Pfaffenhofen
Die Spritze als ständiger Begleiter

Persönliche Erlebnisse mit Diabetes beim Fußball – Adrenalin und Erschöpfung als Herausforderungen

29.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:22 Uhr

Konstantin Flick beweist, dass Sport auch mit Diabetes gut möglich ist.

Pfaffenhofen (PK) Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Die Bauchspeicheldrüse stellt kein blutzuckerregulierendes Insulin mehr her. PK-Mitarbeiter Konstantin Flick (22) ist Diabetiker und berichtet über seinen Umgang mit der Krankheit und die Möglichkeit, trotzdem Sport zu treiben.

Eins gleich vorweg: Als Typ-1-Diabetiker kann ich genauso viel Sport machen und Spaß haben wie ein komplett gesunder Mensch. Es gibt nur eine gewisse Verantwortung und eine Art Respekt, die ich dieser Krankheit entgegenbringen muss.

Seit meinem elften Lebensjahr trage ich eine im Grunde nutzlose Bauchspeicheldrüse in mir herum. Nach einer Viruserkrankung mit viel Durst und hohem Gewichtsverlust hörte sie auf zu arbeiten. Bei gesunden Menschen reguliert die Bauchspeicheldrüse den Blutzucker von selbst, in meinem Fall gibt es diese Funktion nicht mehr und ich muss mir mit einem Pen Insulin spritzen, um meinen Blutzucker unter Kontrolle zu haben. Eine Ursache für die Krankheit ist bis heute nicht gefunden. An Typ-2-Diabetes erkranken oft ältere Menschen und Personen mit schlechter Ernährungsweise. Der Typ-2 gilt aufgrund der schlechten Ernährung als eine der Zukunftskrankheiten.

Für mich gehört der Typ-1-Diabetes mittlerweile zum Alltag und ich wüsste gar nicht mehr, wie es ohne Spritze und Messgerät wäre. Bei normalem Tagesverlauf spritze ich fünf- bis sechsmal am Tag, hauptsächlich zu Mahlzeiten.

Beim Sport ist aber natürlich besondere Vorsicht geboten. Das Gegenspiel von blutzuckersteigendem Adrenalin und der gleichzeitigen Erschöpfung durch Anstrengung ist oft schwer einzuschätzen und in den Griff zu bekommen. Vor jedem Training, beziehungsweise jedem Fußballspiel versorge ich mich präventiv mit genug Kohlenhydraten, um eine gute Basis zu haben und der frühzeitigen Erschöpfung und einem Unterzucker entgegenzuwirken. Gleichzeitig versuche ich aber, mich mit einer geringen Menge Insulin auf einem guten Zuckerspiegel zu halten, damit ich keinen zu hohen Zucker bekomme.

Dieser ist genauso leistungshemmend wie Unterzucker, man bekommt schwere Beine und Schwächegefühle und merkt deutlich, wie die Kraft fehlt. Bei einem Unterzucker ist eine schnelle Versorgung wichtig, daher nehme ich mir zum Spielfeld immer genug zuckerhaltige Nahrung mit. Meistes hilft Traubenzucker zur schnellen Besserung, danach esse ich oft langkettige Kohlenhydrate wie Brot oder Nudeln, um meine beim Sport verbrauchten Reserven wieder aufzufüllen.

Oft gelingt es mir dennoch nicht, dass alles gut geht. Nach aufregenden Spielen ist es keine Seltenheit, dass ich einen Zuckerspiegel von 250 bis 350 Milligramm pro Deziliter habe (Normalwert: 80-160). Zumeist merke ich das schon im Spiel, wenn ich schnell erschöpft bin. Einen richtig schweren Unterzucker habe ich beim Fußball erst einmal erlebt. Nach einer Trainingseinheit im Sommer 2011 versuchte ich, den niedrigen Zuckerspiegel mit Softgetränken und anderen süßen Lebensmitteln zu bekämpfen, aber mein Körper war wohl schon zu erschöpft. Zuhause im Bett bekam ich zuerst heftige Kopfschmerzen, meine Sehstärke ließ nach und ich musste mich übergeben. Nachdem meine Eltern dann den Rettungsdienst riefen, wurde ich ins Pfaffenhofener Krankenhaus eingeliefert und mit zuckerhaltigen Infusionen wieder aufgepeppelt.

Wirklich heilbar ist die Krankheit bis heute leider noch nicht. Aber mit Spritze und Messgerät sowie einer ausgewogenen Ernährung kann ich wie ein ganz normaler Mensch Sport machen und auch ansonsten den Alltag bewältigen. Dass mit so einer Krankheit auch Leistungssport möglich ist, haben zum Beispiel der ehemalige Bundesliga-Torwart Dimo Wache (Mainz 05) und Hockey-Olympiasieger Carsten Fischer bewiesen. Ich spiele seit dem Sommer beim TSV Jetzendorf Fußball, davor war ich rund 15 Jahre in Pfaffenhofen aktiv. Mit dem FSV bin ich in der vergangenen Saison nur knapp am Aufstieg in die Bezirksliga gescheitert.

Was neben dem Sport natürlich schwierig ist, sind die Themen Alkohol oder Partys. Anders als normale Jugendliche hat man sich selbst gegenüber eine noch höhere Verantwortung. Dennoch kann man mit Typ-1-Diabetes gut leben, auch wenn man eben einige Sachen beachten muss. Darüber hinaus ist mir der Sport und speziell Fußball viel zu wichtig, sodass ich mich von meiner Krankheit nicht einschränken lasse und versuche, alles unter einen Hut zu bringen.