Regensburg (DK) Mitunter muss es ihm so vorkommen, als sei er beim SSV Jahn Regensburg das „Mädchen für alles“. Als Sportdirektor hatte Franz Gerber vor Saisonbeginn die (fast unmögliche) Aufgabe, mit einem 3,5-Millionen-Euro-Etat eine zweitligataugliche Mannschaft zusammenzustellen. Als Cheftrainer Oscar Corrochano im November vergangenen Jahres nicht mehr zu halten war, sprang der inzwischen 59-jährige ehemalige Torjäger des Zweitligisten ESV Ingolstadt (Saison 1980
"Für uns geht es um Schadensbegrenzung"

Regensburgs Sportdirektor Franz Gerber macht sich vor dem Derby gegen Ingolstadt wenig Hoffnungen

17.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:15 Uhr

Regensburgs Sportdirektor Franz Gerber. - Foto: Will/dapd

Regensburg (DK) Vor dem bayerischen Derby zwischen Jahn Regensburg und dem FC Ingolstadt am Freitag (Anstoß um 18 Uhr) sprach der DONAUKURIER mit Franz Gerber, dem einstigen Zweitliga-Torjäger des ESV Ingolstadt und jetzigen Sportdirektor der Oberpfälzer. Der 59-Jährige macht sich vor dem Aufeinandertreffen mit dem FC04 wenig Hoffnungen.

Mitunter muss es ihm so vorkommen, als sei er beim SSV Jahn Regensburg das „Mädchen für alles“. Als Sportdirektor hatte Franz Gerber vor Saisonbeginn die (fast unmögliche) Aufgabe, mit einem 3,5-Millionen-Euro-Etat eine zweitligataugliche Mannschaft zusammenzustellen. Als Cheftrainer Oscar Corrochano im November vergangenen Jahres nicht mehr zu halten war, sprang der inzwischen 59-jährige ehemalige Torjäger des Zweitligisten ESV Ingolstadt (Saison 1980/81, 23 Tore) als Interimstrainer ein. Vor dem Rückrundenstart kam dann Franciszek Smuda als neuer Übungsleiter, Gerber ging wieder auf den Sportdirektorposten muss aufgrund des bevorstehenden Abstiegs beim Tabellenletzten nun auch noch die Rolle des Prügelknaben übernehmen.
 
Mit unserem Redakteur Norbert Roth hat sich Gerber über die aktuelle Situation beim Jahn, die Perspektiven für die kommende Saison und seine eigene Zukunft unterhalten.

Herr Gerber, haben Sie überhaupt Zeit, um in ein Derbyfieber zu verfallen?

Franz Gerber: Bei uns passieren derzeit tatsächlich so viele Dinge, dass ich leider wirklich noch nicht viel über das Derby nachgedacht habe.

 

Unter anderem, weil personelle Entscheidungen anstehen: Entgegen der Gerüchte wird Tomas Galasek doch nicht Trainer beim Jahn, stattdessen bleibt Franciszek Smuda bis zum Saisonende.

Gerber: Moment, diese Bestrebungen hat es von Vereinsseite auch nie gegeben. Diese Gerüchte kamen von außen, von irgendwelchen Wichtigtuern.

 

Nach der Saison wird es aber einen Wechsel geben. Was muss der neue Coach für ein Typ sein?

Gerber: Jeder weiß, dass die Möglichkeiten beim Jahn doch recht eingeschränkt sind. Das muss der neue Trainer natürlich als Erstes akzeptieren.

 

Man hört, der Etat sinkt von 3,5 auf 1,5 Millionen Euro?

Gerber: Ich will die Zahl nicht genau bestätigten, aber da liegen Sie gegenwärtig sicher nicht ganz falsch. Man wird natürlich versuchen, diesen Etat bis zum Saisonstart noch etwas aufzustocken.

 

Sie selbst stehen aufgrund der Kaderzusammenstellung ebenfalls in der Kritik. Bleiben Sie dem Klub auch in der 3. Liga erhalten?

Gerber: Wenn der Erfolg ausbleibt, weiß man das nie. Obwohl vor der Saison auch die Offiziellen gesagt haben, dass wir mit unserem Etat im Grunde nicht wettbewerbsfähig sind, haben wir versucht, das Unmögliche möglich zu machen. Zugleich wussten wir, dass nur 15 oder 16 Spieler im Kader stehen, die es überhaupt schaffen können, und wir deshalb keine Ausfälle haben dürfen. Schaut man auf unsere Verletztenliste, ist aber fast genau das Gegenteil passiert. Das war tödlich für uns.

 

15 Verträge sind auch nach dem Abstieg noch gültig, sodass der Spielerstamm erhalten bleibt. Kann der sofortige Wiederaufstieg für den Jahn ein Thema sein?

Gerber: Die Mannschaft wird ganz sicher auch im Falle des Abstiegs nicht ausbluten. Zudem gab es keine neuen Schulden, sodass man schon sagen kann, dass wir unsere Hausaufgaben erledigt haben. Wir müssen aber damit rechnen, dass uns noch der eine oder andere Spieler weggekauft wird. Deshalb wird es für uns in der 3. Liga nur darum gehen, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Mehr geht nicht, erst recht, wenn man weiß, dass andere Klubs mit fünf oder sechs Millionen planen können.

 

Im Jahr 2015, wenn Sie das neue Stadion beziehen, wollen Sie aber wieder in der zweiten Liga sein, oder?

Gerber: Nein. Wir wollen mit einer vernünftigen Mannschaft, die auf jeden Fall in der 3. Liga spielt, in das neue Stadion einziehen. Mit den veränderten Vermarktungsmöglichkeiten werden wir erst dann angreifen.

 

In welcher Verfassung ist das Team aktuell? Torhüter Timo Ochs hatte zuletzt „Auflösungserscheinungen“ ausgemacht.

Gerber: Das war nach dem 1:4 gegen Frankfurt. Zuletzt, beim 0:0 gegen Paderborn, war das schon wieder ganz anders, obwohl wir auch da nur mit 13 Feldspielern hingefahren sind.

 

Es gibt Vereine, bei denen man mit einem Derbysieg eine ansonsten verkorkste Saison noch retten kann.

Gerber: Nein, nein, da ist nichts mehr zu retten. Wenn du absteigst, ist es egal, ob du das Derby gewinnst oder gegen Köln oder sonst etwas. Mit einem Erfolg gegen Ingolstadt können wir bestenfalls noch etwas Schadensbegrenzung betreiben.

 

Sie haben erneut sieben Ausfälle zu beklagen. Wie sehen Sie das Chancenverhältnis?

Gerber: Auch ohne die Ausfälle ist der Unterschied zwischen beiden Teams ja schon deutlich. So wird es jetzt natürlich doppelt schwer. Für uns geht es darum, nicht zu hoch zu verlieren. Vielleicht können wir daheim ja sogar ein Unentschieden schaffen.