Nur Eingeweihten wirklich ein Begriff

26.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:42 Uhr

Pfaffenhofen (pat) Im Vergleich zu den Olympischen Sommerspielen, die alle vier Jahre das größte Sportereignis der Welt darstellen, führen die Deaflympics, also die Olympischen Spiele der Gehörlosen, eher ein Schattendasein. Während die Paralympics für Behindertensportler noch vielen Menschen ein Begriff sind, sind die seit 1924 ausgetragenen Deaflympics, die in diesem Jahr vom 5. bis zum 15. September in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh ihre 21. Auflage erleben, häufig nur Eingeweihten ein Begriff.

Dabei erfreuen sie sich unter den Gehörlosen-Sportlern steigender Beliebtheit. Im Jahr 2001 gingen in Rom mehr als 2200 Aktive aus 68 Ländern an den Start. Vor vier Jahren erlebten die Deaflympics in Melbourne einen ähnlichen Zuspruch, woran sich aller Voraussicht nach in Taipeh nichts ändern wird. Der Wettkampf ist aus den Gehörlosen-Weltspielen hervorgegangen. Er wurde vom Olympischen Komitee vor acht Jahren offiziell anerkannt und trägt seither den Namen Deaflympics – samt eigenem, dazugehörigem Emblem. Die Winter-Deaflympics werden seither im selben Turnus, aber um zwei Jahre verschoben, durchgeführt.

Der Ablauf der Spiele ist vergleichbar mit den Olympischen Spielen, allerdings werden nur Wettkämpfe in 19 unterschiedlichen Sportarten ausgetragen: Volleyball, Badminton, Handball, Beachvolleyball, Fußball, Schießen, Basketball, Ringen, Judo, Orientierungslauf, Radfahren, Bowling, Leichtathletik, Tennis, Taekwondo, Wasserball, Tischtennis, Karate und Schwimmen. Teilnehmen dürfen Athleten, die auf ihrem besseren Ohr mindestens einen Hörverlust von 55 Dezibel aufweisen.

Im Grunde gelten bei allen Wettkämpfen die sportlichen Regeln der hörenden Spitzenverbände. Lediglich in einigen Punkten wurden sie punktuell ergänzt oder die akustischen Signale (beispielsweise der Startschuss oder der Schiedsrichterpfiff) durch visuelle Signale ersetzt.

Weder die Leistungssteigerung durch anfeuernde Zuschauer noch die akustischen Zusatzinformationen wie der Aufprall von Bällen oder die Beschaffenheit des Untergrundes können von Gehörlosen wahrgenommen werden, die ansonsten über keine körperlichen Einschränkungen verfügen. Daher wurde den Gehörlosen diese eigene Form der Olympischen Spiele ermöglicht. Da sie durch die Art ihrer Behinderung eine eigene Kultur und Sprache entwickelt haben, läuft die Verständigung der Sportler unterschiedlichster Nationen weitgehend problemlos, so dass die Aktiven meist eine ausgesprochen homogene Gruppe bilden.

Der deutsche Gehörlosen-Sportverband schickt weit über 200 Sportler nach Taipeh und stellt damit erneut eine der größten Delegationen überhaupt. Im Medaillenspiegel der Sommer-Deaflympics in Rom belegte Deutschland Platz zwei – ein Erfolg, der in Melbourne nicht ganz erreicht wurde, aber in Taipeh wiederholt werden soll. Ein Hoffnungsträger ist die Fußball-Nationalmannschaft, die als Favorit ins Rennen geht und für die auch der Burgstaller Michael Warnecke auf Torejagd geht. Deutschland tritt auf seinem Weg ins Viertelfinale in den Gruppenspielen am 4. September – also noch vor der offiziellen Eröffnungsfeier der Spiele – gegen den Iran, am 6. September gegen Spanien und am 8. September gegen Nigeria an. Die Viertelfinals werden am 10. September, die Halbfinals am 12. September und das große Finale am 15. September als Abschluss der Deaflympics ausgetragen.