Ingolstadt
"Ich hatte Sehnsucht nach meinem Team"

FC Ingolstadt: U 23-Trainer Stefan Leitl über seine abgeschlossene Ausbildung zum Fußball-Lehrer

22.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Anstrengender Doppeljob: Stefan Leitl absolvierte in den vergangenen zehn Monaten in Hennef die Ausbildung zum Fußball-Lehrer und trainierte zudem die zweite Mannschaft des FCI. ‹ŒArch - foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (DK) Am vergangenen Montag beendeten 25 Fußballtrainer bei einem Festakt des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Gravenbruch ihre Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Unter ihnen befand sich auch der aktuelle Chefcoach der U 23 des FC Ingolstadt 04, Stefan Leitl. Mit unserer Zeitung sprach Leitl über eine stressige Zeit, das kaum vorhandene Privatleben und seine Ziele als Fußball-Lehrer.

Herr Leitl, vorab herzlichen Glückwunsch zum Abschluss Ihrer Ausbildung. Wie fühlt man sich nun als Fußball-Lehrer?

Stefan Leitl: Vielen Dank! Ich fühle mich sehr gut und bin auch erleichtert. Das Erreichen dieses Titels war für mich persönlich sehr wichtig. Am Montag ging ein Zeitraum von zehn Monaten zu Ende, der äußerst anstrengend war. Dennoch war es insgesamt eine wirklich schöne Zeit, die ich trotz all dem Stress auch sehr genossen habe.

 

Wie verlief die Verleihung der Lizenz in Gravenbruch?

Leitl: Das Ganze war eine Galaveranstaltung des DFB. Neben unserer Auszeichnung wurden auch der Hoffenheimer Trainer Julian Nagelsmann als Trainer des Jahres und Bernd Schröder für sein Lebenswerk geehrt. Es war ein sehr schöner Abend, vor allem, weil alle 25 Teilnehmer unseres Kurses die Prüfung bestanden haben.

 

Julian Nagelsmann schloss seine Ausbildung 2016 ab und steht nun mit 1899 Hoffenheim auf Platz vier der Bundesliga-Tabelle. Ist er trotz seines jungen Alters in gewisser Weise ein Vorbild für Sie?

Leitl: Julian Nagelsmann ist natürlich ein Ausnahmetalent, keine Frage. Trotzdem leistet er einfach hervorragende Arbeit in Hoffenheim und zeigt so, wo der Weg hinführen kann. Sein Verein hat ihm stets das Vertrauen ausgesprochen, weshalb er mit viel Ehrgeiz auch derart erfolgreich sein kann. Natürlich ist das ein Weg, den jeder frischgebackene Fußball-Lehrer gerne gehen würde.

 

Kommen wir zu Ihrer Ausbildung. Sie waren jede Woche an der Sportschule in Hennef. Was gehörte ansonsten noch zum Ablauf in den vergangenen zehn Monaten?

Leitl: Montag, Dienstag und Mittwoch waren die Tage, an denen ich die Schulbank drücken musste. Wenn ich am Mittwoch zurück Richtung Oberbayern gefahren bin, war es das aber noch nicht mit den schulischen Tätigkeiten. Eigentlich schaltet man nie so wirklich ab. Das vermittelte Fachwissen wird in Tests abgefragt, und dabei gilt es, immer gut vorbereitet zu sein, weshalb ich oft und lange am Lernen war. Bei mir war es so, dass ich bereits am Wochenende nach den Regionalliga-Spielen gedanklich schon wieder in Hennef war. Auch nach den Trainingseinheiten stand das Lernen im Vordergrund.

 

Wie stellte sich das bei Schüler Leitl dar?

Leitl: Ich hatte natürlich ehrgeizige Ziele und war deshalb bemüht, so viel wie möglich zu lernen, um einen guten Abschluss zu erreichen. Konkret war es so, dass ich mir die Lerninhalte eingesprochen und sie mir später angehört habe. So konnte ich auch die Fahrtzeit sinnvoll nutzen.

 

Gab es Fächer, die Ihnen besonders Spaß gemacht haben?

Leitl: Ich hatte keine Prioritäten. Mir war wichtig, dass ich so viel wie möglich aus der Ausbildung mitnehme. Das A und O ist natürlich, Fußball spielen zu lassen. Dennoch sind auch Physiologie oder Psychologie unheimlich große Faktoren beim Arbeiten mit einer jungen Mannschaft.

 

Sowohl für Ihre Schultage als auch für alles andere rund um den Unterricht mussten Sie viel Zeit aufwenden. Wie stand es dabei um das Privat- und vor allem um das Familienleben?

Leitl: Die letzten zehn Monate war an Privatleben eigentlich nicht zu denken. Neben der Ausbildung stand ja auch noch der Trainings- und Spielbetrieb in Ingolstadt an. Meine Frau und meine Kinder habe ich sehr selten gesehen. So ein großes Projekt kann man aber nur schaffen, wenn alle an einem Strang ziehen. Deshalb bin ich ihnen auch unheimlich dankbar, dass sie mich jederzeit so gut unterstützt haben und stets hinter mir gestanden sind.

 

Als Cheftrainer der U23 tragen Sie auch sportlich eine große Verantwortung. War es schwer, seine Vorstellungen durchzusetzen, wenn man so oft nicht am Training teilnehmen kann?

Leitl: Nein, absolut nicht. Zum einen habe ich totales Vertrauen in meine Jungs und zum anderen ein hervorragendes Team um mich herum. Natürlich war es am Anfang ungewohnt. Ich hatte schon Sehnsucht nach meinem Team. Mit Ersin Demir, André Mijatovic und allen anderen Beteiligten stand ich aber stets in Kontakt. Ich habe immer gutes Feedback erhalten. Außerdem stärkte mir auch die Vereinsführung permanent den Rücken.

 

Nach der abgeschlossene Ausbildung können Sie sich nun vollkommen auf die restliche Saison in der Regionalliga und den angestrebten Klassenerhalt fokussieren. Welche Ziele haben Sie darüber hinaus für sich persönlich?

Leitl: Ich habe immer deutlich gesagt, dass ich in einer der ersten drei Ligen unterkommen möchte. Mit meiner Lizenz als Fußballtrainer ist dies nun auch uneingeschränkt möglich, daher ändert sich daran erst einmal nichts. Ich habe zudem einen langfristigen Vertrag hier in Ingolstadt. Deshalb liegt der Fokus ganz klar erst einmal auf dem Klassenerhalt in dieser Saison. Wie sich die Dinge dann entwickeln, wird man sehen.