Eichstätt
Einmal um die halbe Welt

Der Eichstätter Abiturient Sebastian Hiller verwirklicht, wovon andere träumen - In der kommenden Woche geht es los

31.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Foto: Von Gerhard Kapff

Eichstätt (EK) Klar, auch der Donau-Radweg ist eine nette Tour. Doch Sebastian Hiller hatte stets von Größerem geträumt. Von einer Radtour, die ihn um die halbe Welt führen würde. Mit dem Start in Deutschland und dem Ziel Australien. Jetzt verwirklicht der Eichstätter seinen Traum: Nächste Woche geht es los.

DIE IDEE . . .

. . . schwirrte dem 20-Jährigen schon vor zehn Jahren im Kopf herum. „Ich wollte einmal um die ganze Welt radeln“, erzählt Hiller, der irgendwann dann aber doch zu viel Respekt vor seinem Vorhaben hatte: „Es ist mir bewusst geworden, dass eine Weltreise für den Anfang wahrscheinlich relativ leichtsinnig ist. Schon alleine deshalb, weil ich keine Erfahrung habe. Ich war bisher vor allem in Europa und einmal in Ägypten als ganz normaler Tourist unterwegs. Also wird es jetzt nur eine halbe Weltreise.“

VOR DREI MONATEN . . .

. . . wurde die Idee konkreter. „Da ich nun seid vier Monaten wieder Single bin, war plötzlich mein Traum wieder da.“ Außerdem hatte er nun sein Abiturzeugnis in der Hand und wollte ohnehin ein Jahr Pause einlegen bis zum Studium.

DIE FINANZEN . . .

. . . waren zunächst das größte Problem. Hiller jobbte zwar bei einem Getränkemarkt. Für den neunmonatigen Trip kalkulierte er aber mit sechs- bis achttausend Euro. Nach zwei Monaten Ferienarbeit bei Audi und mit der Unterstützung seiner Großeltern und Eltern wurde die Tour plötzlich realistisch – und finanzierbar. Auch wenn er nach wie vor mit einem sehr geringen Budget kalkuliert. „Die Flüge nicht einberechnet darf ich pro Tag nicht mehr als 20 Euro ausgeben“, sagt Hiller. Er weiß, dass es knapp wird.

DAS RAD . . .

. . . hatte er schon. Ein Alu-Mountainbike, das gut 1500 Euro kostete und das er bis auf den Rahmen mit hochwertigen und robusten Teilen fast neu aufbauen ließ und das nun 23 Kilo Gepäck tragen muss. Der Eichstätter ist fanatischer Mountainbiker und hat in frühen Jahren bereits realisiert, dass er in der Lage ist, weitere Strecken zu fahren: „Ich bin schon als 15-Jähriger von Eichstätt aus in die Alpen und mit 17 Jahren über die Schweiz nach Assisi geradelt.“

DER STRECKENPLAN . . .

. . . änderte sich immer wieder. „Ursprünglich wollte ich alles mit dem Rad fahren, aber gerade von der Durchquerung Pakistans hat mir so ziemlich jeder abgeraten“, sagt Hiller: „Als Greenhorn ist das viel zu gefährlich. Mir reicht es schon, wenn ich die Krisengebiete in Kaschmir streife.“ Da der 20-Jährige „in Deutschland so ziemlich alles schon kennt“, startet er in Österreich: „Ich will auf dieser Reise vor allem erfahren, wie die Menschen anderswo leben, welche Probleme sie haben, wie sie es schaffen, beispielsweise in Indien trotz oftmals extremer Armut ihr Leben zu meistern.“

DER START . . .

. . . ist in Salzburg. Über viele Umwege plant der Eichstätter, nach 20 Tagen in Budapest zu sein. Von dort aus stehen Indien, Nepal, Thailand, Laos, Singapur und dann Australien auf dem Reiseplan. Insgesamt 15 000 Radkilometer werden in einem dreiviertel Jahr zusammenkommen.

DIE ELTERN . . .

. . . waren zu Beginn skeptisch, vor allem aufgrund der Fahrt durch Krisenländer wie Pakistan und den Iran. Nachdem der 20-Jährige seine Pläne modifiziert hatte „sind sie jetzt viel beruhigter“. Und natürlich auch ein bisschen stolz auf ihren abenteuerlustigen Sohn.

DIE TAGESETAPPEN . . .

