''Unser Ziel ist das Viertelfinale''

ERC-Torwart Timo Pielmeier geht als deutsche Nummer eins ins WM-Turnier

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr
ERC-Goalie Timo Pielmeier −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Bundestrainer Marco Sturm setzt auf Timo Pielmeier: Nach seiner starken Vorbereitung steht der Torhüter des ERC Ingolstadt auch für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) bei der WM in Russland (6. bis 22. Mai) wohl als Nummer eins zwischen den Pfosten.

Vor dem Abflug nach St. Petersburg sprach der 26-jährige Pielmeier mit unserer Zeitung noch über die Duelle mit den besten Teams der Welt, seine Zukunft bei den Panthern und Bairisch in der Kabine.

 

Herr Pielmeier, bei Ihrer ersten WM-Teilnahme im Vorjahr durften Sie gegen die Schweiz, Schweden und Tschechien ran. In der Vorbereitung für St. Petersburg haben Sie den stärksten Eindruck aller Torhüter hinterlassen. Wird das Ihre erste WM als Nummer eins?

Timo Pielmeier: (lacht) Ich glaube, wir sind drei gute Torhüter. So wie es aussieht, werde ich beginnen. Aber ich bin mir sicher, dass jeder seine Spiele bekommen wird. Das braucht die Mannschaft auch, wir haben immerhin sieben Spiele in zehn Tagen.

 

Mit Tobias Rieder, Leon Draisaitl, Christian Ehrhoff und Korbinian Holzer sind vier Profis aus der NHL dabei – so viele wie seit 2008 nicht. Ist mit diesem Kader die erste Viertelfinal-Teilnahme seit 2011 Pflicht?

Pielmeier: Pflicht wäre übertrieben, wenn man unsere Gruppe anschaut (Gegner siehe links). Aber wir haben die Top-Spieler der DEL dabei, dazu die NHLer. Mit unserem Kader müssen wir uns vor keinem verstecken. Unser Ziel ist das Viertelfinale, aber wir müssen von Spiel zu Spiel denken.

 

Gleich zu Beginn an diesem Samstag wartet mit Frankreich ein Gegner, den Deutschland schlagen muss, um die Chance auf die K.-o.-Runde zu wahren. Wie groß ist der Druck?

Pielmeier: Es ist egal, wer am Anfang kommt. Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo wir solide mitgespielt haben, haben wir heuer noch mehr Tiefe im Kader. Wir gehen mit viel Selbstvertrauen ins Turnier.

 

Der Höhepunkt der Vorrunde ist die Partie gegen Weltmeister Kanada. Im Vorjahr gab es allerdings ein 0:10. Wie kann man die Superstars stoppen?

Pielmeier: Kanada, USA und Finnland sind sicher die schwierigsten Spiele, wenn man realistisch ist. Wir wollen aber auch gegen diese Gegner etwas Gutes rausholen. Es macht sehr viel Spaß, gegen die besten Nationen der Welt zu spielen.

 

Ist es beruhigend, dass Deutschland wegen der Heim-WM 2017 nicht absteigen kann?

Pielmeier: Der Druck ist weg, klar. Aber wir schauen nicht nach hinten, wir wollen ins Viertelfinale. Von daher beschäftigen wir uns mit dem Abstieg überhaupt nicht.

 

Wie hat sich die Stimmung im Nationalteam verändert, seit Marco Sturm Bundestrainer ist?

Pielmeier: Ich glaube, dass man das am Kader sieht. Jeder Spieler, der nicht verletzt ist, kommt zur Nationalmannschaft. Auch aus Nordamerika großteils. Jeder Top-DEL-Spieler wie Patrick Hager, Philip Gogulla oder Patrick Reimer ist da.

 

Wie angenehm ist es, dass in der Kabine hauptsächlich Deutsch gesprochen wird? In der DEL ist das ja nicht unbedingt Alltag.

Pielmeier: Bei uns in den Vereinen ist es nicht wie im Fußball, wo Pep Guardiola (Bayern-Trainer, d. Red.) nach ein, zwei Jahren perfekt Deutsch spricht. Wir sind die Nationalmannschaft, da sollte Deutsch gesprochen werden. Aber es hat keiner was dagegen, wenn mal ein englischer Satz für Brooks Macek oder Daryl Boyle fällt. Aber natürlich ist es angenehm, dass die Hauptsprache Bairisch ist. Marco Sturm ist ja ein Bayer (lacht).

 

In der abgelaufenen Saison beim ERC Ingolstadt plagten Sie immer wieder Leistenprobleme.

Pielmeier: Ich merke gar nichts mehr. Ich hatte zwei, drei Wochen nach dem frühen Saisonende Zeit, das auszukurieren. Wir sind hier super betreut, es gibt auch einen Torwarttrainer (Michael Elmer von der Düsseldorfer EG, d. Red.). Ich habe keine Probleme mehr.

 

Sind Sie noch motivierter, mit dem DEB-Team eine gute WM zu spielen, weil die Saison mit dem ERC so enttäuschend war?

Pielmeier: Das ist die Chance, sich noch mal zu beweisen und zu zeigen, was man kann. Bei einigen Spielern geht es auch um Verträge. Nicht jeder hat einen langfristigen Vertrag.

 

Ihrer beim ERC läuft auch 2017 aus. Gab es schon Gespräche zur Verlängerung oder wollen Sie noch mal was Neues probieren?

Pielmeier: Ich warte die WM noch ab, dann werden wir uns zusammensetzen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ehrlich damit umgehe. Mit Sportdirektor Jiri Ehrenberger spreche ich offen darüber.

 

Die Panther haben Sie sicher schon gefragt, ob Sie nicht vorzeitig verlängern möchten.

Pielmeier: Ja, wir haben schon mal darüber gesprochen. Aber wie gesagt, nach der WM werden wir uns zusammensetzen.

 

Das Gespräch führte Alexander Petri.