Ingolstadt
"Wenn sich nichts ändert, höre ich auf"

21.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:19 Uhr
Ex-ERC-Kapitän Glen Goodall −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Die Überraschung war gelungen. Als sich Glen Goodall gestern Abend auf den Weg in die Panther-Sportsbar machte, dachte der ERC-Kapitän eigentlich, dass ein Fan-Stammtisch auf dem Programm steht. Doch als der Publikumsliebling den Raum betrat, erwarteten ihn schon rund 100 Kollegen und Freunde. Unser Redakteur Stefan König unterhielt sich mit Goodall über seine Zeit bei den Panthern und die Pläne für die Zukunft.

Alle Gute, Herr Goodall. Was ist Ihr größter Wunsch?
 
Glen Goodall: Sportlich hoffe ich natürlich, dass wir weiter oben dabei bleiben. Privat wünsche ich mir für meine Familie und mich Gesundheit.
 
Wie fällt Ihr Resümee zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus?

 
Goodall: Unser größtes Problem ist, dass wir noch immer keine Konstanz reingebracht haben. Mal spielen wir gut, dann wieder schlecht. Unser Team ist stark genug, um die Play-offs zu erreichen. Wir müssen es nur schaffen, 60 Minuten lang konzentriert zu spielen. In den Play-offs kannst du nämlich nicht von heute auf morgen den Schalter umlegen.

Ist es aktuell die beste Mannschaft, in der Sie beim ERC je gespielt haben?
 
Goodall: Ja, das kann man sagen. Natürlich war unser Team im Lockoutjahr 2004/05 auch stark, aber das war einfach eine andere Situation. So ein Spektakel wie wir heuer bieten, das ist schon klasse.
 
Aber leider läuft es für Sie persönlich nicht gut.
 
Goodall: Oh ja, das stimmt. Ich hatte ein paar Verletzungen, die mich immer wieder zurückgeworfen haben. Es ist im Moment nicht einfach für mich. Ich komme im Spiel nur auf ein paar Wechsel, da fällt es mir schwer, Selbstvertrauen aufzubauen.

Und ausgerechnet dieses Jahr ist die Mannschaft so stark.
 
Goodall: Ja, das ist mein Problem. In einer schwächeren Mannschaft würde ich sicher mehr Eiszeit bekommen und in der zweiten oder dritten Reihe spielen. Aber lieber gehöre ich zu einer starken Mannschaft und komme in die Play-offs. In meinem letzten Jahr ist es nicht so wichtig, wie viele Punkte ich mache. Es ist wichtig, dass wir als Team so weit wie möglich kommen. Wenn ich noch jünger wäre, würde ich sicher öfter das Gespräch mit den Trainern suchen, aber so will ich keinen Ärger machen. Der Fokus liegt auf dem Team.
 
Sie haben es selbst angesprochen: Ist nach dieser Saison wirklich Schluss?
 
Goodall: Ich fühle mich immer noch fit, um ein oder zwei Jahre zu spielen. Aber nicht, wenn es so läuft wie im Augenblick. Ich habe immer noch den schönsten Job der Welt, aber es ist verdammt hart, wenn du immer ein wichtiger Teil der Mannschaft warst und nun nicht mehr so gefragt bist. Das ist frustrierend.
 
Ihre Entscheidung ist also gefallen?
 
Goodall: Aller Voraussicht nach werde ich meine Karriere beenden. Aber ich möchte die restliche Saison noch abwarten. Wenn sich nichts ändert, höre ich auf.
 
Und wenn in der neuen Saison ein neuer Trainer kommt?
 
Goodall: Dann ändert das nichts. Ich habe kein Problem mit Bob Manno (aktueller Panther-Trainer Anm. d. Red.) , und er nicht mit mir. Er muss entscheiden, was das Beste für die Mannschaft ist. Und so wie es momentan läuft, muss ich seine Entscheidung akzeptieren. Der Erfolg gibt ihm recht.
 
Sie könnten Ihre Karriere auch bei einem anderen Verein ausklingen lassen?
 
Goodall: Nein, das ist keine Alternative. Wenn ich in der nächsten Saison nach Europa zurückkehre, dann zu 99 Prozent nur nach Ingolstadt. Das ist meine zweite Heimat.
 
Haben Sie mit dem Verein schon über ein mögliches Engagement außerhalb der Eisfläche gesprochen?
 
Goodall: Ich hatte mit Jim Boni im Dezember ein kurzes Gespräch, aber dabei ist noch nichts herausgekommen. Wir werden uns im nächsten Monat noch einmal unterhalten, was es für Möglichkeiten gibt. Aber die letzte Entscheidung wird meine Familie treffen. Denn ohne sie werde ich sicher nicht zurückkommen.
 
Sie sind der älteste Spieler in der Mannschaft und müssen teilweise mit Jungspunden wie Dominic Walsh oder Norman Martens in einer Reihe spielen. Ist das ein Problem?
 
Goodall: Nein, überhaupt nicht. Als ich ein junger Spieler war, habe ich zu den älteren Spielern immer aufgesehen und mir gedacht: Wow, sind die alt. Dabei waren die 34 oder 35 Jahre alt. Und ich bin jetzt 40 geworden. Manchmal denke ich mir schon, was wohl die jungen Spieler denken? Theoretisch könnte ich von einigen der Vater sein.
 
Sie haben in Deggendorf mit einem jungen Burschen namens Thomas Greilinger zusammengespielt. Erinnern Sie sich noch daran?
 
Goodall: Klar. Erst neulich habe ich mir einen Witz erlaubt, die Statistiken von damals ausgedruckt und ihm unter die Nase gehalten. Damals war nämlich ich oben und er unten. Sein Talent war damals schon zu sehen. Aber dass er es jetzt wieder geschafft hat, freut mich ganz besonders für ihn.
 
Beinahe hätten Sie mit Jimmy Waite einen weiteren guten Bekannten beim ERC wieder gesehen. Sind Sie enttäuscht, dass der Wechsel geplatzt ist?
 
Goodall: Sicher hätte ich mich gefreut, wenn er zurückgekehrt wäre. Aber ich kann die Entscheidung des Vereins verstehen. Ein wenig enttäuscht bin ich aber schon. Jimmy wird im Februar zur ISPO nach München kommen, dann sehen wir uns wieder.
 
Haben Sie in all den Jahren einmal ernsthaft überlegt, Ingolstadt zu verlassen?
 
Goodall: Ja, ich glaube es war nach unserem zweiten Jahr in der DEL. Ich hatte den deutschen Pass bekommen und ein gutes Angebot aus Hamburg vorliegen. Aber irgendetwas hat mir gesagt, dass es besser ist, beim ERC zu bleiben.
 
Sie haben beim ERC mit "Goodies Goals for Kids" auch eine Stiftung ins Leben gerufen, die sich um bedürftige Kinder kümmert. Was passiert damit, wenn Sie nicht mehr da sind?
 
Goodall: Wir versuchen gerade ein paar andere Spieler wie Michael Waginger oder Bruno St. Jacques zu integrieren. Ich hoffe, dass es auch ohne mich so erfolgreich weitergeht. Wobei ich auf jeden Fall im August nach Ingolstadt kommen will, um die Aktion zu starten und Sponsoren zu gewinnen.