Nürnberg
Der Anführer des Aufschwungs

03.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:41 Uhr

Nürnberg (DK) Im Sommer gab es Wechselgerüchte um Hanno Behrens. Jetzt ist der
Nürnberger Mittelfeldmotor eine der Symbolfiguren für die neu entfachte Euphorie beim Club. Am Sonntag geht es nach Regensburg.

Die aktuelle Wettervorhersage für Norwich im Osten Englands ist durchwachsen: Etwas mehr als 20 Grad, wolkig, am Samstagnachmittag ein bisschen Regen. Zum Fußballspielen vielleicht sogar angenehmer als derzeit im schwülheißen Nürnberg.

Dort schwitzt Hanno Behrens in diesen Tagen mit seinen Teamkollegen und ist trotzdem froh darüber, dass er vor dieser Saison doch nicht zu Norwich City gewechselt, sondern beim Club geblieben ist. Mit einem überzeugenden 3:0-Heimsieg gegen Kaiserslautern ist der 1. FC Nürnberg am vergangenen Sonntag in seine Saison gestartet, und Behrens war mit seinem frühen 1:0 der Wegbereiter. Doch mehr noch: Der 27-Jährige ist aktuell so etwas wie der Anführer des neuen Club-Aufschwungs, der sich nach einer erfolgreichen Sommervorbereitung (sieben Siege in sieben Testspielen) offenbar ebenso erfolgreich in die neue Saison transportieren lässt.

"Wenn es so weiterläuft, ist der Aufstieg sicher", sagt Behrens, lacht und relativiert gleich darauf: "Natürlich wird das in dieser ausgeglichenen Liga nicht immer so weitergehen. Es ist gut, wenn die Fans euphorisch sind, aber wir sollten auf dem Boden bleiben."

Es gehört zu Behrens neuer Rolle als Kapitän, auch in berauschten Zeiten die Lage nüchtern einzuschätzen. Genauso wie es zu Behrens neuer Rolle auf dem Feld gehört, sich ein paar Meter weiter vorne in die Nürnberger Angriffe mit einzuschalten. Auf diese Weise gelang dem Dauerläufer nicht nur das 1:0 gegen Kaiserslautern, auch in den Testspielen knipste Behrens immer wieder für den Club. Der ehemalige Darmstädter ist vielleicht das beste Beispiel dafür, wie sich eine passive, defensiv denkende Mannschaft (Alois Schwartz) während der Vorbereitung zu einer aktiven, selbstbewussten Mannschaft (Michael Köllner) entwickelt hat.

Dabei war bis vor ein paar Wochen noch gar nicht klar, ob Behrens überhaupt Teil des neuen Club-Systems bleibt. Da hatte der gebürtige Elmshorner nämlich noch über ein potenzielles Angebot aus England nachgedacht. Er sei grundsätzlich ein weltoffener Mensch, der erste Ansprechpartner bleibe aber der FCN, hatte Behrens damals gesagt. Beim Club schrillten daraufhin wohl die Alarmglocken. Trainer Michael Köllner machte den Mittelfeldmotor (unabhängig von den Wechselgerüchten) zum Kapitän, anschließend verlängerte Behrens sogar seinen Vertrag bei den Franken bis ins Jahr 2021. "Die Stadt ist sehr lebenswert, der Verein mit seinen Fans etwas Besonderes. Außerdem haben wir eine Mannschaft, in der es Spaß macht zu spielen und die mich zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt", unterstreicht Behrens.

Am Sonntag (13.30 Uhr) tritt der Tabellenführer beim Aufsteiger in Regensburg an, wo der nächste Schritt in diese positive Zukunft erfolgen soll. "Wir wissen, dass zu Beginn der Grundstein für eine erfolgreiche Saison gelegt wird", betont Offensivspieler Kevin Möhwald. Mit einem Sieg zum Auftakt sei aber noch nichts erreicht. "Wir können noch besser spielen und wollen nachlegen", ergänzt Behrens, der auf Derbystimmung in der Continental Arena hofft. "Vielleicht wird es wieder eine Art Heimspiel für uns." Und womöglich ja auch der nächste Beleg für die Club-Stärke in dieser Saison.

Norwich City startet übrigens schon an diesem Samstag mit einem Auswärtsspiel beim FC Fulham in seine neue Saison. Voraussichtlich bei bestem Fußballwetter im Londoner Südwesten. Hanno Behrens wird das Spiel trotzdem kaum interessieren.