Friedrichshofen
Friedrichshofen droht das Aus

Kreisligist erwägt nach Rückzug seines Hauptsponsors, die Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden

19.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:17 Uhr

Blickt einer ungewissen Zukunft entgegen: Der Friedrichshofener Trainer Manfred Kroll weiß nicht, ob er mit seiner Mannschaft in der kommenden Saison noch am Spielbetrieb teilnimmt. - Foto: Mundt

Friedrichshofen (DK) Dem VfB Friedrichshofen droht der Zwangsabstieg. Nachdem Hauptsponsor und Manager Tom Mauerer kürzlich seine Ämter niedergelegt hatte, gibt es beim Tabellenvierten der Kreisliga Donau/Isar 1 Überlegungen, die erste Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden – aus finanziellen Gründen.

 

Rund drei Wochen ist es inzwischen her, als das Schicksal des VfB Friedrichshofen seinen Lauf nahm. Tom Mauerer, langjähriger Funktionär und Hauptsponsor, beendte aus persönlichen Gründen sein Engagement (wir berichteten). Der ehemalige Teammanager machte „Beleidigungen und Verleumdungen“ in einer Stellungnahme im Internet dafür verantwortlich, die ihn zu diesem Schritt bewogen hätten. Die Folge: Der Kreisligist kann ohne Mauerers Unterstützung den Kader der ersten Mannschaft nicht mehr finanzieren. Die Verantwortlichen um Abteilungsleiter Hans Reuthlinger hüllen sich in Schweigen, um welche Summe es sich dabei genau handelt. Und auch Kenner in der Szene sagen, ohne namentlich genannt werden zu wollen: „Es ist ein Kreislauf, in dem es schwer ist, den Durchblick zu behalten – bei jedem Verein.“ Die finanziellen Einbußen scheinen immerhin so hoch zu sein, dass der VfB Friedrichshofen erwägt, die Mannschaft in der Winterpause vom Spielbetrieb abzumelden.

Laut Reuthlinger sei bislang zwar noch keine Entscheidung gefallen, die Anzeichen deuten allerdings daraufhin, dass die erste Mannschaft im kommenden Jahr kein Spiel mehr in der Kreisliga Donau/Isar 1 bestreiten wird. „Es gibt zwei Optionen: Entweder wir halten die Mannschaft in der Kreisliga am Leben oder wir melden die erste Mannschaft ab und verstärken die Zweite“, erklärt der 49-jährige Abteilungsleiter. „Ich kann momentan aber nicht mehr sagen, da ich noch mit einigen Spielern in Gesprächen bin“, ergänzt er.

Trainer Manfred Kroll blickt ebenfalls in eine ungewisse Zukunft: „Es steht in den Sternen, wie es weitergeht.“ Dem VfB laufen deshalb bereits die ersten Spieler davon. In Mehmet Özler (Türkisch SV Ingolstadt) und Hakan Düzgün (FC GW Ingolstadt) haben bereits zwei Akteure den Klub verlassen. Johannes Keller (berufliche Gründe) wird ebenfalls kein Spiel mehr für den VfB bestreiten. „Die Situation kann sich täglich ändern – und ich bin mir sicher, dass sich auch noch etwas tut“, sagt Reuthlinger und rechnet in den kommenden Tagen mit weiteren Abgängen. Dem ist sich auch Kroll bewusst. „Andere Vereine stürzen sich jetzt wie Geier auf die Spieler – was aber legitim ist. Ich würde das wahrscheinlich nicht anders machen“, sagt er. Seine persönliche Zukunft lässt der Familienvater deshalb offen. „Ich warte einfach mal ab. Es kann bei mir aber auch noch passieren, dass ich den Verein wechsle – den VfB werde ich aber immer unterstützen.“

Einer, der dank seiner 19 Saisontore ebenfalls im Fokus anderer Vereine steht, ist Bastian Blabl. Der 29-Jährige sagt: „Es gab zwar schon ein paar Anfragen, einen neuen Verein habe ich aber noch nicht.“ Der Friedrichshofener Kapitän sorgt sich vielmehr um die Zukunft des VfB, bei dem er als Jugendlicher mit dem Fußballspielen begonnen hatte. „Es ist für den ganzen Verein bitter, weil die erste Mannschaft das Aushängeschild ist“, sagt er. Der Angreifer habe bis zuletzt daran geglaubt, auch nach der Winterpause noch für den Verein im Ingolstädter Westen aufzulaufen. „In der Mannschaft gab es schon den Tenor, dass wir weitermachen wollen. Als dann aber relativ schnell drei Abgänge feststanden, wurde die Situation ernst“, gesteht er.

Im Gegensatz zu Kroll und Reuthlinger geht Blabl davon aus, dass die erste Mannschaft abgemeldet wird. „Das ist eigentlich schon sicher“, vermutet er. „Wir hatten ohnehin einen dünnen Kader. Und mit den drei Abgängen wäre es schwierig geworden, konkurrenzfähig zu bleiben. Denn auch mit der zweiten Mannschaft hätten wir das nicht auffangen können.“ Resignation statt Hoffnung macht sich breit.

Der Vereinsführung droht zudem die Zeit davon zu laufen. Die Spieler müssen sich laut den Statuten des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) bis zum 31. Dezember vom Verein abmelden, um nach der Winterpause für einen neuen Klub spielen zu dürfen. „Es bleibt kaum Zeit, sich zu entscheiden“, weiß auch Blabl. Reuthlinger will dennoch erst im kommenden Jahr eine Entscheidung fällen. Er nennt den 10. Januar als möglichen Zeitpunkt. Wenn es dann nicht schon zu spät ist?

Beim BFV nahm Bezirksspielleiter Wolf-Peter Schulte die Nachricht gestern mit Verwunderung auf. „Es ist zwar unlogisch, aber möglich“, sagte er. „Denn normalerweise meldet man die dritte Mannschaft ab“, so der 67-Jährige. Neben der ersten Mannschaft in der Kreisliga haben die Friedrichshofener Teams in der A-Klasse Donau/Isar 1 und C-Klasse Donau/Isar 2 gemeldet. Fix wäre auf jeden Fall der Abstieg. „Der VfB Friedrichshofen wäre automatisch der erste Absteiger aus der Kreisliga“, versicherte Schulte.

Und was sagt Mauerer dazu, durch dessen Rückzug der VfB in die Krise stürzte? Der ehemalige Teammanager reagiert gelassen: „Ich habe damit abgeschlossen. Für mich ist das Thema erledigt und deswegen will ich gar nichts dazu sagen. Der Verein wird schon wissen, was er tut.“