München/Neuburg (DK) Mit seinem Fünferpack gegen den VfL Wolfsburg hat Bayern-Profi Robert Lewandowski am Dienstagabend Bundesliga-Geschichte geschrieben. Auch gestern, bei der Fahrzeugübergabe an die Profis des FC Bayern bei Audi in Neuburg, war der Pole der umjubeltste Spieler.
„Von 0 auf 5 Tore in 540 Sekunden“, hatte Audi schnell noch gedruckt. Als zwei Mitarbeiter das Transparent für ein Foto mit dem Polen Robert Lewandowski ins rechte Licht schoben, war immer noch ungläubiges Staunen. So richtig konnte niemand – selbst einen Tag nach der Gala des Bayern-Stürmers – diesen Tor-Zauber begreifen. Auch bei der Autoübergabe in Neuburg jubelten die Fans am lautesten, als der Name Lewandowski vom Moderator fiel.
Selbst gestandene Profis des Rekordmeisters waren immer noch ergriffen von der Leistung Lewandowskis. „Es war ein unglaublicher Moment“, schwärmte Kapitän Philipp Lahm, um dann scherzhaft hinterher zu schieben: „Man muss kritisch bleiben. Robert hat dann einfach nachgelassen, hatte noch zwei Riesenchancen. Dass er nicht mit sieben Toren heimgeht, ist wirklich enttäuschend.“ Auch Thomas Müller fand nur schwer Worte für die Tor-Gala seines Kollegen: „Einfach nur der Wahnsinn.“
Niemals zuvor war ein Spieler bei einem Hattrick, Viererpack und Fünferpack in über einem halben Jahrhundert Fußball-Bundesliga schneller. 51, 52, 55, 57, 60 lauteten die Torminuten. Das machte selbst Bayern-Trainer Pep Guardiola sprachlos – und der Spanier trainierte schließlich den wohl besten Spieler der Welt, Lionel Messi. „Ich verstehe das nicht. Ich habe noch nie so eine Situation erlebt, weder als Trainer noch als Spieler.“
Auch der Gegner war perplex. Die Wolfsburger stürzten in der zweiten Halbzeit, nach der Einwechslung Lewandowskis, genauso schnell ab wie derzeit die VW-Aktie des Hauptsponsors. Dabei zeigten sie in der ersten Halbzeit eine gute Partie, gingen durch einen Treffer von Daniel Caligiuri in der 26. Spielminute sogar in Führung. Nach einem Neuer-Ausflug bis zur Mittellinie hätten die Gäste mit einem 50-Meter-Schuss sogar fast das 2:0 erzielt. In der zweiten Halbzeit folgte dann der kollektive Tiefschlaf und der große Auftritt Lewandowskis. „Was soll ich sagen? Ein Weltklassestürmer hat fünfmal aufs Tor geschossen und hätte siebenmal treffen können. Aber das darf natürlich nicht passieren bei aller Qualität“, haderte VfL-Coach Dieter Hecking.
Dabei hätten die Wolfsburger eigentlich gewarnt sein müssen. Lewandowski schoss bereits im April 2013 – zu dieser Zeit noch im Trikot von Borussia Dortmund – vier Tore in einem Spiel. Damals war Real Madrid im Halbfinale der Champions League der Gegner. In 167 Bundesliga-Spielen bejubelte Lewandowski nun 99 Treffer. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schwelgte nach der Gala in besten Bayern-Tagen. „Er war wie früher Gerd Müller immer zur richtigen Zeit am richtigen Platz und hat jede Chance verwandelt.“
Deshalb waren gestern die Autogramme von Robert Lewandowski bei der Fahrzeugübergabe in Neuburg bei den Fans auch am gefragtesten. Der Pole nahm sich – trotz Regenschauers – auch ausgiebig Zeit, alle Wünsche zu erfüllen. Bleibt nur noch die Frage, mit welchem Audi Lewandowski in dieser Saison fährt. Thomas Müller hatte da schon eine gute Idee: „Ein Audi S 5 würde nach dem Wolfsburg-Spiel ja sehr gut passen“, scherzte er.
