Schernfeld
"Ich bin schon g'scheid enttäuscht"

Die Schernfelder Profi-Radsportlerin Anna Knauer durchlebt einen schwachen Start in die neue Saison

19.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr

Schernfeld (EK) Alles andere als zufriedenstellend verliefen die ersten fünf Straßenrennen in diesem Jahr für die Profi-Radsportlerin Anna Knauer. Entsprechend ernüchternd fiel auch ihr Fazit aus: "Ich bin schon g €˜scheid enttäuscht. Es ist schwierig Motivation zu sammeln, um sich im nächsten Training zu quälen."

Der Trainingseifer und die Schufterei zahlten sich jetzt doch aus: Die Schernfelderin gewann jüngst sensationell ein Seniorenrennen mit männlicher Konkurrenz in Aichach.

Das Rennen in der schwäbischen Kreisstadt des Landkreises Aichach-Friedberg war als "Handicaprennen" mit zeitversetztem Start der einzelnen Altersklassen ausgetragen worden. Dadurch wurde es ein relativ offenes Rennen, das Knauer nach 42 Kilometern letztlich vor Heiko Gericke und Werner Hügel für sich entscheiden konnte. Dagegen kam sie wenige Tage später bei der Healthy Ageing Tour in Holland nicht ins Ziel.

Mit Platz eins bei den Sixdays in Bremen und Rang drei in Berlin war die 22-Jährige mit hervorragenden Leistungen und Ergebnissen in das Jahr gestartet. Doch Bahn ist eben nicht Straße. Und auf dem Asphalt konnte Knauer bei den ersten fünf Rennen nicht das abliefern, was man von ihr erwartet. "Ich hatte mir ehrlich gesagt auch viel mehr ausgerechnet", sagte sie im Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER. Beim Omloop Het Nieuwsblad, einem 130 Kilometer langen Radrennen in der belgischen Provinz Ostflandern, kam Knauer ebenso nicht ins Ziel wie beim "Omloop van het Hageland", wo sie bereits nach nur drei Kilometern gestürzt war. Danach musste sie 20 Minuten lang dem Feld hinterherfahren. "Das hat natürlich Kraft gekostet", berichtet die angehende Polizeibeamtin.

Beim Eintagesrennen "Le Samyn" mit Start in Frameries und Ziel in Duor erreichte die Profiradfahrerin nach 100 Kilometern eine Platzierung ganz weit hinten. "Ehrlich gesagt schaue ich nach so einem Rennen gar nicht mehr auf das Ergebnis", sagt Knauer. Von Belgien ging es dann nach Holland. Doch auch dort blieb die Schernfelderin hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Bei der "Ronde von Drenthe" über 152 Kilometer stellte sie sich zunächst in den Dienst der Mannschaft und fuhr für ihre Teamkolleginnen, ehe sie bei einem vier Kilometer langen Berganstieg auf Kopfsteinpflaster den Anschluss verlor. Auf Position 20 liegend kam "ich in den Sektor hinein und mit Abstand hinter dem Feld wieder raus. Da war der Zug abgefahren", blickte Knauer enttäuscht zurück. Ein bisschen besser erging es ihr dann bei der Drentse Acht van Westerveld. Allerdings hatte sie in diesem Rennen rund 20 Kilometer vor dem Ziel dann einmal nicht aufgepasst: Statt in der ersten Gruppe, für die ihre Kondition gereicht hätte, saß sie dann in der dritten oder vierten Gruppe fest - und eine bessere Platzierung war dahin.

Für das Bahn-Sechstage-Rennen auf Mallorca qualifizierte sich Knauer über Berlin. "Doch auch da hatte ich mir mehr erwartet", konstatierte die 22-Jährige. Ein offizielles Ergebnis lag zwar nicht vor, weil ein bisschen Chaos herrschte, doch nachdem die Schernfelderin den Rechenschieber selbst bemüht hatte, kam sie zu dem Ergebnis, dass sie im letzten Rennen noch von Platz vier auf acht zurückgefallen ist. Dabei war sie gut in den Wettkampf gestartet. Gleich im ersten Rennen, dem Scratch über zehn Kilometer, belegte die deutsche Starterin im internationalen Feld Rang drei. In dem sehr schnellen Rennen konnte Knauer am Schluss noch mal den Turbo auspacken und sprintete auf das Podest.

"Eigentlich die perfekte Grundlage für die kommenden zwei Rennen", dachte sie sich damals. Doch Knauer ließ sich durch das veränderte Format im Ausscheidungsfahren (Ausscheidung alle drei statt zwei Runden) durcheinanderbringen, war unkonzentriert und schied auf Platz acht liegend in ihrer eigentlichen Paradedisziplin aus. Im Punktefahren machte sich dann die fehlende Form bemerkbar. "Ich habe im Winter wenig intensiv trainiert, dafür lang und ruhig. Aber das hilft einem im Rennen nicht weiter", sagte die Olympia-Teilnehmerin von 2016 selbstkritisch.

Ein Höhepunkt im August dieses Jahres ist die U 23-Straßen-Europameisterschaft in Dänemark. Knauer hofft, den Bundestrainer mit guten Leistungen für eine Nominierung zu überzeugen. Davor fährt die Schernfelderin unter anderem am 21. Mai in Attenzell den Altmühltaler Straßenpreis, bei dem die Deutschen Meister ermittelt werden.