Bremen
Erst passiv, dann uneffektiv

Der FC Ingolstadt verliert das wichtige Duell in Bremen unnötig mit 1:2 und stürzt ans Tabellenende

04.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Elfmeterreif: Werder-Keeper Jaroslav Drobny (rechts) springt FCI-Spieler Mathew Leckie um. Der Pfiff blieb jedoch aus. - Foto: Bösl

Bremen (DK) Bundesligist FC Ingolstadt hat im Abstiegskampf einen bitteren Rückschlag erlitten. Beim 1:2 (1:1) in Bremen vergaben die Schanzer den möglichen Punktgewinn, weil sie erneut beste Chancen ungenutzt ließen. Für FCI-Trainer Maik Walpurgis war es die erste Niederlage.

Die Bedeutung des Ergebnisses war nach dem Schlusspfiff an den Mienen und Gesten der Spieler deutlich abzulesen. Während der zuvor wie aufgezogen agierende Ex-Ingolstädter im Trikot der Bremer, Robert Bauer, seinen Torwart Jaroslav Drobny innig umarmte, zogen die Gäste mit hängenden Köpfen davon. "Man braucht nur in die Gesichter zu schauen, heute war mindestens ein Remis für uns drin", ärgerte sich Ingolstadts Bester, Martin Hansen. "Das wird ein, zwei Tage dauern, bis wir das verdaut haben."

Das zwar keinesfalls entscheidende, aber doch wegweisende Kellerduell, hatte für die Schanzer gleich mit einem Aufreger begonnen. Fünf Minuten waren gespielt, als Drobny aus seinem Tor gelaufen kam und FCI-Stürmer Mathew Leckie von hinten ins Kreuz sprang. "Ich habe sein Knie gespürt und dachte, mein Rücken wäre gebrochen. Für mich ein klarer Elfer", meinte der 25-Jährige. Die TV-Bilder bestätigten die Einschätzung des Australiers. Aber selbst wenn man berücksichtigt, dass nach einem Elfmeter und der möglichen Führung das Spiel für Ingolstadt hätte anders verlaufen können, Ursachen für die unnötige Niederlage gab es auch noch andere.

"Der Grund war, dass wir unsere Chancen nicht genutzt haben", fuhr Hansen fort, während Kollege Markus Suttner die zu umständliche Spielweise im ersten Durchgang anführte. "Die Bremer hatten uns gut analysiert und haben uns in der ersten Halbzeit die Stärke genommen, die wir in den vergangenen beiden Spielen hatten", erklärte der 29-Jährige.

Das zwar sehr kontrollierte, in der Vorwärtsbewegung aber viel zu langsam und ohne Spielwitz vorgetragene Offensivspiel der Ingolstädter stellte die Bremer tatsächlich nur selten vor Probleme. "Passivität hatte ich sicher nicht ausgegeben. So viel Ballkontrolle wie in der ersten Halbzeit brauchen wir nicht", kommentierte Trainer Walpurgis die bisher schlechteste Halbzeit unter seiner Regie mit einer Mischung aus Ironie und Ärger.

Und da die Ingolstädter Defensive beim ersten gelungenen Angriff der Bremer jede Organisation verlor, stand es aus FCI-Sicht plötzlich 0:1. Suttner ließ Fin Bartels flanken, in der Mitte gewährten Marvin Matip und Florent Hadergjonaj dem Torschützen Max Kruse lediglich Geleitschutz - dann war es passiert (24.). "Das war fehlende Kommunikation. Leider haben wir in dieser Szene nicht gesprochen", versuchte Matip den Fehler zu erklären.

Für die zweite Halbzeit wollte Walpurgis dann das Ingolstädter Spiel mit einem Offensivwechsel beleben. Mit der Hereinnahme von Stürmer Dario Lezcano (Moritz Hartmann wechselte für den enttäuschenden Anthony Jung nach links), wurde das Spiel der Gäste dann auch ambitionierter. Und als Lezcano einen Freistoß herausholte, den Suttner aus rund 22 Metern Torentfernung zum 1:1 (58.) nutzte, keimte zeitweise sogar Hoffnung auf.

Die sehr kämpferisch eingestellten Bremer wichen jedoch nicht zurück und hatten in einem Spiel mit wenigen gelungenen Angriffen zunächst die besseren Chancen. Bartels (60.) verzog jedoch und der ansonsten abgemeldete Nationalspieler Serge Gnabry (68.) scheiterte am gut reagierenden Hansen.

Beim 1:2 in der 76. Minute hatte der Däne im Tor der Ingolstädter dann aber keine Chance. Vor allem, weil ihn seine wie angewurzelt im Strafraum verharrenden Kollegen erneut im Stich ließen. Den Schlenzer von Izet Hajrovic wehrte Hansen noch ab, den Nachschuss von Claudio Pizarro auch, gegen den Vollspannstoß von Bartels (76.) war er dann aber machtlos.

Ingolstadt legte nach, hatte in den letzten zehn Minuten auch seine stärkste Phase, offenbarte dann aber wieder die bekannte Abschlussschwäche. Almog Cohen (83.), Leckie (90.) und Moritz Hartmann (90. +2) vergaben allesamt "Hundertprozentige", sodass am Ende die Bremer jubelten.

"Vor allem die erste Halbzeit war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Jetzt müssen wir die Mannschaft aufrichten und dann müssen wir zusehen, dass wir im nächsten Spiel unsere Torchancen nutzen", fasste Walpurgis zusammen.

Kapitän Matip bemühte sich, das 1:2 nicht als allzu großen Rückschlag im Rennen um den Klassenerhalt aussehen zu lassen. "Wir haben vergangene Saison bewiesen, dass wir Bundesliga können. Daran ändert sich auch nichts, weil wir heute zwei Punkte verschenkt haben."

Kommende Woche erwarten die Schanzer, die durch den Sieg der Hamburger in Darmstadt (2:0) nun das Tabellenende zieren, ausgerechnet den noch ungeschlagenen Tabellenführer RB Leipzig. Einfacher wird es für die Walpurgis-Elf also nicht.