"Der Wille muss schon da sein"

29.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:55 Uhr

Aerodynamische Haltung: Auf seinem Rad verbringt Albert Egerer derzeit viele Stunden und lernt dabei den Landkreis kennen. - Foto: Hauser

Riedenburg (DK) Was für die meisten Menschen der blanke Irrsinn wäre, ist für Albert Egerer nur der nächste logische Schritt. Er wird am 12. Juli etwa um 7 Uhr bei Roth in den Kanal steigen und 3,8 Kilometer schwimmen, dann schwingt er sich auf sein Fahrrad und radelt 180 Kilometer quer durch den Landkreis und zu guter Letzt läuft er noch einen Marathon (42 Kilometer). Ein Albtraum für die meisten Menschen, ein Lebenstraum für Albert Egerer. Die berühmte Quelle Challenge in Roth ist sein erster Langdistanz-Triathlon und darauf bereitet sich der Riedenburger gerade vor.

Schritt für Schritt hat sich Egerer an den Triathlon herangetastet. Als Berufsfeuerwehrmann gehöre eine gewisse Fitness einfach dazu, sagt er. Also ist er regelmäßig gelaufen. Dann reizte ihn der Halbmarathon. Kein Problem für den drahtigen Ausdauersportler. Dann der Marathon. Auch kein Problem, seine Bestzeit liegt bei 2:55 Stunden. "Aber irgendwann tun vom Laufen die Füße weh", sagt er mit einem Augenzwinkern. Also hat er sich ein Fahrrad gekauft. Irgendwo in seinem Kopf spukte damals schon die Idee eines Triathlons herum. "Das ist die Königsdisziplin im Ausdauersport", sagt Egerer fast ehrfürchtig und schiebt locker nach: "Hawaii ist einfach geil." Dort messen sich jedes Jahr im Herbst die besten Triathleten der Welt, das ist der ultimative Triathlon.

Heil durchkommen

Aber soweit reichen Egerers Ambitionen nicht. Erfahrung mit der Kurzdistanz (1,5 km schwimmen, 40 km Rad, 10 km laufen) hat er schon gesammelt, jetzt wagt er sich zum ersten Mal an die Langdistanz. Als Einsteiger wäre der 39-Jährige zufrieden, wenn er heil durchkommt, "vielleicht in einer Zeit unter elf Stunden". Sein Beruf, seine Familie – alles ist auf das Training für den Triathlon ausgerichtet. "Ohne die Unterstützung meines Arbeitgebers und vor allem der Familie geht es nicht", bekennt Egerer. Seine Frau und seine neunjährige Tochter sind ihm ein großer Rückhalt. Obwohl er nach den ersten Kurzdistanz-Triathlons mit Roth geliebäugelt hat, traute er sich nicht, den Wunsch auszusprechen. "Es ist Wahnsinn, was auf die Familie zukommt", sagt Egerer. Während andere Väter Zeit mit Frau und Kind verbringen, geht er trainieren. Und nach sechs Stunden auf dem Rad brauche er erst einmal etwas Pause – also wieder keine Zeit für die Familie. Aber seine Frau scheint die Sehnsucht gespürt zu haben. Schließlich hat sie ihn gefragt: "Wann machst du den ersten Langdistanz-Triathlon" Das ist für ihn das entscheidende Signal gewesen. So ist er momentan laufend, Rad fahrend und schwimmend rund zwölf bis 14 Stunden jede Woche unterwegs. "Der Aufwand ist brutal", sagt er.

Nervös vor dem Start

Aber offenbar ist es ihm das wert, Egerer macht einen entspannten Eindruck, wenn er von seinem Ziel erzählt. Von Druck ist nichts zu spüren. Angst vor dem Scheitern scheint er nicht zu haben. "Wenn es nicht geht, dann geht es nicht", sagt er. Allerdings habe er einen Heidenrespekt vor der Veranstaltung. Er rechnet damit, dass er die "letzten Tage vor dem Start die Flatter" kriegen wird. Aber Egerer ist kein Typ, der aufgibt. "Der Wille muss schon da sein."

Eine große Unbekannte ist natürlich das Wetter. Egerer sagt pauschal: "Lieber zu heiß als zu kalt." Das Wetter letztes Jahr: Regen, acht Grad. Ansonsten macht er sich im Internet schlau und holt sich Tipps. Das fängt bei der Verdauung an, die bei einem so langen Wettkampf ein Grund zum Aufgeben werden kann. Generell, so sagt Egerer, spiele auch die Psyche eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Aber daran wird es bei Egerer nicht scheitern, bedenkt man die Konsequenz, mit der er sein Ziel verfolgt, um seinen Traum zu verwirklichen. Wenn er es dann geschafft haben sollte, bleibt die Frage, wie es weitergeht. Egerer: "Ich weiß nicht, was danach kommt."