Bremen
Comeback mit Podestplatz

Anna Knauer kann in Bremen zunächst nicht starten - steht am Ende aber auf dem dritten Platz

16.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Bremen (EK) Anna Knauer aus Schernfeld hat ihren Titel beim Bremer Sechstagerennen im Omnium der Frauen aus formellen Gründen erst gar nicht verteidigen können. Dennoch gelang ihr ein eindrucksvolles Comeback - und der Sprung aufs Podest.

Dabei begann die Veranstaltung mit einen Schock für die Schernfelderin. Probleme mit der Lizenz verhinderten ihren Start. Besonders bitter: Nur eine halbe Stunde nach dem ersten Rennen lag ihre Freigabe vor. Doch da war es schon zu spät. Tags darauf beim Zweier-Mannschaftsfahren erreichte sie dann einen hervorragenden dritten Platz.

Den Gesamtsieg im Omnium der Frauen holte sich am Ende Kirsten Wild. Die Holländerin überzeugte in allen vier Disziplinen (Scratch, Temporennen, Punkte- und Ausscheidungsfahren) und gewann vor den Russinnen Evgenia Augustinas und Olga Zabelinskaye.

Dass Knauers Lizenz fehlte, stellte sich erst am Samstagvormittag heraus. Die Lizenz ist jedes Jahr neu zu beantragen. Das hatte die Schernfelderin im Dezember vergangenen Jahres per Eilantrag auch noch gemacht. Allerdings hatte ein Häckchen gefehlt - und durch ihren Wechsel vom holländischen Team "Parkhotel Valkenburg" zurück nach Deutschland zu "maxx-solar LINDING Women Cycling Team" fühlte sich anscheinend weder der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) noch der Landesverband dafür zuständig oder verantwortlich.

Zudem redeten die Veranstalter aneinander vorbei. Ohne gültige Lizenz durfte Knauer schließlich - nach einem Wirrwarr und vielen Diskussionen - unter anderem auch aus versicherungstechnischen Gründen nicht starten. Erst als bereits der Startschuss für das Scratch gefallen war, ging bei Knauer per whatsapp das Bild von der Lizenz ein. "Am Samstag war das richtig ärgerlich", sagte die 22-Jährige und meinte: "Aber vielleicht hatte es ja auch etwas Gutes für das Madison. Denn die Mädels hatten nach den vier Rennen schwere Beine und waren richtig im Eimer. Ich dagegen konnte ausgeruht an den Start gehen und habe uns so im Schlussspurt den dritten Platz gerettet."

Mit ihrer Partnerin, der 18-jährigen Lin Teutenberg, hatte die Schernfelderin das Madison-Experiment erstmals in ihrer Laufbahn gewagt. Diese Disziplin wird 2020 in Tokio olympisch. Deshalb traten in Bremen auch Frauen in dem Zweier-Mannschaftsfahren an, wobei die große Jagd traditionell das zentrale Element ist; hier werden die entscheidenden Rundengewinne erzielt. Alle Fahrerinnen sind gleichzeitig auf der Bahn, weshalb man auf vieles gleichzeitig achten muss: die Partnerin, das Fahrerfeld, die Videotafel, die Punkte oder aber auch die Runden selbst. Hektisch, eng und unübersichtlich geht es da 180 Runden lang zu. Zudem entscheiden die Partnerinnen einer Mannschaft selbst, wann genau sie sich mit dem sogenannten Schleudergriff ablösen. Nach anfänglichen Unsicherheiten bei den Wechseln klappten die Ablösungen immer besser. "Lin und ich hatten uns vorgenommen, erst mal ruhig ins Rennen zu starten und gegen Ende zu schauen, was möglich ist. Unsere Taktik ging zu 100 Prozent auf. In den letzten Sprintwertungen konnten wir so viele Punkte holen, dass wir die Russinnen von ihrem dritten Platz verdrängen konnten", freute sich Knauer.

Das erste Rennen mit Zweier-Teams gab es im New Yorker Madison Square Garden, weshalb bis heute die internationale Bezeichnung "Madison" benutzt wird. "Das war ein starkes Rennen, die Frauen haben wirklich alles gegeben", zeigte sich Erik Weispfennig, der sportliche Leiter, sichtlich begeistert. Die favorisierten Niederländerinnen Kirsten Wild und Marit Raaijmakers verwiesen die Konkurrenz mit 38 Punkten im Endklassement auf die Plätze. Rang zwei ging an Julie Leth (Dänemark) und Christina Birch (USA) mit 25 Punkten gefolgt von den deutschen Fahrerinnen Anna Knauer und Lin Teutenberg mit 18 Punkten. Ricarda Bauernfeind aus Rebdorf und Katharina Hechler fuhren auf Rang sechs.

Mit Freudentränen in den Augen und vom großartigen Bremer Publikum gefeiert, stand Anna Knauer dann auf dem Podest. Sie konnte kaum glauben, was da soeben passiert war. "Das war mein erstes Madison überhaupt und mein erstes Rennen nach fast zehn Monaten Pause. Diesen Wettbewerb mit einem Podiumsplatz zu beenden, hätte ich nicht im Traum erwartet", so die Drittplatzierte.

Nachdem Anna Knauer ihr Einzel-Comeback jedoch erneut hat verschieben müssen, fiebert sie schon jetzt dem letzten Januar-Wochenende entgegen. Denn da wird sie - mit der mittlerweile vorliegenden gültigen Lizenz - bei den Sixdays in Berlin an den Start gehen.