Fürth
Das Chaos bleibt aus

Trotz massiver Bedenken im Vorfeld gibt es kaum Ausschreitungen beim 255. Derby – Neun Festnahmen

25.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:47 Uhr

Eine von vielen Maßnahmen, die ihre Wirkung nicht verfehlten: Fürther Kinder plädieren mit Transparenten für ein friedliches Derby - Foto: Zink

Fürth (mes) 255-mal hat es das Derby Nürnberg gegen Fürth gegeben. Es ist damit das älteste seiner Art in Deutschland, das deutsche Ur-Derby. In einem Stadion, das seine Derbypremiere vor 102 Jahren hatte und das – wie vor vier Tagen bekannt wurde – auch in Zukunft Heimstätte der SpVgg Greuther Fürth sein wird.

Diese volle Wucht der Tradition trifft nicht nur die Einheimischen, auch die Spieler, deren Wiege weit weg von Franken stand und die sich vor ihrer Verpflichtung wohl kaum mit dem Thema beschäftigt haben, reißt es mit.

Selbst coole Schweizer. Derby seien schon etwas Spezielles, in der Schweiz habe er das auch schon viermal erleben dürfen, sagte Timm Klose, Schweizer Nationalspieler in Diensten des Club. „Das war aber ein anderes Level als hier.“ Aber die Emotionen gingen schon mit einem mit. „Auch ich musste einmal auf dem Feld beruhigt werden, obwohl ich sonst ein eher ruhiges Gemüt bin.“

Und den restlichen 21 Akteuren am Rasen des Ronhofs ging es nicht anders. Hier stand nicht der Wille zu siegen im Vordergrund, sondern der Wille, den anderen auf gar keinen Fall gewinnen zu lassen. Perfekt zusammengefasst hat dies nach 90 Minuten Nürnbergs Trainer Dieter Hecking. Passend zu den Umständen wählte er auch keine geschliffenen Sätze, sondern formulierte staccato: „Genau so, wie wir es erwartet haben, hektisch, kein Spielfluss, wenig Fußball, viel Zweikämpfe viel Leidenschaft, viel Emotion – von beiden Seiten, zum Teil auch viel zu viel Provokation, kein gutes Fußballspiel, ein reines Kampfspiel, Rote Karte berechtigt, Punkt gewonnen – mehr kann ich aus diesem Spiel nicht mitnehmen.“ So weit zum Geschehen am Rasen.

Ganz anders ging Hecking auf das ein, was um das Spiel herum passierte. „Ich freue mich, dass beide Fanlager klasse miteinander umgegangen sind. Das finde ich klasse bei der ganzen medialen Berichterstattung über dieses Derby, wo man ja die Ausschreitungen eigentlich schon gesehen hat“, sagte Hecking. Allerdings waren es nicht alleine die Medien, die diese Gefahr heraufbeschworen haben. Es ist kaum zu leugnen, dass seit 2004, als rund 2500 Nürnberger durch Fürth zogen, die Atmosphäre wieder giftiger geworden ist. Der Platzsturm der Nürnberger nach dem Pokalspiel vor einem Jahr und der Überfall auf ein Fanlokal der Fürther vor wenigen Wochen ließen Schlimmes ahnen. Doch das Chaos ist ausgeblieben.

Ob es nun dem massiven Auftreten der Polizei zu verdanken war, die konsequent jedes mögliche Aufeinandertreffen der Fangruppen unterband, oder ob es das Einlenken von Verein und Stadt Fürth waren, die von ihren ursprünglich geplanten drastischen Maßnahmen Abstand nahmen, ist schwer zu sagen. Eigentlich sollte am Samstag die gesamte Fürther Innenstadt zum Sperrgebiet für Nürnberger werden und die Choreografie der Clubfans im Gästeblock untersagt werden.

Beides wurde gekippt. So durften die Nürnberger ihr großes „Anti-Fü“-Transparent aufrollen – während zur gleichen Zeit Fürther Kinder gegen Gewalt im Stadion Transparente hochhielten und die Kleeblattfans die Liebe zu ihrer Stadt bekundeten.

Am Ende des Tages konstatierte die Polizei neun verhaftete Fußballfans, ein paar kleinere Verstöße gegen das Sprengstoff- und das Versammlungsgesetz, den Raub einer Fanmütze und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Vereinzelt musste Pfefferspray eingesetzt werden und ein Polizist wurde leicht verletzt. Laut Polizeisprecher hat sich die Strategie bewährt. Der Einsatz sei sehr zufriedenstellend verlaufen.