Alexander
Nichts als markige Worte

24.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Alexander Zorniger stand beim VfB Stuttgart für den Neuanfang. Der 48 Jahre alte Trainer sollte dem Traditionsverein ein neues Konzept verpassen, nachdem der fünfmalige Meister in den vergangenen Jahren stets am Abgrund taumelte und dem Abstieg nur knapp entging.

Aggressives Pressing, schnelles Umschalten, hohes Verteidigen: Zorniger wählte wie schon bei Zweitligist Leipzig ein attraktives, aber gleichzeitig mutiges Spielsystem – zumindest in der Theorie. Denn der Schwabe schätzte die Situation bei seiner ersten Station im Oberhaus völlig falsch ein. Zorniger überforderte seine Mannschaft, die den markigen Worten ihres Chefs nur selten Taten folgen ließ. Zudem stellte er einzelne Spieler wie Nachwuchstalent Timo Werner an den Pranger. Doch statt den Ernst der Lage zu erkennen, hielt Zorniger stur an seiner Spielidee fest. Sinnbildlich: Beim Heimdebakel gegen den FC Augsburg (0:4) am vergangenen Spieltag ergaben sich die Stuttgarter erstaunlich körperlos ihrem Schicksal. Der Vertrauensvorschuss in Zorniger war nach diesem Offenbarungseid endgültig aufgebraucht, die gestrige Entlassung unausweichlich.

Mit Jos Luhukay oder Markus Gisdol stehen auch schon mögliche Nachfolger in den Startlöchern, nachdem Jürgen Kramny bis auf weiteres das Training leitet. Ob beide Kandidaten die mit 31 Gegentreffern schwächste Abwehr der Liga in den Griff bekommen würden, darf zumindest bezweifelt werden. Schließlich wurde das Duo bei ihren letzten Stationen in Berlin beziehungsweise Hoffenheim auch deswegen entlassen, weil die Defensive eklatante Schwächen offenbarte. Statt einem Neuanfang droht dem VfB Stuttgart also die nächste Übergangssaison.