Ingolstadt
"Ich musste den Schirm für Hitzfeld halten"

Michael Henke, Co-Trainer des FC Ingolstadt, erinnert sich an so manches Regenspiel beim HSV

24.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Beifall für das eigene Team: Co-Trainer Michael Henke lobt die Defensivleistung seines FCI im bisherigen Saisonverlauf. - Foto: Eibner

Ingolstadt (DK) Michael Henke gilt als Taktiktüftler. Der 58-jährige Co-Trainer des FC Ingolstadt, der in seiner Laufbahn neben einer Vielzahl an nationalen Titeln vor allem auch auf zwei Champions-League-Siege (1997 mit Borussia Dortmund, 2001 mit Bayern München) verweisen kann, ist mit großen Emotionen bei der Sache.

Beispiel Auswärtsspiel des FCI in Wolfsburg: "Da war ich eine Woche lang richtig sauer, weil es in diesem Spiel für uns vergleichsweise leicht gewesen wäre, zu punkten."

Die aus seiner Sicht vermeidbare Niederlage soll deshalb auch als (mahnendes) Beispiel gelten. Im anstehenden Bundesligaspiel beim Hamburger SV (Samstag, 15.30 Uhr) wollen die Ingolstädter schließlich ihre schon acht Partien währende Serie ohne Auswärtssieg - in den letzten fünf Spielen gelang auch kein eigener Treffer - endlich beenden.

Dabei waren Henke in der Partie beim Pokalsieger Wolfsburg vor allem die zu hohe Anzahl an Fehlern aufgefallen. Pascal Groß hatte das 0:1 durch einen Fehlpass selbst eingeleitet, beim 0:2 standen mehrere Ingolstädter zu weit von ihren Gegenspielern entfernt. "Ich frage mich dann, woran das liegt. Fehlt in der betreffenden Szene die Kraft? Fehlt die Konzentration" Ähnlich wie Cheftrainer Ralph Hasenhüttl kam er zu dem Schluss, dass die Ingolstädter Mannschaft nach einem wichtigen Heimsieg im nächsten Spiel die Spannung nicht aufrecht halten kann. "Da fehlten ein paar Prozent."

Droht den Schanzern nach dem kräftezehrenden 2:0 gegen Bremen am vergangenen Samstag nun in Hamburg also eine Wiederholung? "Das ist ein Lernprozess", sagt Henke und nennt den wechselhaften Verlauf "typisch für Mittelfeldmannschaften". Nur Spitzenteams könnten die Spannung Woche für Woche aufbauen. Als FCI wolle man versuchen, sich dorthin zu entwickeln.

In Hamburg will man einen neuen Anlauf nehmen. Das Pfund, mit dem der FCI auch dort wuchern kann, ist die mit bislang 23 Gegentoren gemeinsam mit Leverkusen und hinter dem FC Bayern (11) beste Defensive der Liga. "Das Dreieck mit dem Innenverteidiger-Duo Marvin Matip/Benjamin Hübner und Torhüter Ramazan Özcan sowie Roger zentral davor, funktioniert wirklich sehr gut", sagt Henke. Nicht umsonst haben die vier Genannten im "Kicker" auch den besten Notendurchschnitt (zwischen 2,82 und 3,08) aller Ingolstädter. Mit Blick auf die Verletzungsmisere bei seinem Ex-Klub lässt sich Henke sogar zu einem Sonderlob hinreißen. "Matip/Hübner, so wie sie aktuell in der Liga spielen, würden auch dem FC Bayern guttun."

Apropos Liga: Gefragt nach seinen Erinnerungen aus zahlreichen Partien beim HSV, fallen Henke zwei Dinge ein: zum einen das Saisonfinale 2001, bei dem sich die Bayern in der Nachspielzeit durch den Freistoßtreffer von Patrick Andersson noch den Meistertitel sicherten ("Ein geiles Spiel"). Zum anderen die früher doch recht spärlichen Verhältnisse im alten Volksparkstadion. "Es gab nur eine Holzbank im Freien. Und da es in Hamburg fast immer geregnet hat, musste ich mehrfach über die 90 Minuten den Schirm für Cheftrainer Ottmar Hitzfeld halten."

Das ist in der neuen HSV-Arena natürlich längst passé. Das 57 000 Zuschauer fassende Stadion gehört zu den stimmungsvollsten der Liga und wird so zu einem zusätzlichen Ansporn für die Ingolstädter. "Solche Spiele sind doch der Grund, weshalb alle aufsteigen wollten. Beim Bundesliga-Dino anzutreten, ist für uns eine Riesenmotivation", sagt Henke. Bleibt nur noch die Frage, ob die ausreicht, um die Negativserie in fremden Stadien zu beenden.