Geringer Etat, große Euphorie

19.06.2011 | Stand 03.12.2020, 2:43 Uhr

Start in die erste Bundesliga-Saison: Aufsteiger FC Augsburg nahm bereits gestern Vormittag im altehrwürdigen Rosenaustadion das Training auf. - Foto: Kerpf

Augsburg (DK) Der FC Augsburg, die Nummer eins der Fußball-Bundesliga – knapp vor Bayer Leverkusen, klar vor dem FC Bayern: Zumindest, was die Länge seiner Vorbereitungsphase betrifft, ist der Neuling absolute Spitze. So wird bei den Schwaben schon wieder eifrig trainiert, gestern ging’s los.

Exakt um 10.34 Uhr betrat die Mannschaft das altehrwürdige Rosenaustadion, mit rhythmischem Applaus begeistert empfangen von über 2000 Schaulustigen. Regelrechte Volksfestatmosphäre herrschte, auch der einsetzende Regen konnte daran nichts ändern. Sascha Mölders registrierte es mit großen Augen: „In der vergangenen Saison hatte ich meistens nur in Auswärtsspielen so viele Zuschauer“, so der Neuzugang vom FSV Frankfurt lächelnd.

Aber jetzt ist das deutsche Fußball-Oberhaus angesagt. Darauf ist der Appetit groß – bei der Mannschaft am Lech, und natürlich auch bei deren Anhängerschaft. So hat sich die Mitgliederzahl des FCA seit dem Aufstieg auf rund 7000 verdoppelt, alle 52 Logen in der Impuls-Arena sind inzwischen verkauft, zudem wurden bereits über 12 000 Saisondauerkarten an den Fan gebracht.

„Dies alles sind Fakten, die uns antreiben und positiv stimmen“, erklärte Manager Andreas Rettig dazu: „Aber trotzdem werden wir 2011/12 nicht wieder 19 Partien wie in der Vorsaison gewinnen, darauf lege ich mich bereits fest. Der Abstiegskampf hat für uns schon jetzt begonnen.“

Nur etwa 30 Millionen Euro beträgt der Etat der Schwaben für ihr erstes Erstligajahr – der kleinste unter allen 18 Klubs. „Der Arme muss dafür halt fleißiger sein“, lächelte Rettig. Womit auch begründet wäre, weshalb die FCA-Kicker als erste Mannschaft ihren Sommerurlaub beendeten . . .

Der Manager selbst hatte sogar überhaupt keine Zeit, um in den vergangenen Wochen die Füße hochzulegen. Es galt schließlich, wichtige personelle Entscheidungen zu treffen. „Leider hat man durch vieles Telefonieren keinen großen Kalorienverbrauch“, sagte der 48-Jährige nun am Sonntag – und blickte sorgenvoll auf seinen kleinen Bauchansatz.

Mit sechs Neuzugängen wurde er sich bislang einig, aktuell besitzen die Augsburger einen 27-Mann-Kader – und der ist nach Ansicht von Manager Rettig zu groß. „Wir haben deshalb einigen Spielern nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen“, verriet der gebürtige Leverkusener. Um wen es sich genau handelt? Kein Kommentar von Rettig. Übrigens ebenso wenig wie zu Albert Streit (FC Schalke 04), der zuletzt mit dem FCA in Verbindung gebracht wurde. Nur so viel: „Mit einem großen Namen allein können wir nichts anfangen.“

Zur gleichen Zeit drehte der momentane Kader brav seine Runden, absolvierte lockere Übungen mit und ohne Ball. Rund 90 Minuten dauerte das erste Training 2011/12 – ohne dass sich das kickende FCA-Personal besonders verausgaben musste. Chefcoach Jos Luhukay zeigte sich nach seinem Südfrankreich-Urlaub äußerst gnädig – wohl wissend, dass er noch knapp sieben Wochen Zeit hat, um das Team endgültig topfit zu bekommen.

„Das ist ’ne geile Truppe hier“, kommentierte der Ex-Frankfurter Mölders seine ersten Eindrücke in Augsburg. Aber auch die vier restlichen FCA-Neuzugänge, die gestern vor Ort waren – Patrick Mayer (1. FC Heidenheim), Lorenzo Davids (NEC Nijmegen), Dominic Peitz (Union Berlin) sowie Sebastian Langkamp (Karlsruher SC) – genossen die neue Umgebung. Akaki Gogia musste zur gleichen Zeit übrigens noch das deutsche A-Junioren-Finale bestreiten – und gewann mit dem Nachwuchs des VfL Wolfsburg prompt den Meistertitel.

Und wer wird neuer FCA-Publikumsliebling? Zu einem Pferdeschwanz zusammengebundene Rastalocken, technisch versierte Spielweise, sympathisches Auftreten – Lorenzo Davids hat in dieser Hinsicht wohl gute Karten. Warum der Vetter von Ex-Weltstar Edgar Davids sein sportliches Glück nun in Deutschland versucht? Der 24-Jährige überlegte nicht lange: „Weil mein Cousin zu mir sagte, dass die Bundesliga eine Spielklasse für die wirklich großen Jungs ist.“ Beziehungsweise für die jetzt großen Augsburger . . .