Ingolstadt (DK) Mit Billard assoziiert man gemeinhin Kugeln, die in Taschen verschwinden, oder sich eben weigern, ebendies zu tun. Hobbyspieler, aber auch Profis, verzweifeln in schöner Regelmäßigkeit an der Widerspenstigkeit der Kugeln.
Beim Internationalen Deutschland Artistique Cup auf der Bezirkssportanlage Nord-Ost (ab Freitag 14 Uhr) wird aber nicht die allgemein geläufige Billardvariante gespielt, sondern Artistique-Billard. Dabei geht es nicht um das Lochen von Bällen – die Tische haben nämlich gar keine Taschen – sondern darum, bestimmte Figuren oder Trefferkombinationen auf dem Tisch zu vollführen. Nicht selten werden hierbei die Grenzen der Physik scheinbar umdefiniert.
Einer der besten seines Fachs ist dabei der Ingostädter Bernd Singer. Der 51-Jährige ist zweifacher Deutscher Meister und Vizeweltmeister von 2011. Für ihn bedeutet das Turnier in heimischen Gefilden „extrem viel“, wie er zugibt. „Es ist ein Traum, ein solch hochkarätig besetztes Turnier zu Hause spielen zu dürfen“, sagt Singer.
In der Tat wartet der Deutschland Artistique Cup mit einem sehr stark besetzten Teilnehmerfeld auf. Veranstalter Franz Heigl sieht das auch in dem offenen Charakter des Turniers begründet, der auch ausländischen Spielern den Start ermöglicht. Aber auch die anstehenden Europameisterschaften in Brandenburg am 1. Mai locken viele Hochkaräter in die Donaustadt: „Elf der 24 Teilnehmer werden auch bei der Europameisterschaft an den Start gehen“, erläutert Heigl. „Dadurch ist das Teilnehmerfeld mit dem eines Europäischen Ranglistenturniers vergleichbar.“ Rein formal ist das Turnier ein Qualifikationsturnier für die Deutsche Meisterschaft.
Zu den ganz großen Namen zählen neben Lokalmatador Singer auch der amtierende Europameister Eric Daelman aus Belgien und der aktuelle Deutsche Meister Thomas Ahrens. Für Heigl sind diese drei – Singer, Daelman und Ahrens – die großen Favoriten auf den Sieg in Ingolstadt. Bei der Reihenfolge will sich der Veranstalter aber zu keiner Prognose hinreißen lassen.
Auch der Vorstandsvorsitzende des ausrichtenden TSV Ingolstadt-Nord, Christian De Lapuente, ist stolz darauf, ein solch starkes Teilnehmerfeld in Ingolstadt begrüßen zu können. Was den Stellenwert des Sports betrifft, hofft er auf eine größere Aufmerksamkeit und Resonanz in der Bevölkerung. „Es ist schade, dass Artistique-Billard in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird“, findet De Lapuente. Schließlich könne man die „absolute Weltspitze“ in Ingolstadt begrüßen. Der Vorstand hofft, dass durch das Turnier das öffentliche Interesse zunimmt. „Auch in diesem Zusammenhang ist es natürlich umso schöner, dass wir ein solches Turnier hier bei uns haben“, sagt er.
Singer selbst sieht sich für das Turnier in der Heimat nicht in der absoluten Favoritenrolle: „Eric Daelman und Thomas Ahrens sind für mich die beiden Topfavoriten“, sagt der 51-Jährige. Auch den belgischen Vizeweltmeister von 2007, Walter Bax, schätzt er als sehr stark ein. Sollte es nicht klappen mit dem Heimsieg, bleibt Singer noch Zeit dieses Ziel zu erreichen. „Mit 51 ist man ja im Artistique-Billard noch im besten Alter“, sagt der Ingolstädter mit einem Augenzwinkern.
