Ingolstadt
Er ist wieder da

24.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:09 Uhr
Marcel Hagmann −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Bei den Trainingseinheiten des FC Ingolstadt ist seit Kurzem ein altbekanntes Gesicht zu sehen: Marcel Hagmann, ehemals langjähriger Spieler der Schanzer, ist als Individualtrainer zu seinem Herzensverein zurückgekehrt. Allerdings: Eigentlich war er nie so richtig weg.

Mit Marcel Hagmann stieß vor einigen Wochen ein altbekanntes Gesicht zum Trainerteam des FC Ingolstadt. Als Individualcoach kümmert sich der 34-Jährige fortan vorwiegend um einzelne Spieler, ist dabei jedoch Teil des großen Ganzen - und in Ingolstadt genau am richtigen Ort.

Rückblende: Am 18. September 2015 ist der FC Ingolstadt II zu Gast in Burghausen. Während in der ersten Halbzeit der SV Wacker mehr vom Spiel hat, werden die Schanzer im zweiten Durchgang aktiver und haben durch Sammy Ammari sogar die große Chance auf den Sieg. Der Stürmer vergibt jedoch einen Elfmeter und belässt es so bei einem torlosen Remis. Danach zeigt sich Stefan Leitl zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft: "Es ist genauso aufgegangen, wie wir es uns gewünscht hatten", meint er nach der Partie gegen die favorisierten Gastgeber.

Seine U 23 ließ der heutige Zweitliga-Cheftrainer der Schanzer mit einer sehr jungen Viererkette auflaufen. Neben Giuseppe Leo, Thomas Blomeyer und Mario Götzendörfer agierte jedoch ein sehr erfahrener Mann, den alle "Hagi" nennen, als Fels in der Brandung. Der damals 32-Jährige war Kapitän der Mannschaft und im Verein eine feste Größe. Allerdings: Von den Anwesenden wussten wohl nur die wenigsten, dass es das letzte Spiel von Marcel Hagmann im schwarz-roten Dress sein würde.

Von 2007 bis 2009 und von 2010 bis 2015 war der Innenverteidiger ein Schanzer. Nach seinem Wechsel zu den Stuttgarter Kickers im Jahr 2015 verließ Hagmann zwar den Verein, der Donaustadt blieb er jedoch treu. "Ich wollte Ingolstadt nicht komplett verlassen und habe deshalb immer eine Zweitwohnung dort behalten. Ich bin also mittlerweile seit zehn Jahren hier, und alles ist mir sehr vertraut geworden", erklärt der gebürtige Gießener.

Hagmann ist zudem Inhaber eines Restaurants in der Ingolstädter Innenstadt. Der Bezug zur Schanz bestand also über die Jahre hinweg. Dass der ehemalige Co-Trainer der Stuttgarter Kickers nun seinen Weg zurück zum FCI gefunden hat, lag auch an der Personalsituation im Verein. "Allen voran bin ich Stefan (Leitl, Anm. d. Red.) sehr dankbar, dass er sich für mich ausgesprochen hat. Es war aber in erster Linie die Gesamtsituation, die mich überzeugt hat. Es ist ja nicht nur Stefan, der mittlerweile auch abseits des Platzes arbeitet", berichtet Hagmann. "Da sind unter anderem auch Ersin Demir, Andi Buchner, Andre Mijatovic, Harald Gärtner und viele, viele mehr, die ich schon lange kenne." Insgesamt also eine "eingeschworene Truppe", die "sehr loyal" sei und "hart arbeitet".

Ein Team, zu dem der frühere Kapitän der zweiten Mannschaft nun auch wieder gehört. Seine Aufgabe beschreibt er folgendermaßen: "Ich bin hier, um die Trainer und Spieler im Leistungsbereich zu unterstützen. Ich will die Spieler besser machen. Während die Trainer vor allem das Gruppentaktische im Blick haben, gehe ich auf die Jungs zu und helfe ihnen dabei, ihre individuellen Fähigkeiten zu verbessern und sich auf kommende Gegner gezielt einzustellen." Hagmann besitzt aktuell "nur die B-Lizenz der Fußballtrainer", da er "nie wirklich daran gedacht" habe, später einmal als Trainer zu arbeiten. Dennoch erfülle ihn die Arbeit mittlerweile sehr: "Mir hat es schon damals in meiner Zeit bei der zweiten Mannschaft sehr gut gefallen, die jungen Spieler anzuführen und ihnen auf dem Weg in den Herrenfußball zu helfen. Jetzt habe ich diese Rolle weiter intensiviert."

