Zehn
Es darf gefeiert werden

04.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:07 Uhr

Zehn Jahre wird der FC Ingolstadt heute alt. Oder sollte man sagen zehn Jahre jung? Die Skeptiker, die Ungeduldigen werfen dem Klub schließlich seit Jahren vor, dass er noch viel lernen müsse und die Entwicklung nicht schnell genug voranginge.

Wer nur das Hier und Jetzt sieht, für den ist der erneute Abstiegskampf in der zweiten Liga – der wie vielte eigentlich? – wie üblich ein Grund zum Nörgeln und Besserwissen. Dass dieser Verein eine 27 Jahre währende Durststrecke ohne Profifußball in der Stadt beendet hat, wird dabei oft übersehen.

Der Klub macht es den Interessierten in der Region aber auch nicht leicht. Nimmt man nur die vergangenen drei Serien, so durften sich die einheimischen Anhänger bei regelmäßig 17 Heimspielen jeweils nur über maximal sechs Siege (2011 und 2012) pro Jahr freuen. 2013 – als markiere die Unglückszahl 13 den Tiefpunkt – waren es sogar nur drei. Wer den Audi-Sportpark besucht, tut dies schon seit Jahren nicht in der Erwartung, anschließend groß feiern zu können. Ein Wunder eigentlich, dass man mit dieser Bilanz die Klasse halten kann. Kein Wunder, dass viele Fans lieber daheim bleiben.

Und dann der Hauptsponsor. Die stetig wachsende Verbindung zu Audi ist für den FC Ingolstadt seit jeher Fluch und Segen zugleich. So hängt dem jungen Verein aufgrund der Strahlkraft des finanzkräftigen Autobauers längst das Image eines Werksklubs an, der nach Belieben die Trainer wechselt (immerhin acht in zehn Jahren) und jederzeit mit gut gefülltem Portemonnaie den Kader verstärken kann. Das moderne, neue Stadion, dazu ein Nachwuchsleistungszentrum – beides eindeutige Merkmale für Nachhaltigkeit – werden weit weniger wahrgenommen.

Vielleicht fällt manchem Beobachter die Identifizierung mit dem Klub auch deshalb schwer, weil die Außenpräsentation immer wieder an kühl kalkulierte Unternehmenskommunikation erinnert. Mitarbeiter, denen das Wohlwollen des Hauptsponsors ein mindestens ebenso großer Handlungsantrieb ist wie die Herausbildung und Pflege einer echten Fankultur, verstärken diesen Eindruck. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass der Klub bei Topspielen seine Haupttribüne meist leichter ausverkauft als die eigene Fankurve – den Ort, wo eigentlich die Heimspiel-Atmosphäre entstehen soll.

Ist das Jubiläum also noch kein Grund zum Feiern? Doch, ist es! Zehn Jahre sind im Profifußball nämlich kein großer Zeitraum. Und deshalb darf ruhig daran erinnert werden, was der Klub bereits alles aufgebaut hat. Wer die letzten Atemzüge der Vorgängervereine MTV und ESV Ingolstadt noch im Hinterkopf hat, wird sich glücklich schätzen, dass es nach so kurzer Zeit wieder Zweitligafußball in der Stadt gibt.

Und wer weiß: Wenn die Nachwuchsarbeit fruchtet, laufen vielleicht schon bald die ersten Talente aus der Region für den Klub auf. Geht man überdies mit etwas mehr Mut auch auf die kleinen Leute zu, dürfte sich die Anhängerschar leicht vergrößern lassen. Möglich ist das, wünschenswert sowieso. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch FC Ingolstadt!