Augsburg
Eine Frage der Mentalität

FCA im Abstiegskampf: Routinier Altintop fordert in Berlin klare Steigerung

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Augsburg (DK) Der Abstiegskampf ist längst Kopfsache, die Lage beim FC Augsburg so bedrohlich wie noch nie in dieser Saison. Vor dem Auswärtsspiel in Berlin (Sonntag, 15.30 Uhr) ist FCA-Trainer Manuel Baum in erster Linie als Motivator gefragt.

In einer Phase, in der sich der FC Augsburg gerade befindet, ist es gut, einen Spieler wie Halil Altintop in seinen Reihen zu haben. Nicht nur, weil der 34-Jährige während seiner Karriere schon so gut wie alles erlebt hat, auch weil der Routinier weiß, wie man die Dinge abseits des Platzes in aller Deutlichkeit anspricht. Vor ein paar Wochen noch klang Altintop durchaus zuversichtlich, was die Augsburger Aussichten im Kampf um den Klassenerhalt betrifft. Im Vergleich dazu hört sich die Aussage nach der Heimniederlage gegen Ingolstadt fast alarmierend an: "Die Lage ist sehr ernst", sagt Altintop. "Natürlich wissen wir, dass es in die zweite Liga gehen kann, wenn wir gewisse Sachen nicht schleunigst ändern."

Was sich konkret ändern muss beim FC Augsburg? Altintop überlegt nicht lange: "Die Mannschaft verteidigt als Ganzes schlecht", sagt der Routinier. Zudem hätten viele Spieler ein mentales Problem. "Einige machen sich zu viele Gedanken um die Situation und entwickeln keine Freude fürs Spiel", analysiert er. Der Absturz von einer vermeintlich sicheren Position im Tabellenmittelfeld auf den Relegationsrang innerhalb weniger Wochen hat Spuren hinterlassen. Der Abstiegskampf ist längst Kopfsache.

Die nötige Mentalität einimpfen soll der Mannschaft nun vor allem ihr Trainer Manuel Baum, der selbst immer mehr in die Kritik gerät. Zu emotionslos? Zu wenig begeisternd, um das Team im Abstiegskampf aufzurütteln? Baum, der Taktiktüftler, der die Videoanalyse beim FCA perfektioniert hat und die Spieler mit ausgearbeiteten Matchplänen am Reißbrett auf den Gegner einstellt, ist vor dem Auswärtsspiel in Berlin nun vor allem als Motivator gefragt. In Einzelgesprächen versuche er, die Mannschaft auf die Hertha vorzubereiten. "Es geht darum, dass jeder Spieler seine Aufgabe kennt. Und die muss er mit ganzem Leben erfüllen", so der Trainer.

Die zweite FCA-Baustelle, die nicht nur Altintop ausgemacht hat: die anfällige Defensive. 27 Gegentore kassierten die Augsburger in 13 Spielen unter ihrem aktuellen Trainer. So sehr der 37-Jährige bei seiner Amtsübernahme auch dafür gefeiert wurde, dass er nach dem "Missverständnis" mit dem vorwiegend auf gutes Abwehrverhalten setzenden Dirk Schuster zur Augsburger Identität zurückkehren wollte: Ein bisschen Schuster wäre für viele Augsburger im Abstiegskampf inzwischen nicht schlecht. In 14 Spielen unter dem Ex-Trainer hatte es nur 16 Gegentore gegeben. Offensiv erzielte Baums Mannschaft nur vier Treffer mehr als unter dem Vorgänger.

"Defensive Stabilität und offensive Zielstrebigkeit" seien deshalb die entscheidenden Punkte für das Auswärtsspiel in Berlin und darüber hinaus für den Abstiegskampf, betont Baum, der am Sonntag noch dazu Innenverteidiger Martin Hinteregger (fünfte Gelbe Karte) ersetzen muss. Dominik Kohr, der gegen Ingolstadt 90 Minuten auf der Bank saß, wird dagegen wohl in die Mannschaft zurückkehren.

"Wenn man sich für den Trainerjob entscheidet, dann weiß man, dass es Phasen gibt, in denen es gut läuft und Phasen, in denen es nicht so gut läuft", sagt Baum. In einer Phase, in der sich der FC Augsburg gerade befindet, helfen erfahrene Spieler wie Altintop. Der sagt vor dem Auswärtsspiel in Berlin: "Es geht nicht mehr um Qualität. Wer die bessere Mentalität hat, wird die Klasse halten."