Ingolstadt
"Ich wollte genau diesen Neuanfang"

Der Ex-Lauterer Marcel Gaus steht in Ingolstadt sportlich und privat vor spannenden Aufgaben

02.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr

Variabler Linksfuß: Der Ex-Lauterer Marcel Gaus kann beim FC Ingolstadt auf der linken Seite sowohl offensiv als auch defensiv einsetzt werden. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Nach vier Spielzeiten beim 1. FC Kaiserslautern stand für Marcel Gaus fest: Eine neue Herausforderung sollte her. Und so unterzeichnete der erfahrene Zweitligaprofi (162 Einsätze und 22 Tore für den 1. FC Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf und den FSV Frankfurt) beim FC Ingolstadt einen Dreijahresvertrag. Was der 27-Jährige von seiner Zeit in Ingolstadt erwartet, hat er im Gespräch mit unserer Zeitung verraten.

Herr Gaus, die erste Trainingswoche mit dem FCI ist überstanden, ebenso das erste Testspiel. Wie ordnen Sie das 1:0 gegen Karlsruhe ein?

Marcel Gaus: Ein Sieg im ersten Test ist natürlich immer gut. Aber wir können das Ergebnis einschätzen. Zum Ende der ersten Woche stehen solche Partien immer auch unter dem Vorzeichen "Kennenlernen" - weil neue Spieler hinzukommen sind und sich das System auch etwas verändert hat. Einige Ansätze von dem, was wir spielen wollen, konnte man schon sehen. Aber das wird bei uns sicher niemand überbewerten.

 

Sie selbst gehören zu den Neuzugängen. Wie groß ist denn für Sie persönlich die Umstellung?

Gaus: Für mich ist hier in Ingolstadt eigentlich alles neu. Und genau das ist das Spannende. Ich wollte genau diesen Neuanfang. Nach vier Jahren in Kaiserslautern habe ich gemeinsam mit meiner Frau ganz bewusst diese Entscheidung getroffen - weil wir noch jung sind, kinderlos und einfach Möglichkeit dazu haben. Im November erwarten wir den ersten Nachwuchs, der konsequenterweise dann auch in Ingolstadt zur Welt kommen soll. Von daher kommen momentan eine Menge spannender Dinge auf uns zu.

 

Der Auftakt mit den neuen Teamkollegen war unproblematisch?

Gaus: Auf jeden Fall. Die erste Woche hat mir wirklich Spaß gemacht, weil ich gut aufgenommen wurde und man sofort sieht, dass die Jungs hier einfach ein guter Haufen sind. Es spricht ja für sich, wenn nach einem Abstieg Leistungsträger wie Almog Cohen, Romain Bregerie oder Marvin Matip bleiben und vorzeitig ihre Verträge verlängern. Das war für mich ein Zeichen, dass hier vieles stimmen muss.

 

Sie haben immerhin vier Jahre auf dem Betzenberg gespielt. Wie schwer fällt da der Abschied?

Gaus: Einerseits schwer, andererseits auch nicht. Schwer, weil ich in Kaiserslautern eine Menge wirklich netter Freunde auch außerhalb des Fußballs kennengelernt habe. Sportlich haben wir, das muss ich ganz ehrlich sagen, in den vier Jahren dann doch nicht das erreicht, was ich mir bei der Vertragsunterschrift erhofft hatte. Gegen den Abstieg zu spielen ist auf Dauer auch mental sehr belastend, sodass irgendwann die Entscheidung feststand, etwas anderes zu machen.

 

Die sportliche Perspektive ist mit Ingolstadt in der Tat eine andere. Nach bisher 162-Zweitligaeinsätze fehlt Ihnen noch ein Aufstieg in die Bundesliga, oder?

Gaus: Ja sicher, da brauchen wir nicht drum herum reden (lacht). Es muss natürlich immer das Ziel eines Fußballers sein, irgendwann auch in der höchsten Klasse zu spielen. Aber Sie werden jetzt nicht von mir hören, dass wir nächste Saison vorneweg marschieren. Dafür haben wir noch viel zu viel Arbeit vor uns.

 

Ihre Eindrücke von der Zweiten Liga sind mit Sicherheit noch frisch. Was können Sie Ihren neuen Teamkollegen sagen, auf was müssen sie sich in der kommenden Saison einstellen?

Gaus: Großartig etwas erzählen brauche ich da wohl niemandem etwas. Schließlich haben sehr viele von den Jungs ja schon dort gespielt und wissen einfach, dass das kein Zuckerschlecken wird. In der Zweiten Liga muss man sich durchbeißen und die Zweikämpfe hart führen, so einfach ist das.

 

Sie haben in Kaiserslautern neben Ihrer ursprünglichen Position im linken Mittelfeld immer wieder auch als Linksverteidiger gespielt. Demnach könnten Sie in Ingolstadt alles spielen, was auf der linken Seite gefragt ist, oder?

Gaus: Das ist eine spannende Frage. Es stimmt schon, in den vergangenen beiden Jahren habe ich eine gewisse Variabilität dazugewonnen. In der Vierer-, im letzten halben Jahr auch in der Fünferkette, habe ich immer wieder den Part hinten links übernommen. Ich bin da aber komplett entspannt, mal sehen, wo der Trainer mich sieht.

 

Eigentlich kommen Sie ja von den offensiven Positionen . . .

Gaus: . . . auf jeden Fall. Angefangen habe ich als Stürmer und bin dann irgendwann auf Linksaußen ausgewichen. Noch vor zwei Jahren hätte ich mich definitiv als reinen Offensivspieler bezeichnet. Das sehe ich jetzt nicht mehr ganz so eng. Obwohl ich dort immer noch meine Stärken habe, weil ich da mit meinem Tempo der Mannschaft am besten helfen kann.

 

Trauen Sie sich aufgrund Ihrer Erfahrung zu, ähnlich wie in Kaiserslautern, auch in Ingolstadt eine Führungsrolle zu?

Gaus: Grundsätzlich bin ich sicher nicht der Typ, der nach außen irgendwelche großen Reden schwingt. Wenn ich etwas zu sagen habe, werde ich das in der Kabine sicher tun, so wie ich es immer gemacht habe. Für mich ist aber ganz wichtig, dass alle mal den Mund aufmachen und Verantwortung übernehmen.

 

Stichwort Verantwortung: Ist das neue Heim für die Familie schon gefunden?

Gaus: Noch nicht. Aber es sieht ganz gut aus, dass es bald klappt. Derzeit lebt meine Frau noch in Kaiserslautern, sie will aber im August nachkommen. Bis dahin habe ich den klaren Auftrag, etwas zu finden, sonst gibt es Ärger (lacht). Die kommenden Tage werden also auch außerhalb des Platzes spannend.

 

Das Gespräch führte Norbert Roth.