Ingolstadt
"Wir wollen ehrlichen Fußball zeigen"

Der neue Cheftrainer Marco Kurz erwartet von der Mannschaft des FC Ingolstadt mehr Leidenschaft

10.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

−Foto: Bernd Limmer

Ingolstadt (DK) Er kam im dunkelblauen Anzug, weißem Hemd und lässigen Sneakern. Marco Kurz, der neue Cheftrainer des FC Ingolstadt, machte gestern bei seinem Amtsantritt einen durchaus entspannten Eindruck. „Ich war über Pfingsten mit meinen Kindern nochmal im Griechenland im Urlaub. Es war sehr schön und ich bin gut erholt“, ließ er wissen. Die Zeit der Entspannung ist für den 44-Jährigen allerdings vorbei. Noch am Nachmittag wollte er sich mit Co-Trainer Michael Henke zusammensetzen, um die heute (15 Uhr) beginnende Saisonvorbereitung abzustimmen. Vorher hat sich unser Redakteur Norbert Roth mit Kurz unterhalten.

Herr Kurz, wie lange haben Sie gebraucht, um sich für den FC Ingolstadt zu entscheiden?

Marco Kurz: Vergangenen Montag gab es das erste Telefonat mit Tommy (Sportdirektor Thomas Linke, Anmerk. d. Red.). Ich hatte sofort ein sehr gutes Gefühl, weil viel, viel Charme in dieser Aufgabe liegt. Am Wochenende sind wir uns dann einig geworden und gerade habe ich unterschrieben.

 

War die Vertragsdauer von drei Jahren Ihr spezieller Wunsch?

Kurz: Nein, das kam vom Verein.
 
 

Ein schöner Vertrauensbeweis, oder?

Kurz: Ja, sicher. Damit strahlt der Verein aber auch eine Bodenständigkeit und Ruhe aus, die man braucht, wenn es darum geht, eine Entwicklung nehmen zu dürfen. Es ist ganz wichtig für einen Trainer, dies zu spüren.

 

Es fällt auf, dass Sie Ihren ehemaligen Schalker Teamkollegen und jetzigen Sportdirektor Thomas Linke freundschaftlich Tommy nennen. Wie würden Sie Ihr Verhältnis beschreiben?

Kurz: Zu der Zeit bei Schalke waren wir noch Konkurrenten, sind aber immer respektvoll miteinander umgegangen. Man wird nie mit jemandem, der auf der gleichen Position spielen will, bester Kumpel sein. Jetzt bewegen wir uns auf einer Schiene, wo es vor allem um Überzeugung geht. Ich bin also sicher nicht hier, weil ich dem Tommy sympathisch bin, sondern weil er überzeugt ist, dass ich ein guter Trainer bin.

 

Es gibt also keine Fahrgemeinschaft von München nach Ingolstadt?

Kurz: (grinst) Nein, nein. Ich werde mir im Übrigen in der nächsten Zeit auch in Ingolstadt eine Wohnung suchen, weil ich es für ganz wichtig halte, vor Ort zu sein.
 
 

Bei Ihren Stationen in Kaiserslautern und Hoffenheim hatten Sie mit Günther Gorenzel einen festen Co-Trainer. In Ingolstadt werden Sie mit Michael Henke zusammenarbeiten. Eine schwierige Umstellung für Sie?

Kurz: Ich kenne ihn, oder besser gesagt, er kennt mich noch aus der Zeit bei Dortmund. Michael hat mir damals als Co-Trainer gesagt, wo ich lang laufen soll (grinst). Damit ist klar, dass er schon ein bisschen länger im Geschäft ist und ich werde den Teufel tun, ihm nicht zuzuhören. Ich bin noch ein junger Trainer und kann auch von ihm lernen. Wenn ich ein funktionierendes Trainerteam vorfinde, maße ich mir ohnehin nicht an, dies einfach so zu ändern.

 

Der FC Ingolstadt ist in der Vorsaison gerade vor eigenem Publikum einiges schuldig geblieben und hat dadurch manchen Fan vergrault. Wie wollen Sie das ändern?

Kurz: Zunächst möchte ich betonen, dass ich die vergangene Saison sehr, sehr positiv sehe. Ingolstadt war nie gefährdet. Man darf einfach nicht die Nerven verlieren, wenn man drei Spieltage vor Schluss noch drei Punkte braucht. Ich glaube, dass hier die Erwartungshaltung sehr hoch ist.

 

. . .weil die Mannschaft zwischenzeitlich schon Fünfter war, und dann abgestürzt ist.

Kurz: Aber das war für den Verein auch erst das dritte Jahr hintereinander in der zweiten Liga. Dann ist das eine ganz normale Entwicklung. Tommy hat mir schon gesagt, dass wir immer als Geheimfavorit gesehen werden, weil ein großer Konzern hinter dem Verein steht. Aber dadurch hat sich der Etat noch lange nicht erhöht. Jetzt zu sagen, der FC Ingolstadt will nächstes Jahr aufsteigen, das wäre absolut falsch.
 

 

Was sind denn Ihre Ziele mit dem FC Ingolstadt?

Kurz: Wichtig ist immer eine Seriosität in den Aussagen. Ein grundsätzliches Ziel jetzt schon zu formulieren, macht da keinen Sinn. Zunächst einmal wollen wir erkennbar sein. Man soll einfach sehen, dass wir ehrlichen Fußball zeigen wollen. Aber wir wollen uns auch eine gewisse Zeit geben, um uns zu entwickeln. So haben wir zum Beispiel Spieler, die erst im zweiten Jahr in der Zweiten Liga dabei sind. Von denen erwarten wir natürlich auch den nächsten Schritt.

 

Wie schaut der Fußball aus, den Sie spielen lassen möchten?

Kurz: Für mich ist wichtig, dass die Spieler ihre Aufgaben kennen. Ich möchte immer eine engagierte, eine leidenschaftliche Mannschaft sehen und eine, die von ihrer Disziplin her besser ist, als die des Gegners.

 

Wenn Sie sich den Kader ansehen, wo sehen Sie die größten Baustellen?

Kurz: Das sind natürlich Dinge, die wir gerne erst intern besprechen. Zudem will ich mir auch noch einen Eindruck vor Ort machen, bevor wir etwas entscheiden. Aber wir haben sicher noch die Möglichkeit, etwas zu tun.

 

Mit Stefan Leitl und Marino Biliskov haben zwei erfahrene Spieler den Kader verlassen. Hätten Sie gerne noch einen routinierten Mann?

Kurz: Naja, mit Lautern bin ich damals, glaube ich, mit der jüngsten Mannschaft aufgestiegen. Am Alter allein liegt es also nicht. Es muss passen und die Leute sollen sehen, dass hier hungriger Fußball gespielt wird. Wie alt die Spieler sind, ist dann eigentlich zweitrangig.