Ingolstadt
Ein Sieg und viele Fragezeichen

Ingolstadt Dukes: Abgebrochenes Kirchdorf-Spiel wird wohl wiederholt Morgen Gastspiel in Gießen

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Einiges an Wut im Bauch haben die Ingolstadt Dukes nach der Entscheidung des Verbandes, das abgebrochene Kirchdorf-Spiel neu anzusetzen. Der Fokus liegt nun aber auf dem Spiel in Gießen. - Foto: Lüger

Ingolstadt (DK) "Es kann nicht sein, dass wir als klarer Sieger vom Feld gehen und jetzt nur Nachteile haben." Präsidentin Bettina Ritter fasst treffend zusammen, was beim Football-Zweitligisten Ingolstadt Dukes nach der Entscheidung des Verbandes zum Spiel in Kirchdorf alle denken.

Bekanntlich hatten die Footballer des TV Ingolstadt am vergangenen Wochenende das Spitzenspiel der GFL2 bei den Wildcats nach einem überzeugenden Auftritt mit 28:6 gewonnen und damit Kurs auf die Meisterschaft genommen. Weil aber die Unparteiischen das Spiel zwei Minuten und eine Sekunde vor dem regulären Ende wegen eines aufziehenden Gewitters unter- und eine Stunde später komplett abbrachen, ist das alles jetzt nichts mehr wert.

Der Football-Verband hat den Dukes gestern mitgeteilt, dass die Partie entweder noch einmal gespielt werden oder einfach neutralisiert werden muss. Beide Varianten sind für die Verantwortlichen aber inakzeptabel, weshalb man den Gang vor das Sportgericht nicht scheuen und eventuell auch eine Zivilklage anstreben wird. Immerhin entstehen dem Verein durch die erneute Anreise nach Kirchdorf zusätzliche Kosten, an denen sich die Niederbayern trotz der zu erwartenden zusätzlichen Einnahmen nicht beteiligen wollen.

Vom Verband wurde den Dukes zunächst ein Wiederholungsspiel für den 30./31. Juli angeboten, was die Herzöge aber ablehnten, weil dies so in der Bundesspielordnung nicht vorgesehen ist. Daraufhin wurde der 10. September als Spieltermin festgesetzt. "Wir werden jetzt erst einmal einen Anwalt konsultieren, dann sehen wir weiter", sagte Bettina Ritter und machte deutlich, dass die Dukes nicht ohne Weiteres zur Tagesordnung übergehen werden.

Erstaunlich ist in dem Zusammenhang die Erklärung der Wildcats auf ihrer Internetseite. Dort heißt es unter anderem: "So einen Fall gab es bisher noch nicht. Oft wurde im beiderseitigen Einverständnis in unteren Ligen der Score genommen. In anderen Ländern wird der Score ebenfalls gewertet, wenn das letzte Quarter angepfiffen ist. Hier liegt das allerdings anders. Beide Teams wollten das Spiel zu Ende spielen." Und das ist der Punkt, bei dem sich Dukes-Headcoach Eugen Haaf, der eigentlich zu der ganzen Angelegenheit vorerst nichts mehr sagen wollte, vehement wehrt: "Das stimmt so definitiv nicht. Ich war zusammen mit meinem Offense-Koordinator Roland Ertl bei den Schiedsrichtern und habe ihnen und Wildcats-Coach Dustin Daniels angeboten, dass wir die Partie beenden und das Spiel mit 28:6 werten. Das hat der Kirchdorfer Trainer sofort abgelehnt."

Es bleiben also Fragen über Fragen. Etwa, warum die restlichen zwei Minuten nicht einfach runtergespielt wurden, zumal sich das Gewitter noch in weiter Ferne befand. Das konnte man im Übrigen ebenfalls auf der Kirchdorfer Internetseite in deren Liveticker am Samstag nachlesen. Dort wurde zum fraglichen Zeitpunkt Folgendes vermeldet: "18:24 Uhr: Die Refs haben die Spieler in die Kabine geschickt. Jetzt alle wieder geholt. Und nun werden sie wieder reingeschickt. 18:29 Uhr: Es verbleiben noch 2:01 Minuten auf der Uhr. Das Spiel wird fortgesetzt, sobald das Gewitter vorbei ist. Momentan ist es allerdings noch nicht mal da. 18:34 Uhr: Jetzt zieht heftiger Sturm auf."

Verwunderlich auch, dass die meisten Kirchdorfer Spieler schon nach wenigen Minuten umgezogen waren, während die Akteure der Dukes bis zum endgültigen Abbruch in ihren Trikots auf eine Entscheidung warteten.

Alles Punkte, die Mannschaft und Trainer jetzt nicht mehr beschäftigen dürfen. Zunächst gilt der Fokus allein dem Spiel in Gießen, weshalb Haaf auch warnt: "Es ist wichtig, dass wir das Kirchdorf-Spiel jetzt aus den Köpfen kriegen und uns auf die nächste Aufgabe konzentrieren." Und Nachwuchstalent Simon Kürzinger macht deutlich: "Jeder wird mit voller Konzentration bei der Sache sein, weil wir wissen, dass wir - vor allem nach der Entscheidung über das Kirchdorf-Spiel - jetzt alles gewinnen müssen." Kürzinger bestätigt, dass kurzzeitig Unruhe in der Mannschaft herrschte nach dem Spiel in Kirchdorf, aber er macht auch klar: "Inzwischen ist das allen weitgehend gleichgültig, wichtig bleibt allein unser Ziel - der Aufstieg."

Und den wollen sich die Dukes von niemandem vermasseln lassen - nicht von den Gießenern, nicht von den Kirchdorfern und auch nicht vom Verband. Das Spiel in Gießen beginnt morgen um 16 Uhr.