. . . hängen, wie stets auf Langstrecken wie dieser, entscheidend von der Geländebeschaffenheit ab. „Das können 50 Kilometer sein,“ sagt Hiller: „Aber wenn es darauf ankommt, kann ich auch 170 schaffen.

DAS SCHEITERN . . .

. . . einzukalkulieren ist wie immer bei einer Unternehmung wie dieser Teil der Planung. „Es kann sein, dass ich eine Woche fahre und dann abbrechen muss“, weiß er: „Die größte Angst habe ich vor der Einsamkeit. Dass ich es einfach nicht aushalte, alleine zu sein. Die Zweite ist natürlich die eines schweren Unfalles. Und falls ich einen Rahmenschaden an meinem Alurad habe, wird es natürlich auch schwierig.“

DIE SPONSOREN . . .

. . . sind wie immer bei Projekten wie diesen viel zu wenig. Zwei Eichstätter Firmen, Sport&Action sowie Röll Trisport, haben den Radler unterstützt. Doch auch kurz vor dem Start könnte der Biker noch ein wenig Hilfe brauchen. „Natürlich würde ich mich freuen, wenn der ein oder andere meine Tour unterstützen möchte“, sagt Hiller, der über seine Internetseite www.bastiontour.com erreichbar ist.

DER BLOG . . .

. . . startet auf der gleichen Homepage in der kommenden Woche. Der Eichstätter will in unregelmäßigen Abständen Texte, Bilder und Videos veröffentlichen. Aber auch der EICHSTÄTTER KURIER wird über die Reise des Fachoberschülers berichten.

DIE HÖHEPUNKTE . . .

. . . werden die Begegnungen mit den Menschen sein. „Sehenswürdigkeiten anzuschauen ist mir nicht wichtig, außer sie liegen am Weg“, sagt der Eichstätter: „Die Erfahrungen mit Menschen sind das, was mich reizt.“

DIE HÄRTESTE STRECKE . . .

. . . wird ihm wohl in Indien bevorstehen. Eine der Passagen, die Hiller unbedingt fahren will, ist der legendäre Leh-Manali-Highway, ein 477 Kilometer langer Verkehrsweg, der die Städte Leh in der Region Ladakh und Manali im Bundesstaat Himachal Pradesh verbindet. Bekannt ist die Route, da sie über mehrere der höchsten befahrbaren Bergpässe der Welt führt, darunter den Tanglang La (5325 m) im Himalaya, der zweithöchste mit Kraftfahrzeugen befahrbare Pass der Erde. Der in vielen Passagen nur einstreifig gebaute Highway ist nur gut drei Monate im Jahr geöffnet. Unter anderem aus diesem Grund hat Hiller auch auf die Strecke zwischen Ungarn und Indien verzichtet. „Ich will unbedingt dort sein, ehe der Pass schließt.“

DAS TRANSPORTMITTEL . . .

. . . erster Wahl ist für Hiller das Rad. „Man bekommt viel mit auf dem Rad, es ist relativ schnell, beweglich und es ist billig, mit dem Rad unterwegs zu sein“, sagt Hiller. Allerdings ist er auch pragmatisch: „Wenn es sich anbietet, nicht anders geht oder sinnvoll ist, kann es aber auch durchaus sein, dass ich mich an einen Lastwagen hänge oder mit dem Bus fahre“, sagt er: „Es geht mir nicht darum, jeden Meter mit dem Rad zu fahren.“

DIE UNTERKÜNFTE . . .

. . . werden einfacher Natur sein. „Ich bin schon vor Jahren nur mit einer Plastikplane und dem Rad tagelang unterwegs gewesen“, erinnert sich der Eichstätter: „Aber ich will diesmal vor allem mit Unterkünften der Internetplattform Couchsurfing unterwegs sein. Da ich Menschen kennenlernen möchte, ist das sicher eine der besten Möglichkeiten.“ Aber natürlich hat er zusätzlich noch ein Zelt im Gepäck.

DAS TRAINING . . .

. . . fiel weitgehend aus. „Ich habe sicher keine 1000 Kilometer zusammengebracht“, schmunzelt Hiller: „Mein Plan ist, dass die Strecke bis Budapest auch mein Training ist. 20 Tage, dann bin ich fit.“

DAS ZIEL . . .

. . . ist die australische Nordküste. Eine der Strecken, die von Beginn an für ihn am interessantesten waren, ist die Strecke zwischen Perth und Melbourne. Genau dort soll auch seine halbe Weltreise zu Ende gehen.