Ingolstadt
Mäßige Bilanz

Von 15 Neuzugängen wurden beim FC Ingolstadt nur drei zu Leistungsträgern

13.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr
Lichtblick: Christian Träsch kam vom Bundesligisten VfL Wolfsburg zum FCI und wurde bei den Schanzern zum Spielgestalter. −Foto: Eibner

Ingolstadt (DK) Dass der FC Ingolstadt nach dem Bundesliga-Abstieg einen personellen Umbruch erleben würde, war zu erwarten. 12 Abgängen standen 15 Zugänge gegenüber. Von den Neuen konnten jedoch nur wenige konstant überzeugen. Wir ziehen eine Bilanz der Transferaktivitäten des FCI.

Elf Spieler verpflichtete der FC Ingolstadt für die aktuelle Saison. Zwei davon, Patrick Ebert und Frederic Ananou, kamen erst in der Winterpause und drei Akteure kehrten entweder nach einem Leihgeschäft (Thomas Pledl, Hauke Wahl) oder nach einer Suspendierung (Tobias Levels) zum Verein zurück. Mit Antonio Colak (Rijeka) hat ein Sommer-Neuzugang den FCI schon wieder verlassen.

 

WER BISHER ÜBERZEUGEN KANN

Am deutlichsten trifft dieses Urteil auf den Ingolstadt-Rückkehrer Christian Träsch zu. Der gebürtige Schanzer holte seinen Fitness-Rückstand nach einer Verletzung im vergangenen Sommer vergleichsweise schnell auf und ist dank seiner Spielübersicht und seiner Technik im Zentrum zum Lenker des Ingolstädter Spieles geworden. Mit Abstrichen gilt dies auch für Flügelflitzer Thomas Pledl und Rechtsverteidiger Tobias Levels. Dabei kann sich Pledl hinsichtlich Torgefahr (bislang zweimal erfolgreich) und Flankengenauigkeit sicher noch steigern. Beim zuverlässigen Zweikämpfer Levels könnte im Spiel nach vorne mitunter mehr gehen.

 

BEI IHNEN WECHSELN LICHT UND SCHATTEN

Marcel Gaus kam immerhin mit der Erfahrung von 160 Zweitligaspielen nach Ingolstadt und sollte auf der linken Seite den Abgang von Markus Suttner kompensieren. Der 28-Jährige zeigt in spielerischer Hinsicht und bei der Passgenauigkeit aber immer wieder Schwächen, sodass gerade im Vorwärtsgang zu wenig Unterstützung von ihm kommt. Positiv fällt sein Zweikampfverhalten auf, insgesamt kann er sich aber noch steigern. Dies gilt auch für Haudegen Tobias Schröck, der als Springer zwischen Innenverteidigung und defensivem Mittelfeld fungiert. Das gelingt ihm, bis auf ein paar Stellungsfehler, recht ordentlich. Das Aufbauspiel ist bislang aber nicht sein Ding. Zu den eher sachlichen Akteuren gehört Hauke Wahl, bei dem nach guten Auftritten in der Hinrunde zuletzt einige Wackler hinzukamen. Angesichts seines Alters - Wahl bestreitet mit 23 erst seine zweite komplette Zweitligasaison - vielleicht auch erklärbar.

 

SIE BLEIBEN HINTER DEN ERWARTUNGEN

Die 16 Tore aus der Vorsaison scheinen für Stefan Kutschke langsam aber sicher zum Fluch zu werden. Nicht nur die Fans, auch er selbst misst sich an dieser Marke, die er beim FCI aber kaum noch erreichen wird. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: die oft fehlende Zuarbeit von den Außenpositionen sowie seine begrenzten technischen Möglichkeiten im Strafraum. Mit drei verwandelten Elfmetern besserte "Kutsche" zeitweise seine Torbilanz (bislang fünf Treffer) auf, doch auch vom Punkt scheiterte er zuletzt zweimal. Bei ihm geht definitiv mehr. Dies gilt auch für Paulo Otavio, dessen Umstellung von der zweiten österreichischen Liga noch lange nicht abgeschlossen ist. Der Brasilianer ist zwar schnell und technisch durchaus beschlagen, dem robusten Spiel in der Zweiten Liga ist er aber oft nicht gewachsen.

 

IHR AUFTRITT IST EINE ECHTE ENTTÄUSCHUNG

Die Verpflichtung von Patrick Ebert in der Winterpause gibt Rätsel auf. Mag der 109-fache Bundesligaspieler (Hertha BSC) noch so hoch veranlagt sein, wenn er aufgrund seines Fitnessrückstandes selbst nach acht Partien immer noch kein ernsthafter Kandidat für die Startelf ist, hilft das dem FCI herzlich wenig. Absolut fragwürdig war die Darbietung des desinteressiert auftretenden Antonio Colak, dem der Klub konsequenterweise im Winter den Laufpass gab. Der junge Japaner Takahiro Sekine darf derweil für sich in Anspruch nehmen, dass er die größte Umstellung aller Zugänge zu verkraften hat. Bei seinen Kurzeinsätzen hatte er erhebliche Orientierungsprobleme, seine Anpassung wird noch einige Zeit brauchen.

 

SIE BEKOMMEN ALS TALENTE MEHR ZEIT

Maximilian Thalhammer, aus der eigenen Jugend hochgezogen, gehört zu den Lichtblicken. Der 20-Jährige zeigte bei seinen erst drei Einsätzen keine Scheu vor der neuen Liga und deutete an, dass mit ihm zu rechnen ist. Ähnliches gilt für Winterneuzugang Frederic Ananou (20), der einmal zum Einsatz kam und ebenso gefiel. Wohl auch positionsbedingt scheint Innenverteidiger Phil Neumann (20) derzeit die geringsten Chancen auf einen Einsatz zu haben.

 

DER SONDERFALL BEI DEN TORHÜTERN

Marco Knaller kam als zweiter Torhüter aus Sandhausen - und blieb zweiter Torhüter. So lange Stammkeeper Örjan Nyland nicht einbricht, bleibt dem Österreicher nur die Bank.

 

FAZIT

Die größten Erfolge auf dem Transfermarkt feierte der FCI bei den Abgängen. Vorsichtig geschätzt nahm der Bundesliga-Absteiger durch sie rund 25 Millionen Euro ein. Beachtlich. Von diesem Betrag wurde allerdings nur rund ein Viertel für neue Spieler reinvestierte. Echte Verstärkungen fand der Klub - sieht man von den Rückkehrern Pledl und Levels ab - mit Träsch eigentlich nur eine. Auch wenn manch anderer Akteur sein Potenzial sicher noch nicht ausgeschöpft hat: unterm Strich eine Bilanz, die absolut nicht zufriedenstellen kann.