Augsburg
Augsburg patzt

Im Schwaben-Derby unterliegt der FCA Aufsteiger VfB Stuttgart mit 0:1

18.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Augsburg (DK) Die Erfolgsserie gegen den VfB Stuttgart ist am Sonntagnachmittag gerissen. In einem hitzigen Schwabenderby unterliegt der FC Augsburg nach einem Treffer von Mario Gómez am Ende verdient mit 0:1 (0:1).

In der fünften Minute der Nachspielzeit mussten die Augsburger noch ein letztes Mal ihrem Ärger Luft machen: Ja-Cheol Koo hatte dem Stuttgarter Holger Badstuber gerade an die angelegte Hand geköpft, Schiedsrichter Tobias Stieler (zu Recht) nicht auf Strafstoß für die Augsburger entschieden, als noch einmal ein Schwall der Entrüstung durch das Stadion schwappte. Die Augsburger fühlten sich betrogen. Zumindest in dieser hitzigen Phase des Spiels.

Als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, wussten dann auch Manuel Baum und Co. die Situation sachlich einzuordnen. "Die Leistung des Schiedsrichters beurteilen andere. Wir müssen uns mit unserer Leistung beschäftigen, und die war nicht gut", resümierte der Augsburger Trainer, der nach 74 Minuten zum ersten Mal in seiner Bundesliga-Karriere auf die Tribüne musste. Nachdem sich Baum mehrmals lautstark beschwert hatte, war er von Stieler zunächst verwarnt worden. "Er hat anschließend nur darauf gewartet, dass er mich runterschicken kann", sagte Baum, der sich zuvor (laut eigener Aussage gemäßigt) über eine Gelbe Karte für Daniel Baier beim vierten Offiziellen beschwert hatte. Vielleicht war es aber auch eine Folge der vielen vorangegangenen Augsburger Reklamationen. Denn so viel vorweg: Alle wichtigen Entscheidungen Stielers - ob die Augsburger es nun gerne hören oder nicht - waren (in Verbindung mit dem Videobeweis) richtig. Einen Elfmeter für den VfB gab es nach Ansicht der Videobilder auf der Gegenseite ebenfalls nicht (45.).

Das Augsburger Diskutieren und Lamentieren auf und neben dem Spielfeld: Es war gestern also, wenn man ehrlich ist, eher ein Ausdruck des Ärgerns über sich selbst als über andere Faktoren. Anders als in vielen Heimspielen zuvor brachte der FCA nämlich seine Offensive überhaupt nicht auf Touren. "Wir haben in der zweiten Halbzeit zu viele Fehler gemacht, haben teilweise die Struktur verloren", stellte auch Baum fest. 19-mal in Folge hatten die Schwaben zuvor in Heimspielen getroffen. Eine echte, hochkarätige Torchance gegen den VfB? Fehlanzeige. Sieht man einmal von den Abseitstoren durch Michael Gregoritsch (37., zu Recht durch Videobeweis aberkannt) und Koo (90.+4, zu Recht vom Assistenten aberkannt) ab. "Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, wir haben das massiv selbst vergeigt", meinte Baum deshalb. Dass seine Mannschaft einen Strafraumstürmer wie den längerfristig verletzten Alfred Finnbogason (elf Saisontore) nicht in jedem Spiel so einfach ersetzen kann, wurde gestern ebenfalls klar.

Zumal der VfB Stuttgart einen solchen Torjäger in seinen Reihen hat. Nach einem verunglückten Freistoß des ehemaligen Augsburgers Erik Thommy landete der Ball ausgerechnet vor Gómez' Füßen, der akrobatisch und in Torjägermanier den einzigen Treffer erzielte (27.). "Diese Dramatik am Schluss hätte es gar nicht mehr gebraucht", meinte der Siegtorschütze nach dem Spiel mit folgender Begründung: "Wir müssen das Spiel eigentlich mit 3:0 oder 4:0 gewinnen." Und er hatte nicht unrecht, zählt man die hochkarätigen Stuttgarter Konterchancen zusammen, bei denen Gómez (65.) an FCA-Torhüter Marvin Hitz, Daniel Ginczek (76.) und Emiliano Insúa (90.+3) vor allem an sich selbst scheiterten. "So weit sind wir eben noch nicht. Doch wir haben einen Wahnsinnscharakter gezeigt. Das ist es, was wir im Abstiegskampf brauchen", meinte Gómez.

Während der VfB seinen ersten Auswärtssieg der Saison und die Punkte fünf bis sieben im dritten Spiel unter Tayfun Korkut holte, ist die Erfolgsserie des FC Augsburg gegen Stuttgart (sieben Siege, ein Unentschieden) gerissen, die Aussicht auf Europa (bei fünf Punkten Rückstand) zunächst einmal getrübt. Ob man Gefahr laufe, nach der zweiten Niederlage in Folge und mit dem Auswärtsspiel in Dortmund als nächste Aufgabe in eine Art Negativstrudel zu kommen? "Die Liga beweist Spieltag für Spieltag, dass man überall etwas mitnehmen kann", sagte Baum und ergänzte: "Und genauso wollen wir auch das Spiel gegen Dortmund angehen."