Ein bestimmtes Vorbild gebe es für ihn nicht. "Natürlich schaue ich mir auch Leute wie Pep Guardiola an. Am Ende des Tages kann ich aber von jedem etwas lernen. Ob das nun ein Champions-League-Trainer, ein Jugendbetreuer oder einer meiner Ex-Coaches ist", sagt Hagmann. Jeder seiner ehemaligen Chefs habe schließlich auch einen eigenen Stil gehabt. So bevorzuge Leitl das 4-3-3-System, während "wir uns in Regensburg unter Markus Weinzierl nie getraut hätten, mit drei Stürmern zu spielen".

Momentan würden sich der Ur-Schanzer und der Verein noch in einer Art "Anfangsphase" befinden. "Natürlich ist klar, was der Verein von mir will. Meine Aufgaben sind eindeutig definiert, allerdings ist es eine gänzlich neu geschaffene Stelle, und ich kam mitten in der Saison hierher. Daher wollen sowohl die Verantwortlichen als auch ich erst einmal testen, was wie gut funktioniert."

Hagmann betreut derzeit sowohl die U 17 und U 19 als auch die U 21 sowie einmal pro Woche das Profiteam. "Ich versuche, alle Jugendspiele zu sehen und verfolge natürlich auch jede Partie der Profis", sagt der Individualtrainer, der wie zu seiner Zeit in der damaligen U 23 nun unter Cheftrainer Stefan Leitl arbeitet. Als Leitl vor rund drei Jahren die zweite Mannschaft übernahm, meinte Hagmann damals mit einem Augenzwinkern: "Er hat schon als Spieler über mich gemeckert. Jetzt darf er es auch offiziell." Eine Einstellung, die sich bis heute nicht verändert hat: "Natürlich darf Stefan auch weiterhin schimpfen, ohne dass ich ihm das übelnehme. Er hat schließlich mittlerweile in einem weiten Bereich das Sagen und damit verbunden auch eine große Verantwortung. Er repräsentiert das Flaggschiff des Vereins." Der Trainer der Profis erwarte von jedem seiner Assistenztrainer stets einen Meinungsaustausch, und so ergibt sich für Hagmann auch eine beratende Position. "Ich tue all die Dinge, die Stefan verlangt, kann aber auch auf ihn zugehen und Vorschläge unterbreiten, gerade wenn es um einzelne Akteure geht."

In der Arbeit mit den Profis nennt Marcel Hagmann auch konkrete Beispiele für Spieler, mit denen er im Moment arbeitet. "Unter anderem versuchen wir zum Beispiel, Moritz Hartmann nach seiner langen Verletzungspause wieder vollends an den Kader heranzuführen. Außerdem habe ich zuletzt mit unserem Nachwuchstalent Maximilian Thalhammer einige Einheiten absolviert. Dabei ging es darum, seine Fähigkeit, die er ja unbestritten hat, auch auf den Platz zu bringen und beispielsweise seine Tempodribblings gewinnbringend einzusetzen."

Dass es viele Dinge braucht, um überhaupt einmal in die Situation zu kommen, sich auf ein Profispiel vorbereiten zu können, veranschaulicht der 34-Jährige bildlich: "Zum einen muss bei einem Fußballer die Hardware stimmen. Das heißt, er muss körperlich bereit, technisch gut ausgebildet und natürlich talentiert sein. Diese Dinge sind jedem, der sich ein wenig auskennt, offensichtlich." Das allein reiche jedoch noch nicht, erklärt er weiter: "Dazu kommt dann noch die Software des jeweiligen Spielers. Er muss sich selbst kritisch hinterfragen können. Nur wenn wir wissen, ob der Junge auch im Kopf so weit ist, ein wirklicher Profi zu werden, können wir sagen, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er es auch schafft." Hagmann versuche also "diese Wahrscheinlichkeiten auszuloten und so die Anzahl an Spielern, die den Sprung zu den Profis schaffen, zu erhöhen".

Am Ende des Tages sei genau das sein Ziel, erklärt Hagmann: "Wenn die Jungs dann sagen: ´Er hat mich besser gemacht und das Training hat mir geholfen, dann bin ich zufrieden.´ Dann weiß ich auch, dass es genau der richtige Schritt war, wieder zum FCI zurückzukehren."