junut haben maximal 54 Stunden, also etwas mehr als zwei Tage Zeit, um diese Distanz zu bewältigen.

Mitmachen darf nur, wer über eine entsprechende Erfahrung bei Ultraläufen verfügt. „Das überprüfe ich sehr genau“, sagt Börner. Jeder Teilnehmer muss grundsätzlich mindestens bereits einen 100-Meilen-Lauf erfolgreich beendet haben. „Das ist aber alles andere als eine Gewähr für ein Finish beim Junut“ warnt Börner. „Trotz intensiver Vorbereitung kamen im vergangenen Jahr nur 50 von 98 Startern ins Ziel.“ Die Sportler müssen nicht nur die sportlichen Herausforderungen bewältigen, sondern sich auch in der Dunkelheit orientieren können. Außerdem bedürfe es vor allem während der zweiten Nacht einer ausgeprägten mentalen Stärke, um nicht aufzugeben. „Fast alle Finisher erzählen hier von grenzwertigen Erlebnissen“, berichtet Börner.

Die Zahl der Teilnehmer, die sich dieser Herausforderung stellen, hat sich trotzdem von Jahr zu Jahr kontinuierlich erhöht. „Das sind Frauen und Männer, die der Hektik und dem Trubel von klassischen Marathon- oder Langstreckenläufen entfliehen wollen und das Erleben in der Natur vorziehen“, erklärt Börner. „Persönliche Grenzen zu erreichen oder ein Stück weit zu verschieben, ist eine starke Motivation.“

In diesem Jahr werden 125 Läufer aus neun Nationen an der Startlinie in Dietfurt stehen. 2014 gewann Jörg Burgstahler, er benötigte für die Distanz nur 33:07 Stunden und verbesserte damit die Bestzeit des Chinesen Jin Cao aus dem Jahr 2013 um mehr als drei Stunden. In diesem Jahr gibt es einige Teilnehmer, die sich vorgenommen haben, den Streckenrekord noch näher an die 30-Stunden-Marke zu verschieben. Dabei ist der Jurasteig aufgrund einer Wegeänderung um neun Kilometer länger geworden. Burgstahler, der erneut ins Rennen geht, steht damit unter gehörigem Druck.

Die Läufer werden entlang der Strecke an zwölf Versorgungspunkten betreut. Diese Aufgabe übernehmen viele freiwillige Helfer. Dietfurt unterstützt die Sportler und Organisatoren in vielfältiger Weise. In Riedenburg und Kelheim stellen die Stadtverwaltungen Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Feuerwehr in Matting empfängt die Sportler in ihrem Feuerwehrhaus, bewirtet sie dort in der Nacht auf Samstag und bringt sie anschließend mit einem Rettungsboot über die Donau. Als nächste Station erreichen die Läufer Schönhofen, bevor es nach Pielenhofen und Dallackenried weitergeht. Im Sportheim des SV Schmidmühlen haben die Teilnehmer dann etwa 138,5 Kilometer in den Beinen. Bei denen, die sich während der Nacht verlaufen haben, können es auch ein paar Kilometer mehr sein. Wer genug Zeitpuffer herausgelaufen hat, kann in Schmidmühlen auch kurz schlafen.

Danach führt die Strecke nach Hohenburg, bevor es zum neuen Etappenort Kastl weitergeht. Hier gibt es eine Kurzdistanzwertung: Die Ultraläufer entscheiden, ob sie bei den hier erreichten 170 Kilometern den Lauf beenden und in die Wertung des „Junut 170“ aufgenommen werden wollen. Wenn das keine Option ist, führt der Weg weiter auf den Habsberg. Danach kommt der von vielen Athleten gefürchtete Abschnitt nach Deining: In der zweiten Nacht ohne Schlaf geht es 22 Kilometer zum Sportheim des 1. FC Deining. Ein Halbmarathon bringt sie anschließend nach Holnstein. Danach sind es noch 15,6 Kilometer bis zur Ziellinie in Dietfurt.

Wer dort ankommt, hat mehr als fünfeinhalb Marathons auf schmalen Pfaden, über Stock und Stein bewältigt – und einen großen Sieg über die eigenen Schwächen errungen. Hat eine schöne Landschaft kennengelernt und allen Grund, stolz zu sein. Aber auch diejenigen, die nicht die volle Distanz bewältigen konnten, nehmen den Geist des Junut, der Region und ihrer Menschen mit nach Hause.

Das Hauptfeld startet am 10. April um 9 Uhr am Dietfurter Rathaus, die „Schnelle Truppe“ um 15 Uhr. In Riedenburg sind die Läufer am besten bei der Tourist-Information am Marktplatz zu beobachten, die Dreiburgenstadt erreichen sie am Freitagnachmittag. In Kelheim laufen die Teilnehmer am Pavillon der Altmühl-Schifffahrt vorbei. Der Zieleinlauf in Dietfurt ist am Sonntag an der Alten Turnhalle. Die Siegerehrung wird um 15.30 Uhr im Gasthof Stirzer in Dietfurt stattfinden. Weitere Informationen sind unter www.junut.de zu finden.