Vier Siege bis zum großen Traum

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Ingolstadt (DK) Ab diesem Donnerstag kämpft der ERC Ingolstadt gegen Köln um den Titel in der Deutschen Eishockey-Liga. Zehn Panther wurden in ihrer Karriere schon Meister. Patrick Köppchen, Greg Classen und Robert Sabolic erzählen, worauf es gegen die Haie ankommt.

Greg Classen bekommt in diesen Tagen zahlreiche E-Mails aus Übersee. Es sind Einladungen zu einer Jubiläumsparty: Mit den Milwaukee Admirals aus dem US-Bundesstaat Wisconsin holte der 36-Jährige vor zehn Jahren den Calder Cup, den Titel in der American Hockey League. In diesen Tagen treffen sich die Helden von 2004 zur Zehn-Jahr-Feier – ohne Classen. Doch der Allrounder hat eine gute Entschuldigung: Mit seinem aktuellen Klub, dem ERC Ingolstadt, bestreitet der Deutsch-Kanadier ab diesem Donnerstag (19.30 Uhr, Lanxess-Arena) gegen die Kölner Haie das Finale um die Meisterschaft in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Beim Gedanken an den Titelgewinn vor zehn Jahren huscht ein Lächeln über Classens Gesicht. „Das weckt einige schöne Erinnerungen“, sagt der Stürmer. „Mit Ingolstadt kann ich jetzt meinen zweiten Titel gewinnen.“ Und das gegen die Kölner Haie, für die Classen vor seinem Engagement bei den Panthern drei Jahre lang die Schlittschuhe schnürte und mit denen er vor zwölf Monaten im Finale gegen Berlin unterlag. „Sie haben einen guten Trainer und sind überhaupt eine starke Mannschaft. Wir müssen clever und hart spielen, dann könnte es eine lange Serie werden.“

Und je länger diese dauert, desto wichtiger wird womöglich die Erfahrung. In Reihen der Kölner stehen zahlreiche mit Meistertiteln dekorierte Profis und mit dem Schweden Daniel Tjärnqvist sogar ein Olympiasieger. Im Kader des ERC Ingolstadt ist Classen einer von zehn Spielern, die in ihrer Karriere schon zu Meisterehren gekommen sind. Die meisten allerdings spielten beim Titelgewinn ihres Klubs keine große Rolle oder kamen kaum zum Einsatz. So wie Alexander Oblinger beispielsweise, der 2009 als Talent dem Meisterkader der Eisbären Berlin angehörte, jedoch nur ein Saisonspiel bestritt. Oder Derek Dinger, der beim Titelgewinn 2006 siebenmal für die Eisbären auflief.

Thomas Greilinger wurde 2000 Meister mit den München Barons, spielte allerdings nur in den vier Finalspielen – gegen Köln. Björn Barta holte 2002 in seiner ersten DEL-Saison mit den Haien den Titel, Christoph Gawlik feierte als blutjunger Angreifer mit Berlin die Meisterschaften 2005, 2006 und 2008. Leistungsträger waren beide allerdings nicht.

Travis Turnbull gewann die US-amerikanische College-Meisterschaft 2008 mit der University of Michigan. Zwei Meistertitel holten Ziga Jeglic und Robert Sabolic 2010 und 2011 – mit HK Jesenice in ihrer Heimat Slowenien. „Dort ist es viel einfacher, Meister zu werden. Es gibt mit Jesenice und Ljubljana nur zwei starke Mannschaften, die eigentlich immer im Finale stehen“, erzählt Sabolic, der mit Jeglic und seinem Freund Rok Ticar von den Kölner Haien eine Angriffsreihe bildete. Auch für die Panther spielt der 25-Jährige starke Play-offs, der Nationalstürmer erzielte schon fünf Treffer. Das Erfolgsrezept gegen die Haie ist laut Sabolic denkbar einfach: „Wir müssen genauso weitermachen wie bisher.“

Einer weiß genau, worauf es in einer Finalserie ankommt: Patrick Köppchen. Der Verteidiger ist der einzige Ingolstädter, der einen DEL-Titel als Leistungsträger errang. 2010 wurde er mit den Hannover Scorpions Meister. Ebenso überraschend wie heuer die Panther zogen die Niedersachsen damals ins Finale ein und ließen Augsburg keine Chance. Köppchen stellt erstaunliche Parallelen her: „Bei uns lief damals auch nicht alles richtig. Gehaltskürzungen, Spielerabgänge, zwischendurch waren wir auch mal Tabellenletzter“, erinnert sich der 33-Jährige. „Solche Erfahrungen stärken eine Mannschaft.“ Die Lohneinbußen wirkten offenbar leistungsfördernd: „Das haben wir über die Prämien wieder ausgeglichen“, sagt Köppchen lachend.
Gegen die Haie müsse die Mannschaft ihre Emotionen unter Kontrolle haben. „Es werden Kleinigkeiten entscheiden. Köln wird nicht viel erlauben. Und was sie erlauben, müssen wir nutzen.“ Wenn das gelingt und Ingolstadt den Titel holt, wird Köppchen seinen zahlreichen Tattoos noch eines hinzufügen. Zumindest ein paar Zahlen. Auf die linke Wade hat sich der gebürtige Berliner den DEL-Meisterpokal und das Datum 25.04.2010 stechen lassen – der Tag des Titelgewinns mit Hannover. Eine Entscheidung am 25. April 2014 ist übrigens ebenfalls möglich – an diesem Tag würde das fünfte Finale ausgetragen.

Eine denkwürdige Saison für den ERC Ingolstadt ist die Jubiläums-Spielzeit 2013/14 schon jetzt. Mit dem Titelgewinn würde sie legendär. Und vielleicht bekommen Sabolic, Classen, Köppchen und all die anderen Panther-Profis in zehn Jahren dann Einladungs-Mails aus Ingolstadt.