Innige
Ziemlich beste Feinde

18.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr

Innige Feindschaften sind im deutschen Fußball aus der Mode gekommen. Wenn sich wie in der vergangenen Saison ein Trainer wie Roger Schmidt mal einen verbalen Ausrutscher gegenüber einem Bundesliga-Kollegen wie Julian Nagelsmann leistet, ist die Aufregung groß. Selbst das Verhältnis zwischen den rheinischen Erzrivalen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln ist vor dem 87. Bundesliga-Derby an diesem Wochenende so gut wie wohl nie zuvor. Als Gladbachs Manager Max Eberl und Kölns Sportchef Jörg Schmadtke kürzlich auf ihre Freundschaft angesprochen wurden, sagte Eberl mit gespielter Ernsthaftigkeit: "Das ist keine Freundschaft mehr. Wir haben ein Derby." Schmadtke nebenan lächelte und antwortete unter dem Gelächter der Zuschauer: "Deine Frau mag ich trotzdem noch."

Da geht es in England härter, aber auch subtiler zur Sache. So warnte Antonio Conte, Trainer des FC Chelsea, seine Mannschaft vor einer "Mourinho-Saison". Die Londoner waren in der Spielzeit 2015/16 als Meister der Premier League ins Mittelfeld abgerutscht, was José Mourinho um den Job brachte. Conte erinnert nicht nur an dieses Missgeschick des Portugiesen, um die Sinne seiner Spieler, die als Englischer Meister erneut von der Konkurrenz gejagt werden, zu schärfen - es ist auch ein Seitenhieb gegen den ungeliebten Kollegen.

Mourinhos Konter kam postwendend. Als der Coach von Manchester United gefragt wurde, was er vom Begriff "Mourinho-Saison" hält, griff er sich ins Haar. Eine Anspielung darauf, dass der Italiener Conte seine Haarpracht einer Transplantation verdankt. ‹ŒDietmar Rose