Cervia
Alles klar für Hawaii 2018

Nicole Bretting siegt in Italien und hat dadurch das WM-Ticket für das nächste Jahr schon in der Tasche

10.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr

Endlich im Ziel: Nicole Bretting blieb beim Triathlon in der Region Emilia-Romagna unter der magischen Zehn-Stunden-Marke. - Foto: FinisherPix

Cervia/Hohenwart (DK) An der Adria, wo andere Leute einfach nur gerne Urlaub machen, hat Triathletin Nicole Bretting den nächsten Erfolg in ihrer herausragenden Karriere gefeiert: Sie gewann dort in souveräner Manier den "Ironman Italy" in ihrer Altersklasse W45.

Letztlich schaffte es die Triathletin aus Hohenwart sogar, unter der magischen "Zehn-Stunden-Marke" zu bleiben, bereits nach 9:59:44 Stunden überquerte sie die Ziellinie - und das, obwohl die Radstrecke diesmal stolze 185 anstatt 180 Kilometer betrug. Der Ausflug nach Cervia in die Provinz Ravenna hat sich für Bretting also hundertprozentig gelohnt - zumal sie dank ihres Sieges so ganz nebenbei auch die Teilnahmeberechtigung für den Hawaii-Triathlon 2018 erhielt.

Warum die 45-Jährige nicht schon heuer wieder bei der "Mutter" aller Ironman-Veranstaltungen im Oktober im Pazifik dabei ist, ist übrigens schnell erklärt: Ihr Hauptziel für 2017 war ohne Wenn und Aber, beim "Race Across America" (RAAM) einen neuen Streckenrekord für Frauen-Viererteams aufzustellen - was sie ja dann, im Juni, gemeinsam mit Christine Waitz aus Roth, Monika Dietl aus Freising und Steffi Steinberg aus Bad Honnef auf beeindruckende Weise geschafft hat. Der Triathlonsport war für die Hohenwarterin hierdurch ein kleines bisschen in den Hintergrund gerückt gewesen. Aber dass ihr Können darunter nicht im Entferntesten litt, davon durfte sich das Publikum in Cervia überzeugen.

Schon beim Schwimmen ließ es Bretting so richtig krachen. Lag's an der einladenden Adria? Oder der Tatsache, dass Bretting zuvor noch nie an einem Ironman in Italien teilgenommen hatte? Die Hohenwarterin hatte jedenfalls von Beginn an richtig Spaß, selbst in ihrer eigentlichen "Problemdisziplin"- und stellte prompt schnell einmal eine persönliche Bestleistung in Sachen Schwimmen auf. 1:08 Stunden für 3,86 Kilometer im Meer - das konnte sich wahrlich sehen lassen. Und machte Lust auf mehr.

Die endlos lang erscheinende Wechselzone - bis Bretting auf dem Rennrad saß, hatte sie rund einen Kilometer zu Fuß zurückzulegen - war dann schon gewöhnungsbedürftig. Aber die 45-Jährige nahm's mit einem Lächeln - genauso wie die Tatsache, dass die Strecke bei der zweiten Disziplin diesmal eben fünf Kilometer länger war als sonst üblich. Auf den ersten Blick ging es mit dem Bike eher locker, weil flach dahin. "Aber das täuschte gewaltig", berichtet die Hohenwarterin: "Eine nahezu ebene Strecke bedeutet, immer mit Druck fahren zu müssen, ohne die Beine mal kurz hängen lassen zu können. Außerdem fährt man fast nur in der Aeroposition, was selbst bei einer guten Rückenmuskulatur irgendwann anstrengend wird."

Zahlreiche Kreisverkehre sowie der Wind taten ihr Übriges, dass die Teilnehmer mit dem Rad so richtig gefordert wurden. Bretting genoss es trotzdem - und zeigte sich zudem höchst beeindruckt davon, dass gleich zehn Kilometer Autobahn für das Rennen komplett gesperrt wurden ("Man stelle sich das vor, das würde in Deutschland passieren. Bei uns ist so etwas schlichtweg undenkbar").

Die Hohenwarterin war vom "Ironman Italy" regelrecht begeistert. Die Organisation sei super gewesen, bei den Ortsdurchfahrten habe "super Stimmung" geherrscht - und die Zuschauer hätten wirklich alle Athleten, nicht nur die führenden, frenetisch angefeuert. Bei dieser für sie tollen Atmosphäre war es dann irgendwie kein Wunder, dass Bretting auch auf der Radstrecke eine neue persönliche Bestzeit aufstellte. "Nur 4:58 Stunden hatte ich nach 180 Kilometern auf der Uhr stehen", berichtet die 45-Jährige stolz. Der Haken an der Sache war nur, dass sie diesmal eben noch 5000 weitere Meter radeln musste - das Ganze bei auffrischendem Wind. Also ging's erst nach 5:09 Stunden auf dem Bike erneut in die Wechselzone - beziehungsweise dann auf die Marathonstrecke zum Abschluss, aufgeteilt auf vier Runden durch Cervia.

Brettings Vorsprung auf die Zweitplatzierte der Altersklasse W 45 betrug bereits zu diesem Zeitpunkt nahezu uneinholbare 27 Minuten. "Also konnte ich es etwas ruhiger angehen lassen", so die Hohenwarterin. Trotzdem hätte es aus ihrer Sicht nicht gleich sein müssen, dass sie nach rund der Hälfte der 42,195 Kilometer langen Laufdistanz plötzlich von Magenproblemen geplagt wurde. Was soll's? Ihr Sieg geriet dennoch nicht mehr in Gefahr - weil sie von Ehemann Reinhard immer wieder mit den neuesten Zwischenzeiten versorgt wurde und die Zuschauer sie weiterhin lauthals anfeuerten. "Es gab kaum ein Teilstück, an dem keine Leute standen. Ich hatte selten so viel Stimmung und so ein Superpublikum an einer Laufstrecke", berichtet die Triathletin beeindruckt.

Nach 9:59:44 Stunden überquerte Bretting schließlich die Ziellinie - stolze 18:46 Minuten vor der Zweitplatzierten in der Altersklasse W 45, der Italienerin Alessia Bertolino. Concetta Pichierri aus den Niederlanden, die auf Rang drei landete, benötigte weitere 19:50 Minuten mehr.

Im Gesamtklassement aller teilnehmenden Frauen landete Bretting auf Position zwölf. Wäre sie nur 5:47 Minuten schneller gewesen, hätte es hier sogar zu einer Top-Ten-Platzierung gereicht - was erneut zeigt, wie flott die 45-jährige Hohenwarterin in der Region Emilia-Romagna unterwegs war.

Dank ihres Triumphes in Cervia ergatterte sie auch einen festen Startplatz bei den Ironman-Weltmeisterschaften 2018. "Prompt habe ich jetzt die Luxussituation, dass ich im nächsten Kalenderjahr keine Triathlon-Langdistanz mehr machen muss. Ich kann den gesamten Trainingsaufbau komplett auf den Ironman auf Hawaii ausrichten", freut sich Bretting.

Die Wettkampfsaison 2017 der Hohenwarterin ist beendet. Was allerdings nicht bedeutet, dass sie es in Sachen Training bis zum Jahreswechsel komplett schleifen lässt. Dafür ist die W 40-Weltmeisterin 2014 aus dem Altlandkreis Schrobenhausen viel zu ehrgeizig.