Ingolstadt
"Silbermedaillen hebe ich nicht auf"

Trainer Huras verlässt den ERC Ingolstadt und zieht Bilanz – Wird Viveiros sein Nachfolger?

23.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Stabwechsel? Der bisherige Cheftrainer Larry Huras (rechts) wird den ERC Ingolstadt verlassen, Co-Trainer Manny Viveiros (links) gilt als sein Nachfolger. Auch Torwarttrainer Peppi Heiß soll bleiben - Foto: Eibner

Ingolstadt (DK) Die Mission von Larry Huras ist beendet. Der Trainer des ERC Ingolstadt wird die Panther nach dem Einzug ins Finale verlassen. Der 59-jährige Kanadier, der den Titelverteidiger erst im August 2014 übernommen hatte, bestätigte mit der erneuten Finalteilnahme den sensationellen Erfolg des Vorjahres. Wie Huras seine erste Saison in der Deutschen Eishockey-Liga erlebt hat, erklärt er im folgenden Interview.

 

Herr Huras, Sie haben mit dem ERC Ingolstadt gegen den neuen Meister Adler Mannheim ein packendes Finale geliefert. Wie groß ist Ihre Enttäuschung, dass es mit der Titelverteidigung nicht geklappt hat?

Larry Huras: Es war ein schönes Finale. Und wir haben gutes Eishockey gesehen. Die Serie hätte in beide Richtungen gehen können, es ging er nur um Kleinigkeiten. Wir hätten mindestens das siebte Spiel erreichen können. Deswegen sind wir natürlich enttäuscht, dass wir das nicht geschafft haben.

 

Die Chancen dazu im sechsten Finale waren da.

Huras: Sicher, die 1:0-Führung für uns war perfekt. Wir haben vielleicht ein bisschen passiv angefangen, aber nach zehn Minuten haben wir das Spiel in den Griff bekommen und dominiert. Und dann traf Thomas Greilinger nur die Latte. Wenn wir da 2:0 in Führung gehen, wird es ein anderes Spiel. Aber so bekamen wir eine sehr fragwürdige Strafe und Mannheim nutzte das sofort aus. Wir hatten noch unsere Chancen, aber es hat nicht gereicht.

 

Wie fällt Ihr Fazit aus?

Huras: Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, was wir erreicht haben. Die Situation im September war nicht so einfach. Aber die Mannschaft hat sich gesteigert und gezeigt, dass sie sich den Platz im Finale verdient hat.

 

Haben Sie schon mal ein Finale verloren?

Huras: Oh ja, da gab es schon drei oder vier. Aber das habe ich aus meinem Gedächtnis verdrängt. Silbermedaillen hebe ich mir nicht auf.

 

Trotz des Erfolgs werden Sie Ingolstadt verlassen. Es heißt, Sie wechseln als Trainer zu MoDo Hockey Örnsköldsvik nach Schweden?

Huras: Bis Samstag wird alles klar sein, vorher kann ich nichts sagen. Der Verein MoDo hat das bisher nicht bestätigt. In der Schweiz hieß es auch, ich gehe nach Langnau oder Rapperswil. Das sind alles Gerüchte.

 

Als Ihr Nachfolger beim ERC gilt Ihr bisheriger Assistent Manny Viveiros. Was können Sie darüber sagen?

Huras: Ich kenne den Stand der Gespräche nicht. Aber auch da kann es wohl am Samstag eine Mitteilung geben.

 

Es war Ihr erstes Jahr in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Wie waren Ihre Eindrücke?

Huras: Die Liga hat sich verbessert, aber die Zukunft des deutschen Eishockey ist fraglich. Die DEL ist eine Profi-Liga, aber für junge deutsche Spieler gibt es keinen Platz. Wenn das so weitergeht, wird das in zehn Jahren eine Katastrophe.

 

Was muss sich ändern? Der ERC propagiert den Ingolstädter Weg mit jungen Talenten. Ist das überhaupt möglich?

Huras: Nein, nicht im Alleingang. Ingolstadt kann diesen Weg schon gehen, aber dann spielen die Panther um Platz zehn. Wenn man an der Spitze bleiben will, kann man in diese Mannschaft vielleicht zwei junge Spieler einbauen, nicht mehr. Wenn man langfristig wirklich etwas verbessern will, muss man die Anzahl der Ausländerstellen reduzieren, um mehr deutschen Spielern die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Geschieht das nicht, wird das deutsche Eishockey nicht vorankommen.

 

Ist das ein Grund, warum Sie Deutschland wieder verlassen?

Huras: Das Eishockey selbst war super, aber es geht um Politik. Klubs wie Augsburg, Straubing oder Schwenningen haben kein so großes Budget, und deshalb können sie sich nicht so gute deutsche Spieler wie Mannheim, Berlin oder Köln leisten. Das Problem ist einfach, dass es nicht genügend junge deutsche Spieler gibt. Das muss man in Angriff nehmen. So wie in der Schweiz. Da spielen mittlerweile viele 18- und 19-Jährige, selbst in der Finalserie zwischen Davos und Zürich. Aber bis das in Deutschland so weit kommen könnte, dauert das sieben, acht Jahre.

 

Was nehmen Sie mit aus diesem Jahr in Ingolstadt?

Huras: Die Erfahrung war super. Die Stimmung in der Geschäftsstelle und im Trainerteam war positiv. Und dann auch die Arbeit mit der Mannschaft. Ich habe gewusst, dass sie schnell begreifen muss, dass der Erfolg des Vorjahres in der neuen Saison nicht mehr zählt. Ich war hart gegenüber einigen Spielern, aber nur deshalb, weil einige am Saisonanfang nicht in Form waren. Wir hatten Schwierigkeiten, das war für niemanden einfach. Aber am Schluss hat jeder die Regeln verstanden, und danach hat die Mannschaft sehr gut funktioniert.

 

Wie geht es jetzt für Sie weiter? Fahren Sie zur WM nach Tschechien?

Huras: Nein, ich fliege am 2. Mai in die USA zu meiner Familie nach Salt Lake City. Da sind jetzt gerade auch meine drei Kinder. Und ab 21. Mai geht es für einige Wochen nach Kanada.

 

Das Gespräch führte

Gottfried Sterner.