Ingolstadt
"Wir haben genug Außenverteidiger"

Sportdirektor Thomas Linke über die Spieler-Transfers des FCI und die Lehren aus dem BVB-Spiel

02.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

FCI-Sportdirektor Thomas Linke. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Mit der Verpflichtung von Dario Lezcano hat der FC Ingolstadt in der gerade abgelaufenen Winter-Transferperiode früh seine wichtigste Personalentscheidung getroffen. Dank einer Ablöse von rund zwei Millionen Euro ist der Paraguayer, der vom FC Luzern zu den Schanzern kam, der Rekordtransfer des Aufsteigers. Thomas Linke, Sportdirektor des FC Ingolstadt, verrät im Gespräch mit unserer Zeitung, ob der Klub dafür einen Extrazuschuss der Sponsoren brauchte und warum aus der zeitweise angedachten Verpflichtung eines Außenverteidigers nichts wurde. Außerdem spricht Linke über die Lehren aus dem Spiel gegen Borussia Dortmund, seine Position zur Einführung des Videobeweises und warum er auch zukünftig Guido Winkmann als Schiedsrichter bei den Spielen der Ingolstädter akzeptieren würde.

Herr Linke, Sie haben beim FC Bayern und damit bei einem Top-Klub gespielt. Nach den Ereignissen in Dortmund, bei denen sich der FC Ingolstadt gleich mehrfach benachteiligt fühlte: Wie sehr profitieren die großen Vereine bei Schiedsrichterentscheidungen wirklich?

Thomas Linke: Erst einmal denke ich, dass es wenig hilft, wenn man sich tagelang über solche Ereignisse aufregt. Wir müssen positiv in die Zukunft gehen. So eine Leistung wie die in Dortmund kann uns auch Selbstvertrauen geben. Aber zu Ihrer Frage: Ich glaube eigentlich nicht, dass es eine bewusste Ungleichbehandlung durch die Schiedsrichter gibt. Da versucht schon jeder, die Dinge objektiv zu bewerten.

 

In Dortmund hat mit Guido Winkmann aber erneut der Unparteiische gepfiffen, der auch beim 0:1 des FCI in Stuttgart die Abseitsstellung des Torschützen übersehen hatte. Hätten Sie die Möglichkeit, diesen Schiedsrichter bei der nächsten Ansetzung abzulehnen?

Linke: Wenn man gute Argumente hat, kann man den Schiedsrichter schon ablehnen.

 

Diese wären?

Linke: Na ja, wenn es zum Beispiel in der Vergangenheit strittige Situation gegeben hat, weshalb das Verhältnis total zerrüttet ist. Darauf kann man bei der Ansetzung hinweisen und den Wunsch äußern, dass dieses Spiel anders besetzt wird.

 

 

Deshalb noch einmal die Frage: Würde der FCI Herrn Winkmann beim nächsten Mal als Schiedsrichter ablehnen?

Linke: Ich denke nicht. Wenn man seine Reaktionen nach dem Spiel hört, kann man schon daraus schließen, dass er das nicht mit Absicht gemacht hat. Ich hatte den Eindruck, er war in Bezug auf die viel diskutierten Entscheidungen ähnlich unglücklich wie wir.

 

Gäbe es den Videobeweis schon, wären die beiden Dortmunder Tore vermutlich nicht anerkannt worden. Warten auch Sie auf die Einführung dieses Hilfsmittels?

Linke: Wir waren schon Befürworter der Torlinientechnik und sind daran interessiert, dass es im Fußball so gerecht wie möglich zugeht. Der Videobeweis kann da eine Hilfe sein. Ich war in Holland mal bei einer Vorführung dabei. Da konnte ein Schiedsrichter aus einer Art Fernsehstudio vor dem Stadion auf das Spiel Einfluss nehmen. Nach meinem Eindruck ist das eine richtig gute Möglichkeit, um einige Dinge fairer entscheiden zu können.

 

Die Angst vor Spielverzögerungen ist groß. Funktionieren die Abläufe denn schnell genug?

