Guadeloupe
"Ach du Scheiße – Bronze"

Mit einer spontanen Poolparty und unter Palmen feiert die Schernfelderin Anna Knauer ihre EM-Medaille

21.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Grandios im Omnium: Die Schernfelderin Anna Knauer holte bei der EM in der Karibik Bronze - Foto: Dudenhofen

Guadeloupe/Schernfeld (EK) Einen Schritt weiter auf der Erfolgsleiter. Anna Knauer gilt als hochbegabtes Talent im deutschen Radsport. Wie stark die Schernfelderin tatsächlich ist, hat sie bei der EM in Guadeloupe bewiesen, als sie völlig unerwartet Bronze holte.

Die gesamte deutsche Mannschaft konnte mit ihrer Bilanz auf der Karibikinsel zufrieden sein. So sorgten Kristina Vogel aus Erfurt und der Chemnitzer Joachim Eilers am letzten Tag der Bahn-Europameisterschaft für einen goldenen Abschluss. Beide konnten sich den Titel im Kampfsprint Keirin sichern. Mieke Kröger aus Bielefeld als Zweite in der Einerverfolgung und Knauer als Dritte im Omnium steuerten zwei weitere Medaillen bei. Mit 13 Medaillen (3/4/6) konnte der Bund Deutscher Radfahrer seine Ausbeute gegenüber dem Vorjahr (3/3/0) mehr als verdoppeln, belegte aber im Medaillenspiegel “nur” Platz drei hinter Großbritannien (6/1/1) und Russland (4/3/3).

Für Knauer war die EM ein Meilenstein. Zum einen etabliert sich der Neuling im Rennstall Rabobank Liv immer mehr im Profigeschäft und zeigt zum anderen weit bessere Ergebnisse als erwartet. Zum dritten kommt sie ihrem Fernziel Olympia bei jedem Wettkampf einen Schritt näher. Immerhin ist das Omnium olympisch, und wer sonst wenn nicht die Newcomerin käme für einen fixen Startplatz in Frage: zumindest derzeit.

In den sechs Disziplinen hatte sie sich auf der Karibikinsel ganz langsam auf einen der Medaillenplätze gekämpft. Noch vor den letzten beiden Durchgängen war nicht klar, ob die Schernfelderin tatsächlich mit Platz fünf zurück ins Altmühltal kehren würde. Umso mehr jubelte sie, als die Endergebnisse feststanden - und der unerwartete dritte Platz.

„Ach du Scheiße – Bronze – ist mir durch den Kopf geschossen, als ich meinen Namen nach der Zieldurchfahrt verschwommen an der Anzeigetafel gesehen habe“, berichtet Knauer: „Weil ich das Ganze noch gar nicht glauben konnte, habe ich erst einmal zu meinen Betreuern im Innenraum der Bahn geschaut. Als ich die jubeln sah, fing ich an, langsam über die Medaille nachzudenken. Aber erst als ich wieder auf die Zielgerade einbog und Kristina Vogel wie Rumpelstilzchen auf und ab hüpfen und mir zujubeln sah, begriff ich, was ich gerade geschafft hatte.“

Außer Rand und Band war die Schernfelderin jetzt: „Ich ließ meinen Emotionen freien Lauf. Schreie, Freudentränen und Kopfschütteln, als hätte ich das Rennen gewonnen. Aber genauso fühlt es sich an, dass ich bei meinem ersten internationalen Auftritt bei den Frauen gleich mit einer Medaille heimfahren darf. Und das auch noch vor Kirsten Wild, die eigentlich für mich immer unerreichbar war.“ Entscheidend für Knauer war letztlich, dass sie sich psychisch perfekt eingestellt hatte und sich gar nicht erst unter Druck setzte: „Ich hatte mir fest vorgenommen, mich nicht auf ein Ergebnis zu versteifen und hatte dadurch eine gewisse Lockerheit über die gesamten zwei Tage. Ich wollte einfach in jeder Disziplin das Bestmögliche geben.“

Der Erfolg gab der Profi-Fahrerin recht. So erreichte sie im Scratch Rang acht, in der Einerverfolgung Platz sechs, wurde Achte im Ausscheidungsfahren, Fünfte über 500 Meter und in der Fliegenden Runde Dritte. „Im abschließenden Wettbewerb passierte dann das Unmögliche. Ich fuhr das Punktefahren meines Lebens und holte aus Angst, meinen fünften Platz noch zu verlieren, so viele Punkte, dass ich am Ende mit einem Punkt Vorsprung die Bronzemedaille gewann“, erzählt eine glückliche Anna Knauer.

Gefeiert hat die Schernfelderin mit ihren Mannschaftskollegen bei einer spontanen Poolparty. „Wir waren scheinbar noch nicht ausgelastet und haben Fangen im Wasser gespielt“, amüsiert sie sich.

Beim gemütlichen Zusammensitzen am Strand klang für das Team die EM in der Karibik aus. Unvergesslich – vor allem für Knauer - die nun auch international gezeigt hat, dass sie eine der ganz großen Zukunftshoffnungen des deutschen Frauen-Radsports ist.