Ingolstadt
Erleichterung pur

Mit dem 2:1 in Regensburg vertreibt der FC 04 das Abstiegsgespenst wohl endgültig – Was wird aus Eigler?

21.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:14 Uhr
Dank für die Unterstützung: Die Spieler des FC Ingolstadt feiern in Regensburg mit den rund 600 mitgereisten Fans den erlösenden 2:1-Erfolg. −Foto: Armin Weigel (dpa)

Ingolstadt (DK) Fußball ist ein echter Männersport. Entsprechend geben Trainer und Spieler nur äußerst ungern zu, wenn sie sich ihrer Sache nicht mehr sicher sind oder gar Angst vor der Blamage haben. Oft ist erst im Nachhinein festzustellen, wie groß die Anspannung der Protagonisten wirklich war.

Am Freitagabend, nach dem mühsam erkämpften 2:1-Sieg gegen Schlusslicht Jahn Regensburg, war so ein Termin.

Mit der Einleitung „Ich bin froh, dass wir dieses Spiel gewonnen haben“ begann deshalb nahezu jede Ausführung der Ingolstädter Spieler, als zum ersten Mal nach vier sieglosen Partien wieder gefeiert werden konnte. Gegen die Regensburger Rumpftruppe (neun Verletzte, nur ein gelernter Abwehrspieler in der Viererkette) hatte das Gefühl, unbedingt gewinnen zu müssen, lange die Beine schwer gemacht. „Das ist doch klar, weil du in so einem Spiel nur doof aussehen kannst“, warb Trainer Tomas Oral um Verständnis. Nach einer guten Hinrunde (24 Punkte, Platz neun) war bei den Ingolstädtern vor diesem Spiel offenbar noch einmal das Nervenflattern ausgebrochen. „Wenn du die ganze Saison nichts mit dem Abstieg zu tun gehabt hast, und siehst, wie zum Beispiel Bochum plötzlich punktet, ist das keine einfache Situation“, sagt Oral.

Vielleicht hatte der Trainer auch deshalb auf jedes personelle Experiment verzichtet. Nach dem ansprechenden Auftritt gegen Hertha BSC Berlin (1:1) berief der 39-Jährige für diesen gefühlten Matchball erneut dieselben elf Akteure. Überraschend war dabei vor allem die Nominierung von Leihspieler Leon Jessen, der auf der linken Defensivseite erneut eine abgeklärte Partie zeigte. Stammkraft Andreas Schäfer, nach seiner Halswirbelblockade längst wieder hergestellt, fand sich auf der Tribüne wieder. „Ich bin fit“, war ihm nur zu entlocken, mehr wollte der 30-Jährige, der derzeit mit dem Klub über eine Vertragsverlängerung verhandelt, nicht sagen.

Trainer Oral wies die Vermutung zurück, dass es eine Verbindung zwischen den Gesprächen mit Schäfer und Jessens Nominierung gibt. „Dann wäre ich der falsche Trainer“, konterte er die entsprechende Frage. „Fakt ist, dass man in so einem Fall auch mal Fairness walten lassen muss. Leon hat seine Sache in den vergangenen zwei Wochen sehr ordentlich gemacht. Deshalb hatte er es verdient, dabei zu sein.“ An der Absicht des Klubs mit Schäfer zu verlängern, ändert das laut Oral aber nichts. „Leon hat bei Kaiserslautern noch einen Vertrag bis zum Jahr 2014. Ich gehe davon aus, dass er zum Trainingsauftakt der neuen Saison in Kaiserslautern antritt.“

Spätestens bis dahin sollte auch das Verhältnis zwischen Oral und dem von ihm selbst vor der Saison zum Stammspieler ausgerufenen Christian Eigler geklärt sein. Offiziell geben sich alle Seiten bedeckt, in Regensburg war der ehemalige Nürnberger nun aber bereits zum dritten Mal hintereinander nicht im Kader. Hinter vorgehaltener Hand wird erzählt, Eigler habe sich schon mal heftig über die eine oder andere Auswechselung beschwert und zudem Prämien für die Ersatzspieler gefordert. Nach Ansicht der Vorgesetzten hat der 135-fache Bundesligaprofi damit wohl seine Kompetenzen überschritten. Derzeit herrscht jedenfalls Funkstille zwischen Spieler und Trainer.

Wer weiß, vielleicht hilft ja der inzwischen so gut wie feststehende Klassenerhalt auch in diesem Fall dabei, die Gemüter zu beruhigen. Rechnerisch fehlt zwar noch ein Sieg, die restlichen Partien gegen Braunschweig, in Sandhausen, in Aue und gegen Köln können nun aber deutlich entspannter angegangen werden. Torwart Ramazan Özcan, der den Sieg von Regensburg eine „Befreiung“ nannte, hat schon einen Plan. „Vielleicht können wir jetzt ja noch zu einem richtigen Endspurt ansetzen.“ Wann, wenn nicht jetzt?