Linke: In letzter Konsequenz kann ich das nicht beurteilen. Wenn das Spiel aber ohnehin schon unterbrochen ist, zum Beispiel bei Toren oder Verletzungen, hat man sicher auch noch diese zusätzlichen Sekunden, um sich über ein Headset zu verständigen. Wird die Unterbrechung nicht zu lang, dann sind wir auf jeden Fall für diese Technik.

 

Zum Wochenbeginn ist das Transferfenster geschlossen worden. Lange Zeit stand im Raum, dass der FC Ingolstadt nach der Verletzung von Tobias Levels noch mal auf der Außenverteidigerposition aktiv werden würde. Warum haben Sie sich letztlich dagegen entschieden?

Linke: Weil wir genügend Außenverteidiger haben. Durch die Rückkehr von Markus Suttner und Konstantin Engel sowie Danny da Costa und Robert Bauer besitzen wir vier gesunde Spieler für diese Positionen.

 

Eigentlich fünf, Danilo ist doch auch noch da . . .

Linke: Ja, aber Danilo war in der vergangenen Woche beim Arzt, nachdem er wieder Schmerzen im operierten Zeh gespürt hat. Fakt ist, dass er aktuell nicht trainieren kann. Ihm wurde empfohlen, den Zeh vier Wochen lang nicht zu belasten.

 

Ist deshalb auch sein Wechsel zu 1899 Hoffenheim geplatzt?

Linke: Wir haben in der Winterpause mit Hoffenheim über einen möglichen Wechsel gesprochen, das kann ich bestätigen. Die Gespräche sind jedoch im Sande verlaufen.

 

Wenn Markus Suttner und Konstantin Engel nicht so schnell zurückgekommen wären, hätte der FCI denn auch die finanzielle Möglichkeit gehabt, zu reagieren?

Linke: Ja. Wir haben schon das eine oder andere Gespräch mit möglichen Kandidaten geführt. In finanzieller Hinsicht denke ich, dass wir etwas hätten machen können, vor allem wenn Danilo uns verlassen hätte.

 

Für den Transfer von Dario Lezcano hat der Verein rund zwei Millionen Euro Ablöse bezahlt und damit noch einmal richtig tief in die Tasche gegriffen. Mussten hier die Sponsoren etwas zuschießen?

Linke: Transfersummen kommentieren wir grundsätzlich nicht. Wer unseren Verein etwas länger beobachtet, sollte wissen, dass es beim FC Ingolstadt noch nie so war, dass Sponsoren plötzlich zusätzliches Geld bereitgestellt haben. Nein, auch den Lezcano-Wechsel haben wir mit den Mitteln umgesetzt, die uns vor der Saison zur Verfügung gestellt worden sind.

 

Sind Sie froh, dass Sie Tomas Pekhart und Stefan Wannenwetsch kurz vor dem Ende der Transferperiode noch von der Gehaltsliste bekommen konnten?

Linke: Ich freue mich für beide Spieler, dass sie jetzt wieder Fußball spielen können. Sie sind im besten Alter und eigentlich zu gut, um auf der Bank zu sitzen. Aber bei uns waren sie eben nur Ergänzungsspieler.

 

Am Samstag (15.30 Uhr) kommt auf den FC Ingolstadt mit dem Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten FC Augsburg ein ganz wichtiges Spiel zu. Sehen Sie die Gefahr, dass Ihre Mannschaft nach dem BVB-Spiel komplett frustriert ist, oder machen Sie schon eine Art "Jetzt erst recht"-Stimmung aus?

Linke: Ich würde mal sagen, wir haben gar keine andere Wahl, als die Vorkommnisse so schnell wie möglich aus dem Köpfen zu kriegen. Je länger man sich mit negativen Dingen aufhält, umso schlimmer. Jetzt geht es vielmehr darum, die Jungs daran zu erinnern, dass sie in Dortmund ein gutes Spiel gemacht haben. Ich bin auch recht optimistisch, dass uns das gelingt, schließlich haben wir insgesamt ja eine Woche Zeit dafür.

 

Die Fragen stellte

Norbert Roth.