Ingolstadt
Raus aus der Tristesse

ERC Ingolstadt will in Straubing die Niederlagenserie beenden – das gelang schon in der Vorsaison

18.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Das Meister-Mantra: Im Kabinengang werden die Panther täglich daran erinnert, worauf es ankommt - Foto: Petri

Ingolstadt (DK) Dritte Chance für die Panther: Heute Abend bei den Straubing Tigers (19.30 Uhr) will der ERC Ingolstadt endlich die ersten Punkte der Saison einfahren. Weil die Sturmreihe um Thomas Greilinger, Derek Hahn und John Laliberte bislang überhaupt nicht harmoniert, stellt Trainer Larry Huras um.

In den Katakomben der Saturn-Arena hängt seit einigen Wochen eine Schautafel. Wenn die Spieler des ERC Ingolstadt aus ihrer Kabine in Richtung Eisfläche stiefeln, fällt ihr Blick unweigerlich darauf. Sechs Tugenden und Verhaltensregeln sind auf dem Meister-Mantra zu lesen, auf Deutsch und Englisch. „Opfern“ lautet ein Punkt, „mentale Stärke“ ein anderer. Auch die Aufforderung „Spiele mit Intelligenz“ ist an der Wand verewigt – doch so richtig scheinen die Panther diesen Punkt noch nicht verinnerlicht zu haben. Mit individuellen Fehlern brachten sie sich am Auftaktwochenende der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in Mannheim und gegen Augsburg um die Punkte.

Das gilt besonders für die Sturmreihe um John Laliberte, Derek Hahn und Thomas Greilinger, die in den Meister-Play-offs noch ausgezeichnet harmonierte. Statistiken nach zwei Spieltagen sind sicherlich wenig aussagekräftig, doch der Blick auf die Plus-Minus-Bilanz des Trios ist erschütternd: Greilinger, Hahn und Laliberte weisen ligaweit die schlechteste Bilanz auf (jeweils -5). Die Plus-Minus-Statistik erfasst, bei wie vielen Toren und Gegentoren ein Spieler auf dem Eis stand und gilt als Indikator für die Defensivstärke.

Spielmacher Hahn sucht keine Ausreden. „Ich muss bessere Entscheidungen treffen. Gegen Augsburg habe ich Fehler gemacht, die zu Gegentoren geführt haben. Dafür übernehme ich die Verantwortung“, sagt der 36-Jährige. Obwohl die gesamte Mannschaft noch nicht auf der Höhe sei, will auch Greilinger seine bislang überschaubaren Vorstellungen nicht schönreden. „Unsere Gegentore bekommen wir meistens durch Konter. Gegen Mannheim bin ich dreimal hinterher gelaufen“, sagt er.

Auch im Powerplay läuft es bislang noch nicht: Bei zwölf Gelegenheiten gelang den Panthern noch kein Treffer. Daher stand das Überzahlspiel in der vergangenen Woche verstärkt auf dem Trainingsplan. „Powerplay ist kein Pass-Wettbewerb. Wir brauchen mehr Schüsse von der Blauen Linie und mehr Verkehr vor dem Tor. Mir sind sechs oder sieben Schüsse lieber als perfekte Zuspiele“, sagt Trainer Larry Huras.

Der 59-Jährige wird heute Abend beim Spiel in Straubing daher reagieren: Laliberte und Hahn bekommen mit Jared Ross, der gestern seinen 32. Geburtstag feierte, einen neuen Sturmpartner. Greilinger, den Huras stärker in die Verantwortung nehmen will, rückt an die Seite von Christoph Gawlik und Björn Barta. „Der Trainer muss etwas versuchen. Ich hoffe, dass es besser läuft“, sagt Hahn, der „einfach gut spielen“ will. „Wir werden im Spiel sehen, wie es funktioniert“, meint Greilinger. „Wir müssen jetzt unbedingt gewinnen, egal wie. Damit nicht wieder Hektik ausbricht.“ Anhaltender Misserfolg schlage irgendwann aufs Selbstvertrauen, außerdem könne man die jetzt verlorenen Punkte mit zunehmender Saisondauer nur schwer aufholen.

Vielleicht ist Straubing ja der passende Gegner, um den Negativlauf von sechs Niederlagen hintereinander (inklusive Vorbereitung und Champions League) zu beenden. In der vergangenen Saison reisten die Panther ebenfalls mit sechs Pleiten in Folge nach Niederbayern, um am 10. Januar einen hart erkämpften 3:2-Erfolg nach Verlängerung zu feiern. Torschütze des zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleichs: Derek Hahn.

Vom Engagement seiner Schützlinge im Training zeigt sich Huras angetan – und auch personell entspannt sich die Situation. Der leicht angeschlagene Eddy Rinke-Leitans muss zwar passen, doch in Straubing kehren zwei zuletzt pausierende ERC-Profis aufs Eis zurück. Patrick Hager (Gehirnerschütterung) und Benedikt Schopper (Schulterprellung) stehen wieder im Kader. Dafür läuft Stephan Kronthaler am Wochenende beim Kooperationspartner in Landshut auf.

Huras will das allerdings keineswegs als Degradierung verstanden wissen. „Ich bin nicht unzufrieden mit ihm. Er arbeitet wie ein Verrückter“, sagt der Kanadier. „Aber er braucht Spielpraxis, vor allem in Unter- und Überzahl.“ Bei Marc Schmidpeter sei es ähnlich. Fabio Wagner reist dagegen mit dem ERC nach Straubing.

Noch nicht wieder in Ingolstadt ist Co-Trainer Manny Viveiros, der aufgrund familiärer Probleme in seiner Heimat Österreich weilt. Der ERC erwartet den 48-Jährigen allerdings in der kommenden Woche zurück.