Ingolstadt
Fatale Fehler

FCI stellt in der Partie gegen Bremen das bessere Team, bringt sich beim 2:4 aber selbst um den Lohn

23.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Wegweisender Patzer: Nach einer Flanke in den Strafraum will FCI-Torwart Martin Hansen (links) den Ball klären, übersieht dabei aber Mitspieler Marcel Tisserand (Mitte). Nach dem Zusammenprall wird der Klärungsversuch des Keepers zur Torvorlage für Max Kruse, der schließlich das 2:2 erzielen kann. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Obwohl der FC Ingolstadt gegen Werder Bremen lange Zeit überzeugte, sind die Chancen auf den Bundesliga-Klassenverbleib am Samstag deutlich gesunken. Nach zweimaliger Führung verhinderten beim 2:4 (1:1) die Patzer in der Defensive, dass der FCI den Vier-Punkte-Rückstand auf das rettende Ufer verkürzen konnte. "Wir geben nicht auf", verspricht Trainer Maik Walpurgis.

Nur neun Minuten der offiziellen Spielzeit fehlten den Ingolstädtern zum Glück. Bis zur 81. Minute hatten sie dank ihres großen Einsatzes gegen die zuvor seit neun Partien ungeschlagenen Bremer mit 2:1 in Führung gelegen, der im Rennen um den Ligaverbleib so dringend benötigte Sieg schien greifbar nahe. Unnötige individuelle Fehler, schlechtes Stellungsspiel und ein mit vier Treffern alles überragender Werder-Stürmer Max Kruse verhinderten jedoch das Erfolgserlebnis.


Pascal Groß zählte die Liste der Unzulänglichkeiten auf: "Beim 2:2 löffelt Kruse den Ball rein, nachdem bei uns zwei Spieler zusammenkrachen. Das 2:3 war zwar eine gute Einzelaktion, trotzdem müssen wir das als Team besser verteidigen. Das vierte Tor war dann schon s.....egal. Ganz bitter, dass wir auf diese Art ein solches Spiel noch aus der Hand geben." Auch beim ersten Treffer von Kruse, der zuvor noch nie viermal in einem Bundesliga-Spiel getroffen hatte (45., 81., 87. und 90.+4 Minute), lieferten die Ingolstädter in Person von Elfmeter-Verursacher Marcel Tisserand die Zuarbeit. Und so gewann am Ende nicht das bessere, sondern das effektivere Team.

"Spielerisch und taktisch haben wir für mich ein sehr gutes Spiel gemacht, gehen zweimal in Führung und kassieren dann zehn Minuten vor Schluss durch einen individuellen Fehler den Ausgleich", beschrieb FCI-Trainer Walpurgis den Wendepunkt im Spiel. In der fraglichen Szene war FCI-Schlussmann Martin Hansen nach einer Flanke übermotiviert aus seinem Tor heraus gelaufen, hatte den besser postierten Mitspieler Tisserand abgeräumt und dabei den Ball denkbar unglücklich vor die Füße von Torschütze Kruse gefaustet. "Martin war unbedrängt, das war sein Fehler", erklärte Walpurgis dazu, wollte seine Nummer eins deshalb aber nicht infrage stellen. "Er hat auch schon großartige Paraden gezeigt, deswegen werde ich ihn jetzt nicht kritisieren. Er ärgert sich ohnehin selbst am meisten."

Fatal war der Patzer von Hansen vor allem deshalb, weil er die Ingolstädter zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt traf. In einer Phase, in der die schwächer werdende Walpurgis-Elf ohnehin zunehmend Probleme bekam, ihr lange Zeit sehr ordentliches Pressing aufrecht zu halten, war der erneute Ausgleich offensichtlich nicht mehr zu verdauen. Was folgte, waren noch zwei weitere Bremer Treffer, und am Ende stand mit dem 2:4 eine aus Ingolstädter Sicht unnötig hohe Niederlage auf dem Papier.

Der sehenswerte Führungstreffer von Darío Lezcano (32.) und das zwischenzeitliche 2:1 durch Elfmeterschütze Groß (62.) - Almog Cohen hatte sich gegen Niklas Moisander geschickt fallengelassen - interessierten deshalb anschließend niemand mehr. Vielmehr dominierte die Frage, warum die Ingolstädter erneut ein lange Zeit gutes Spiel noch aus der Hand gaben.

"Uns fehlt eine Portion Cleverness. Wenn man zweimal in Führung geht, muss man dieses Ergebnis besser verteidigen. Das müssen wir ganz schnell lernen", forderte Thomas Linke. Zur drohenden Torhüterdiskussion sagte der Sportdirektor nur: "Eigentlich haben wir zwei gute Keeper."

Am Umstand, dass in diesem Spiel mit Marvin Matip, Markus Suttner und Romain Brégerie drei gestandene Verteidiger ersetzt werden mussten, wollte nach außen hin niemand die Niederlage festmachen. Die Mannschaft habe die Ausfälle "gut weggesteckt", befand Walpurgis. Verteidiger Florent Hadergjonaj sah es ähnlich: "Das hat keine so große Rolle gespielt. Wir sind heute vor allem für individuelle Fehler bestraft worden." Und daran waren eben auch Stammkräfte beteiligt.

Trotz des erneuten Rückschlages geben sich die Ingolstädter weiter optimistisch. Leipzig, Leverkusen, Freiburg und Schalke heißen die Gegner in den letzten vier Saisonspielen, in denen der FCI (28 Punkte) gegenüber dem auf Relegationsplatz 16 stehenden Konkurrenten FC Augsburg (32) vier Zähler aufholen muss. "Die Qualität der Mannschaft reicht dazu", findet Hadergjonaj. Walpurgis legte nach: "Wir geben nicht auf, die Leistung von heute macht uns Mut." Am kommenden Samstag in Leipzig wird Groß wegen seiner fünften Gelben Karte fehlen. Dafür werden Matip, Brégerie und Suttner wieder den Defensivverbund stärken. Vielleicht ist auch das ein Lichtblick.