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Die Bundesliga ruft

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Mit Cedric Teuchert verlässt wohl ein Leistungsträger mitten in der Saison den 1. FC Nürnberg. Dabei winkt dem Club bei einem Auswärtssieg morgen in Kaiserslautern zum Jahresabschluss sogar die Tabellenführung.

Nürnberg (DK) Einmal auf das Thema angesprochen, schien es fast so, als müsse sich Michael Köllner Luft verschaffen. Also setzte der Club-Trainer vor dem Auswärtsspiel morgen (13 Uhr) beim 1. FC Kaiserslautern zu einem achtminütigen Monolog, garniert mit einem Weihnachtswunsch an. "Ich wünsche allen meinen Spielern, dass sie nur von Leuten umgeben sind, die es gut mit ihnen meinen", so Köllner. Das Thema, um das es ging, war einer seiner Spieler.

Cedric Teuchert hatte in dieser Woche die Schlagzeilen beim Club bestimmt. Die gescheiterten Vertragsverhandlungen, seine Nichtnominierung für das Topspiel in Düsseldorf und die darauf folgende Kritik seines Beraters an der Entscheidung. Dass Teuchert, der talentierte U 21-Nationalspieler, den Club noch in der Winterpause verlassen wird, scheint spätestens jetzt so gut wie sicher. Nur dann könnte der Verein noch eine Ablöse für den Stürmer kassieren, dessen Vertrag im Sommer 2018 ausläuft. Mehrere Erstligisten (Hertha, Mainz, Schalke, Stuttgart) sollen am gebürtigen Coburger interessiert sein.

Köllner stört nun vor allem die Schlussfolgerung, Teuchert habe es aufgrund der gescheiterten Vertragsverlängerung zuletzt nicht in den Kader geschafft. "Ich finde es anmaßend, wenn man unterstellt, ich würde diese Verhandlungen in die Aufstellung mit einbeziehen", sagt der 47-Jährige, der betont: "Ich stelle die elf besten Spieler so auf, wie ich es aus dem Training und anhand des jeweiligen Gegners ableite." Teuchert habe vor dem Spiel die letzte Frische gefehlt. "Und die Mannschaft steht über allem. Das weiß der Junge auch", sagt sein Trainer. Er sei nach wie vor Spieler des 1. FC Nürnberg, ein wichtiger noch dazu.

Ein bisschen steht Teuchert damit auch exemplarisch für das, was dem Club in der Winterpause noch mehrfach drohen könnte, und irgendwie auch wieder nicht. Denn wie der 20-Jährige müssen sich auch andere Leistungsträger (Kammerbauer, Leibold, Möhwald) zeitnah überlegen, ob sie ihre Zukunft beim Club oder schon ab der Winterpause in der Bundesliga sehen. Der Unterschied: Bei den anderen verlaufen die Verhandlungen bislang geräuschloser. Alle drei standen beim 2:0-Sieg in Düsseldorf in der Nürnberger Startelf.

Es passt also auch ein bisschen in das Bild, das schon öfter von Teuchert gezeichnet wurde: das des äußerst talentierten Nachwuchsstürmers mit einem gewissen Hang zur Selbstüberschätzung. "Es passiert auch im Umfeld so viel, was dem Jungen den Kopf verdreht", vermutet Köllner, der dem 20-Jährigen von allen Trainern die mit Abstand meiste Spielzeit genehmigte. Teuchert rechtfertigte das Vertrauen in 15 Einsätzen mit sechs Treffern und zwei Vorlagen. Trotzdem kritisierte auch Köllner nach den gescheiterten Verhandlungen: "Ich weiß nicht, ob sich so ein Spieler am Ende so über die Mannschaft stellen kann. Wenn er mir genau zugehört hätte, dann hätte er eine realistische Selbsteinschätzung."

Vor dem Spiel in Kaiserslautern klingen die Worte nun schon versöhnlicher. Zumal der Club seine Energie eher für die schwere Aufgabe am Betzenberg einsetzen muss. Gerade jetzt, da der FCK als Letzter am Abgrund steht und der Club als beste Auswärtsmannschaft und neuer Tabellenzweiter daherkommt, würden alle Leute einen deutlichen Sieg erwarten. "Doch wer denkt, dass Düsseldorf am Montag schwer war, der war noch nicht in Kaiserslautern", sagt Köllner, dem mit Ausnahme der Langzeitverletzten (Alushi, Kerk und Lippert) einzig Miso Brecko nicht zur Verfügung steht. Bei einem Auswärtssieg sind die Franken mindestens bis Sonntag (Kiel in Sandhausen) Tabellenführer.

Möglich wäre ein Einsatz von Cedric Teuchert, den Köllner am Donnerstag weder bestätigen, noch ausschließen wollte. "Ich bringe allen meinen Spielern dieselbe Wertschätzung entgegen, und zwar in der Form, dass wir sie alle bestmöglich trainieren", sagt Köllner. Auch Teuchert könne diese Möglichkeit nach wie vor nutzen. Dass das Sturmtalent und der Club noch einmal zusammenfinden: Es bleibt wohl dennoch ein unerfüllter Weihnachtswunsch.