Augsburg
Skepsis begleitet den Neuling

Manfred Paula erwartet als neuer "Manager Sport" ein schwieriges Amt beim FC Augsburg

08.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:44 Uhr

Hat bald das Sagen beim FC Augsburg: Manfred Paula (links), der neue „Manager Sport“, neben Präsident Walter Seinsch - Foto: Kerpf

Augsburg (DK) Also kein Christian Hochstätter. Auch kein Andreas Müller oder Olaf Janßen. Der bundesweit eher noch unbekannte Manfred Paula soll’s ab 1. Juli beim FC Augsburg richten – und als neuer „Manager Sport“ die schwierige Nachfolge des freiwillig scheidenden Andreas Rettig übernehmen.

Keine Frage: Die Fußstapfen, die der momentane Macher der Schwaben hinterlässt, werden groß sein. Immens groß. „Aber ich muss ja nicht allein hineinsteigen“, lächelte Paula gestern bei seiner offiziellen Vorstellung. In der Tat, er bekommt den Aufsichtsratsvorsitzenden und früheren FCA-Klubchef Peter Bircks als kaufmännischen Geschäftsführer zur Seite gestellt. Der soll sich dann um die Finanzen, ums Marketing, um organisatorische Dinge des Vereins kümmern. Paula muss sich „nur“ noch um die sportlichen Belange kümmern, das Scouting vorantreiben – und natürlich mit Chefcoach Jos Luhukay eng zusammenarbeiten.

Dass Paula Letzteres (im Gegensatz zu Rettig jetzt) nicht als Chef machen darf, sondern nur als Kollege auf Augenhöhe – laut FCA-Vorstandboss Walther Seinsch leicht begründbar: „Dem Jos jetzt wieder einen neuen Vorgesetzten vor die Nase zu setzen, das wäre ganz sicher kontraproduktiv gewesen.“

Mit fehlendem Vertrauen in den neuen Mann hätte das Ganze definitiv nichts zu tun. In einen neuen Mann, dem bereits jetzt ein gewisser Gegenwind ins Gesicht weht – in diversen Fanforen, aus der Augsburger Anhängerschaft. Hatte Seinsch nicht immer wieder erklärt, dass es keine interne Lösung bei der Rettig-Nachfolge geben werde? „Ich mache es ab und zu eben ganz gerne, die Presse auf eine falsche Fährte zu locken“, so der 70-Jährige dazu gestern: „Wir wollten für diesen Managerjob jedenfalls nie einen ehemaligen Profi ohne viel Berufserfahrung. Hierfür muss man nicht nur etwas Fußball gespielt haben, sondern viel mehr wissen.“

Und Paula wisse eben mehr. Er, der studierte Diplom-Sport-Ökonom, Inhaber der Fußballlehrerlizenz – und seit 1. Juli 2011 Leiter des FCA-Nachwuchszentrums. „Einen Manager, der die Nase hat, zum Beispiel in Simbabwe den weltbesten Linksaußen zu finden, den werden wir nie bekommen“, so Seinsch: „Wir brauchen jemanden, der seriös arbeitet, zuverlässig ist, systematisch handelt, einen Bezug zum Fußball besitzt und vor allem unser Scouting aufbauen kann. Dafür ist Paula der absolut richtige Mann.“ Neu-Geschäftsführer Bircks sieht es ebenso: „Die Kritik an Paula ist nicht fair. Er hat eine Chance verdient, um zu beweisen, was er wirklich kann.“

Paula selbst versuchte, sich unbeeindruckt zu zeigen von den Vorbehalten in seine Richtung: „Damit muss ich umgehen können. Ich traue mir jedenfalls zu, die Aufgabe zu bewältigen“, so der 47-jährige Vater von drei Kindern klipp und klar: „Und am Ende des Tages wird sowieso die Qualität meiner Arbeit über die Resonanz im Umfeld entscheiden.“

Dass er (noch) nicht das gleiche Netzwerk im großen Fußball besitzt wie beispielsweise Rettig – Paula bestreitet es nicht. „Aber ein gewisser Grundstock ist auch bei mir schon vorhanden“, erklärte der einstige Sportliche Leiter des FC Ingolstadt 04 gestern schmunzelnd – während sich bei Vereinschef Seinsch die Miene plötzlich massiv verfinsterte. Der Grund: Die Behauptung eines Fußballfachmagazins, Paula hätte seinen neuen Job auch der Tatsache zu verdanken, dass er seit einiger Zeit mit Aufsichtsratsboss Bircks geschäftlich verbunden sei. „Das ist eine bodenlose Schweinerei, solche Lügen in die Welt zu setzen. Der Autor kann froh sein, dass wir ihn dafür nicht verklagen.“