Frankfurt
"Wir sind alle schlechte Verlierer"

Bruno Hübner über das Familienduell, die Entwicklung seiner Söhne und den heimischen Montags-Diskurs

30.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Frankfurt (DK) Bruno Hübner ist seit 2011 Sportdirektor bei Eintracht Frankfurt. Der frühere Stürmer beendete verletzungsbedingt nach 76 Bundesligaspielen für den 1. FC Kaiserslautern bereits im Alter von 25 Jahren seine Profikarriere. Der gelernte Industriekaufmann kämpfte sich über den SV Wehen Wiesbaden jedoch als Sportdirektor in den Profifußball zurück und freut sich nun auf das Spiel beim FC Ingolstadt mit Sohn Benjamin.

Herr Hübner, Sie müssen gute Gene haben. Sie haben drei Söhne, alle spielen Fußball und zwei sind sogar Profi geworden. Wie haben Sie das gemacht?

Bruno Hübner: Die wichtigste Aufgabe ist es ja, die Kinder vernünftig in die Welt einzuführen. Von daher freue ich mich, dass uns das gelungen ist. Dass jetzt gleich zwei den Sprung in das Profigeschäft geschafft haben, ist schon eine außergewöhnliche Geschichte.

 

Haben Sie denn gedacht, dass es Benny einmal in die Bundesliga schafft?

Hübner: Nein, das konnte man so nicht erwarten. Er ist ein schlauer Spieler im Jugendbereich gewesen und hat einiges angedeutet. Dass er mal in den Profibereich kommen könnte, hat sich erst mit 16 oder 17 abgezeichnet, als ich mir in einigen Spielen gedacht habe: ,Hoppla, was für eine Entwicklung. Jetzt könnte es doch noch weitergehen.’ Das hat sich dann bewahrheitet.

 

Benjamin selbst sagt, dass sein jüngerer Bruder Florian mehr Talent hat. Trauen Sie ihm auch die Bundesliga zu?

Hübner: Ja, ich glaube schon. Benjamin hat da nicht unrecht. Florian ist technisch begabter. Benjamin hat viel über seinen Einsatz und seine Spielintelligenz gemacht. Von daher hat Florian auch die Chance. Einige lose Anfragen gab es bereits.

 

Benny spricht oft von Ihrem großen Familienzusammenhalt. Ist es da für den Vater nicht verlockend, den Sohn in seinen Verein zu holen?

Hübner: Nein, das haben wir ausgeschlossen. Die Konstellation hatten wir ja schon mal. Beim SV Wehen-Wiesbaden, wo meine Söhne groß geworden sind, war ich Spieler, Sportdirektor und Vizepräsident Sport. Da haben wir schon gemerkt, dass wir an Grenzen stoßen, wenn es heißt: ,Der ist ja der Sohn des Sportdirektors und spielt nur deshalb.’ Das war nie der Fall. Ich habe meine Söhne immer kritischer gesehen als manche andere. Von daher haben wir das schon einmal durchgespielt und sind in der Familie einig, dass wir das nicht mehr wollen.

 

Sie haben in Ihrer Karriere nicht das Glück gehabt, von Verletzungen verschont zu bleiben. Benny hat dagegen in dieser Saison bereits wieder bewiesen, dass er einiges einstecken kann. Ist das seine größte Stärke?

Hübner: Ja, die Robustheit, sein Ehrgeiz und Einsatzwille. Und ich glaube, dass er sich selbst gut einschätzen kann und dementsprechend setzt er sich ein. Das macht er schon gut.

 

Sie kennen Ihren Sohn am besten und wissen, dass er sehr schlecht verlieren kann. Wie ist das bei Ihnen?

Hübner: (lacht) Genauso. Das ist bei uns in der Familie sehr ausgeprägt. Als unsere drei Jungs und ich früher immer Fußball gespielt haben, mussten wir das eine oder andere Spiel schon abbrechen, weil es in die verkehrte Richtung gelaufen ist. Da hat man schon gespürt, dass alle schlechte Verlierer sind.

 

Wenn am Samstag einer verliert, ist dann Trost möglich?

Hübner: Hier kommt meiner Frau eine besondere Rolle zu. Aber am Ende finden wir schon eine Lösung, dass wir das akzeptieren können. Wir tauschen uns regelmäßig aus und treffen uns meistens am Montag bei uns zu Hause, hinterfragen Leistungen und diskutieren über unsere Gegner. Das ist ein sehr reger Austausch.

 

Ist dieses Mal ein Unentschieden Ihr Wunschergebnis?

Hübner: Nein, wir wollen gewinnen. Der Saisonstart hätte besser sein können. Uns fehlen zwei Punkte. Unser Ziel ist es, uns noch mehr in der Bundesliga zu etablieren, und wenn möglich, nach oben auf die Europa-League-Plätze zu schielen.

 

 Foto: dpa