Ingolstadt
Ein Torjäger wird umgeschult

Warum der ehemalige Gladbacher Elias Kachunga beim FC Ingolstadt so schwer Fuß fasst

05.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:35 Uhr

Elias Kachunga (vorne) hat beim FC Ingolstadt einen schweren Stand. Der 23-jährige Stürmer, hier im Zweikampf mit dem Schalker Joel Matip, kam bisher erst einmal von Beginn an zum Einsatz - Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) 138 Spielminuten, null Tore – das ist die Bilanz von Elias Kachunga beim FC Ingolstadt. Der 23-jährige Stürmer hat bei den Schanzern bisher nicht Fuß fassen können. Vor dem Gastspiel bei seinem Ex-Klub Gladbach (Samstag, 15.30 Uhr) kam er auf Schalke immerhin zu seinem Startelfdebüt.

Beim 1:1 in Gelsenkirchen durfte der Neuzugang, der in der vergangenen Saison beim FC Paderborn mit sechs Treffern noch bester Torschütze war, erstmals von Beginn an ran. Groß in Szene setzen konnte er sich allerdings nicht, Torgefahr ging ebenfalls nicht von dem einstigen U 21-Nationalspieler aus. „Ihm ist nicht viel gelungen. Ich hatte mir mehr erhofft“, kritisierte Trainer Ralph Hasenhüttl, der eigens für Kachunga die taktische Ausrichtung etwas geändert hatte. „Ich wollte bei Schalke nicht, dass wir den ersten Ball sofort anlaufen, sondern etwas abwartender agieren. Deshalb habe ich mich für Kachunga anstelle von Hinterseer entschieden. Lukas läuft intensiver an und übt mehr Druck auf den Gegner aus. Das wollte ich da nicht“, erklärte Hasenhüttl seine Überlegungen.

Fallen lassen will Hasenhüttl den Königstransfer der Ingolstädter allerdings nicht. „Ich werde einen Teufel tun und ihn abstempeln. Er kommt schon dahin, wo wir ihn haben wollen“, sagte Hasenhüttl und zog Stefan Lex als Vergleich heran: „Stefan hat auch ein halbes Jahr lang bei uns keine Rolle gespielt, dann hat es Klick gemacht.“ Der gravierende Unterschied ist jedoch, dass Lex als unbeschriebenes Blatt und ablösefrei zu den Schanzern kam, während der FCI für Kachunga 1,5 Millionen Euro zahlte.

Hasenhüttl erklärt die Philosophie hinter Kachungas Verpflichtung. „Wir spielen anders als die meisten anderen Mannschaften. Unsere Scouts schauen deshalb nach Spielern, die unser System bereits kennen oder es vielleicht lernen können. Wir lassen ihm die Zeit dafür“, meint der Österreicher und hat generell Verständnis für die Schwierigkeiten seiner Stürmer, Tore zu erzielen. „Dass wir in der Defensive so gut stehen, ist der Tatsache geschuldet, dass die Stürmer vorne so viel arbeiten. Deshalb dürfen wir ihnen auch nicht vorwerfen, wenn sie nicht so treffen. Beides ist brutal schwer. Wer viel ansprintet, dem fehlt dann oft die Kraft in den entscheidenden Aktionen auf dem Weg zum Tor“, sagt Hasenhüttl.

Kachunga selbst übt sich in Geduld. „Natürlich habe ich mir meinen Start anders vorgestellt und gehofft, dass ich häufiger von Anfang an spielen würde. Aber ich habe nie an mir gezweifelt. Der Verein hat mich nicht ohne Grund geholt“, sagt Kachunga, der einen Vertrag bis 2019 besitzt.

Der gebürtige Kölner, der sämtliche Jugendmannschaften bei den Fohlen durchlief und mit 18 unter Trainer Michael Frontzeck sein Profidebüt erlebte, hat seine Erklärung für den holprigen Start. „Das waren Anlaufschwierigkeiten. Die Mannschaft, die aufgestiegen ist, hat ihre Automatismen. Ich habe das Gespräch mit dem Trainer gesucht und er hat mir aufgezeigt, was er erwartet. Das versuche ich umzusetzen. Ich schaue positiv in die Zukunft und glaube, dass ich der Mannschaft noch sehr viel helfen kann.“

Möglich, dass er trotz Hasenhüttls deutlicher Kritik in Gladbach erneut von Beginn an seine nächste Chance erhält. Schließlich ist gegen die Mannschaft der Stunde, die zuletzt sechs Bundesliga-Siege am Stück feierte, eine etwas defensivere Ausrichtung zu erwarten. „Es wird brutal schwer in Gladbach. Aber wir sind auswärts ein unangenehmer Gegner. Vielleicht steckt der Borussia das Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin noch ein bisschen in den Knochen“, mutmaßt Kachunga, für den die Rückkehr ein zusätzlicher Motivationsschub sein könnte. „Ich habe die Zeit dort im Jugendinternat sehr genossen und werde den Verein immer im Herzen behalten. Aber dieses Mal hoffe ich, dass wir Gladbach ein bisschen wehtun können. Jede Serie reißt einmal.“