Geisenfeld
Trainingsstunde im Keller

25 Manchinger B-Jugend-Fußballer kümmern sich um Hochwasserschaden bei 87-jährigem Geisenfelder

18.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:01 Uhr

Auch im Keller von Johann Kappelmeier (links) stand nach der Flut das Wasser. Was blieb, waren jede Menge feuchtes Holz, das nun von den Kickern der Manchinger B-Jugend ausgeräumt wurde. Für die Burschen (rechts) war der Einsatz als Sonderkommando zum Keller ausräumen „Ehrensache“ - Fotos: Zurek

Geisenfeld (GZ) Teenager haben nicht gerade einen guten Ruf, „die Jugend“ wird nicht selten pauschal verunglimpft. Das Hochwasser hat die Kritiker eines besseren belehrt. Auch die Jungs vom SV Manching gehören zu jenen, die bis zur Erschöpfung Hilfe leisteten. Ihr Einsatz: Aufräumarbeiten in Geisenfeld.

Es ist 18 Uhr. Das Außenthermometer an einem der Autos in der Straße, die passenderweise den Namen „Am Flutkanal“ trägt, zeigt immer noch 33,5 Grad Celsius an. Vor dem Anwesen mit der Nummer drei herrscht ein wenig Verkehrschaos. Der Grund: Eine Horde vor Tatendrang strotzender junger Männer wird gerade von den Eltern hier angeliefert. 25 Burschen aus der B-Jugend des SV Manching versammeln sich, die Arbeitshandschuhe schwin-gend, im Hof von Johann Kappelmeier. Sie alle sind gekommen, um dem 87-Jährigen beim Aufräumen seines Kellers zu helfen.

„Ich bin sprachlos“, sagt der allein lebende Senior angesichts der lachenden Menge. „Eigentlich hätten sie jetzt Training“, erklärt Peter Gaydarov, normalerweise Chef der Kickertruppe. Gefragt, warum sie ausgerechnet hier zum Einsatz schreiten, gibt Willi Pribil die Antwort. Der ehrenamtliche Rettungsdienstler, der die Spieler als „Medizinmann für alle Fälle“ begleitet, war einst eng mit der Tochter von Kappelmeiers befreundet. Zu deren damals vierjährigem Sohn Manuel hat er heute noch engen Kontakt und auch der „Opa“ liegt ihm sehr am Herzen.

Als er hörte, dass in dessen nach der Flut noch immer feuchtem Keller etwa 30 Ster Holz vor sich hin schimmeln, „da hab ich halt ein Team zusammen gestellt“, sagt er. Was ihm dank der Kameraden seines Sohnes bei der B-Jugend ein Leichtes war. Die 15- bis 17-Jährigen „waren allesamt sofort bereit zu helfen“.

Während Pribil noch mit der Presse redet, haben Manuel Frühmorgen – der echte Enkel des Hausbesitzers und einstiger Kicker beim SV – und die Jungs schon den Bizeps aufgewärmt. „He Mario, mach hinne“, hört man eine Stimme aus der Männerkette, in der Kisten voller Holz weitergereicht werden. Was trocken ist, kommt in die Garage, das Nasse wird abtransportiert zum Trocknen.

„Heut brauch ma ned ins Fitnessstudio“, sagt einer lachend und bückt sich im modrig riechenden Untergeschoss des kleinen Siedlungshäuschens nach der nächsten Ladung. Neben ihm eine dicke Schicht Schimmel auf dem Boden. „Bei den warmen Temperaturen sprießt der nur so“, weiß Pribil. „Höchste Zeit“ also für die Rettung der Bausubstanz. „Mei, geht das schnell“, wundert sich der Hausherr, dass nach gut einer Stunde schon das Gröbste erledigt ist.

Den Helfern rinnt mittlerweile der Schweiß von der Stirn, aber „so anstrengend wie unser Training ist es nicht“, gesteht einer mit einem Augenzwinkern in Richtung Gaydarov. Der 22-Jährige ist dafür bekannt, Disziplin und Moral in seiner Truppe hoch zu halten. „Außerdem machen wir das gern für den guten Zweck“, ergänzt Julian. Auch Patrick findet es nur richtig „wenn man einem älteren Menschen in Not zur Seite steht“. Yannick nickt zustimmend, bevor ihm aus dem Souterrain-Fenster die nächste Obstkiste voller Scheite gereicht wird. „Sauber stapeln!“, mahnt derweil jemand in der Garage.

Nachdem auch die feuchten Kisten und Kartons zerkleinert in einer Gartenecke aufgeräumt sind, ist endlich „Feierabend“. Bei einem alkoholfreien Radler und einer Brotzeit stärken sich die Kicker des Sonderkommandos. Der Dank von Johann Kappelmeier, dessen Tochter Irmi und Enkel Manuel ist ihnen gewiss. „Großartig“ finden sie es, was da heute passiert ist. „So viel Menschlichkeit“ rührt den älteren Herrn fast zu Tränen. Aber auch Pribil ist „gleich doppelt stolz“ auf seine Jungs. Denn: „Die haben am vergangenen Sonntag den Klassenerhalt geschafft“. Die B 1 in der Bezirksoberliga und die B 2 in der Kreisliga – „auch das dank Sportsgeist und Gemeinsinn“, ist ihr Mentor überzeugt.